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FC in der Analyse1:1 gegen Mainz macht Hoffnung und zeigt, was den Kölnern noch fehlt

Lesezeit 5 Minuten
Kölner Torjubel nach dem 1:1 durch Dejan Ljubicic.

Kölner Torjubel nach dem 1:1 durch Dejan Ljubicic.

Der 1. FC Köln dürfte nach dem 1:1 gegen Mainz kaum mehr in Absteigsgefahr geraten. Aus mehreren Gründen.

Das Wichtigste zuerst

Auch wenn der FC in der zweiten Halbzeit dem Sieg etwas näher als die Gäste gewesen war und durch Linton Maina nach 69 Minuten noch die Großchance zur Führung besessen hatte, wirkten die Kölner nach dem Abpfiff nicht wirklich unzufrieden. Die Leistung der Kölner an diesem Tag war ordentlich bis gut, der seit neun Spielen ungeschlagene Gegner aus Mainz ist derzeit auch wahrlich keine Laufkundschaft. Zwar reichte es für den FC wieder nicht zum ersten Heimsieg seit zwei Monaten (3:0 gegen Frankfurt am 1. Februar), doch im Abstiegskampf hat sich nicht viel verändert. Dejan Ljubicic beendete zudem mit seinem sehenswerten Treffer in der 51. Minute die seit 325 Minuten andauernde Torflaute vor eigenem Publikum.

Die Tore

In der 17. Minute gingen die Mainzer in Führung. Der FC bekam den Ball nicht geklärt. Dominik Kohr konnte schalten und walten, wie er wollte und spielte rechts zu Silvan Widmer raus. Der wurde bei seiner perfekten Flanke von Jonas Hector nicht gestört. Torjäger Ludovic Ajorque war in der Mitte zur Stelle und drückte aus kurzer Distanz und im Rücken von Timo Hübers den Ball über die Linie.

Dejan Ljubicic beim Torjubel

Dejan Ljubicic beim Torjubel

In der 51. Minute glichen die Hausherren aus: Florian Kainz bediente Dejan Ljubicic an der Strafraumkante. Letzterer spielte dann einen Doppelpass mit Jonas Hector und traf dann auch noch aus knapp 15 Metern mit einem überlegten Schuss ins rechte Eck zum 1:1.

Das war gut

Nach schwacher Anfangsphase, in der die Mainzer eindeutig überlegen und verdient in Führung gegangen waren, kämpfte sich die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart recht schnell wieder ins Spiel zurück. Der FC präsentiert sich wieder stabiler, lässt sich von Widerständen oder Rückschlägen wie dem 0:1 nicht mehr so leicht verunsichern und ist in der Lage, wieder zu agieren statt nur zu reagieren. Die Spieldaten unterstreichen dies: In sämtlichen wesentlichen Statistiken (Laufleistung, Ballbesitz, gewonnene Zweikämpfe, Passquote, Torschüsse) behielt die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart an diesem Tag die Oberhand.

Das war schlecht

Schiedsrichter haben es in der Bundesliga sicherlich nicht immer einfach, aber sie müssen sich auch nicht wundern, wenn es Gegenwind und Unmut gibt, wenn sie ein Spiel so konfus leiten wie Benjamin Cortus aus Röthenbach. Wenn auch nicht spielentscheidend, so waren doch zahlreiche Entscheidungen des Unparteiischen nicht nachvollziehbar. Schwierig wird es sogar, wenn harte Fouls weniger bestraft werden als Meckereien. So wie in der zweiten Minute der Nachspielzeit, als der Mainzer Dominik Kohr gegen Jan Thielmann seinen Fuß ohne Rücksicht auf Verlust voll draufhielt.

Vorne rechts: Dominik Kohr (Mainz), der mit Jan Thielmann aneinander geriet.

Vorne rechts: Dominik Kohr (Mainz), der mit Jan Thielmann aneinander geriet.

Der 29-jährige Kohr sah zwar seine insgesamt 74. Gelbe Karte in der Bundesliga, doch der in der Folge zurecht aufgebrachte Thielmann ebenfalls. Zudem pfiff Cortus auch noch dem FC den Vorteil ab. Da dann auch als Trainer ruhig zu bleiben, ist nicht leicht. Steffen Baumgart gelang es nicht, er sah ebenfalls die Gelbe Karte. Aber irgendwie konnte man ihn verstehen.

Das sagen die Trainer

Steffen Baumgart (Trainer 1. FC Köln): „Wir haben verdient hinten gelegen. Dann haben die Jungs das gemacht, was sie am besten können: Mutig sein und sich Chancen erarbeiten. Insgesamt war das ein gutes und intensives Spiel, man hat beiden Mannschaften angesehen, wie sehr sie den Sieg wollten.“

Bo Svensson (Trainer FSV Mainz 05): „Nach den ersten 20 Minuten haben wir eine lange Phase gehabt, in der wir einfach kein Fußball gespielt haben. Wir haben uns schwer getan, weil der Gegner das sehr gut gemacht hat. Das ist ein glücklicher Punkt für uns, den nehmen wir gerne mit.“

Das sagen wir

Noch ist der Abstieg natürlich theoretisch möglich, doch mit nunmehr 32 Punkten dürfte der 1. FC Köln nicht mehr in ernsthafte Gefahr geraten. Und zwar aus mehreren Gründen: Zwar holten Hoffenheim in München und Stuttgart tief in der Nachspielzeit gegen Dortmund überraschende Punktgewinne, aber eben auch keine Siege. Acht Punkte beträgt jetzt der Vorsprung auf den Relegationsplatz, acht Punkte sind es ebenfalls auf den ersten direkten Abstiegsplatz.

Aber die Spiele werden weniger, nur sechs Partien sind noch zu absolvieren. Zudem hat sich das Baumgart-Team nach einer längeren Schwächephase wieder gefangen. Der FC macht nicht den Eindruck, als würde er auf der Zielgerade noch total einbrechen. Nach vorne geht in der Tabelle zwar nicht mehr wirklich viel, aber mit einem sicheren Mittelfeldplatz wären die Kölner natürlich auch zufrieden.

Die Mannschaft zeigte an diesem Tag zudem, dass sie das Fehlen eines unumstrittenen Führungsspielers kompensieren kann. Für den gesperrten Ellyes Skhiri rückte Dejan Ljubicic auf die Doppel-Sechs neben dem erneut starken Eric Martel. Der Österreicher traf nicht nur für den FC, sondern bewies ansteigende Form und bot eine überzeugende Leistung. Martel und Ljubicic werden für die Kölner auch in Zukunft wichtig sein, denn Skhiri wird den FC so gut wie sicher nach der Saison ablösefrei verlassen.

Doch das Spiel gegen Mainz zeigte auch, auf welcher Position die Kölner in der kommenden Sommer-Transferperiode akuten Handlungsbedarf haben: Der FC braucht einen Torjäger. Davie Selke ist dieser (noch) nicht. Der Winter-Neuzugang hängt sich zwar rein, reibt sich auf, doch vor dem Tor ist er glücklos und ungefährlich.