München – Steffen Baumgart kannte das Ergebnis schon, zweimal hat er bereits mit 2:3 Toren gegen den FC Bayern verloren, mit dem SC Paderborn war das damals. Und wie damals dürfte er auch am Sonntag trotz einer Niederlage zufrieden die Heimreise angetreten haben: Denn bei der Niederlage am zweiten Spieltag in der Allianz-Arena hatte seine Mannschaft bis in die Nachspielzeit eine mitunter hinreißende Leistung geboten.
Vor der Partie hatten Bayern-Vorstand Herbert Hainer und Ehrenpräsident Uli Hoeneß die Trauerreden auf den am 15. August im Alter von 75 Jahren gestorbenen Gerd Müller, es waren berührende Momente im Münchner Prachtbau, den es ohne das Genie Müller wohl so nie gegeben hätte. Anschließend begann die Partie in der Allianz-Arena vor 20.000 Zuschauern, es war die erste Begegnung vor nennenswerter Kulisse seit anderthalb Jahren. Das Stadion in Fröttmaning ist schon bei voller Besetzung nicht unbedingt für seine Atmosphäre bekannt. Die 20.000 am Sonntag bedeuteten da nur eine geringfügige Verbesserung zum Eindruck der Geisterspiele, zumal die traditionell lauten 8000 Kölner Gästefans fehlten.
Jan Thielmann bringt Manuel Neuer in Schwierigkeiten
Baumgart hatte angekündigt, auch den Rekordmeister früh attackieren zu wollen. Das erwies sich als nicht ganz einfach, die Bayern waren wenig überraschend jeweils nur kurzfristig in der eigenen Hälfte anzutreffen. Doch in der 19. Minute bekam Jan Thielmann erstmals einen Fuß an den Ball, als Manuel Neuer beim Versuch in Schwierigkeiten geriet, das Spiel aufzubauen. Nagelsmann hatte seine Männer am Ball eine Dreier-Abwehrkette spielen lassen und damit für eine Unsicherheit im Team des Meisters gesorgt. Die Bayern wirkten zeitweise arg unsortiert, doch dennoch waren sie alles andere als ein einfach zu bespielender Gegner.
Die Kölner hatten zwar durchaus ihre Momente, einen ersten ernsthaften Torschuss gaben aber die Bayern ab, als sich Niklas Süle in die Offensive einschaltete, Modeste nicht folgte und der Verteidiger satt abzog, doch Horn lenkte den Ball über die Latte (24.). Köln spielte aktiv, wach, mit klarem Plan. Aber nicht unvernünftig. Baumgart hatte jedem seiner Spieler eine klare Aufgabe gegeben. Und in der ersten Hälfte wurde aus den vielen erledigten Einzelaufgaben zeitweise ein sehr respektables Mannschaftsspiel. Das allerdings nicht zu verhindern vermochte, dass die Münchner Ausnahmebegabungen in der Offensive immer wieder aufblitzten. Doch als es nach 42 Minuten noch immer torlos stand, pfiff die Allianz-Arena – ein Achtungserfolg für die Gäste, die nach laufintensiven Minuten extrem froh schienen über den Halbzeitpfiff.
Das könnte Sie auch interessieren:
Zur zweiten Hälfte wechselte Nagelsmann zweimal und vereinfachte sein System. Die Bayern kamen gegen ermüdende Kölner langsam ins Rollen, und nur fünf Minuten nach dem Seitenwechsel überlief Musiala die rechte Kölner Seite, passte an den Fünfmeterraum, wo Lewandowski zum 1:0 traf, es war das 15. Tor des Polen im 16. Spiel gegen Köln – ein weiterer Rekord für den Weltfußballer.
Man musste nicht zwingend davon ausgehen, dass die Kölner nun ihrem Untergang entgegentreiben würden. Doch als Gnabry in der 59. Minute den bayrischen Doppelschlag vollendete, schien es geschehen um die Kölner Aussichten. Doch dann setze sich Jonas Hector auf der linken Seite durch, schlug eine Traumflanke ins Zentrum, die im starken Modeste einen idealen Abnehmer fand. Der Anschluss war hergestellt (60.), zwei Minuten später glich Uth nach einer Energieleistung aus.
Baumgart bringt weitere Angreifer
Der 1. FC Köln hatte sich mit zwei überragenden Angriffen zurück ins Spiel gebracht. Baumgart wechselte, die Kölner fanden zurück in ihre Ordnung und hatten reihenweise starke Pressingaktionen im Münchner Sechzehner. Doch dann klärte Timo Horn per Faust nur unzureichend. Der Ball kam in Gnabrys Aktionsfeld, der Maß nahm – und mit sensationellem Abschluss zur erneuten Münchner Führung traf (71.).
Es war ein Spektakel. Baumgart wechselte unbeirrt weitere Angreifer ein, der Rekordmeister musste im eigenen Stadion an seine Grenzen, Köln spielte wie angekündigt: nach vorn. Doch es reichte nicht mehr zu einem Punkt.
Doch der FC reiste voller Stolz aus Bayern nach Hause.