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1. FC Köln bei Hannover 96Ein Duell der ganz besonderen Emotionen

Lesezeit 4 Minuten
1. FC Köln vs. Preußen Münster, 30. Spieltag, 20.04.2025, 13.30 Uhr, von links: Gerhard Struber, Linton Maina (1. FC Köln), Bild: Herbert Bucco

Im Spiel zuletzt gegen Münster (3:1) war Linton Maina (r.) noch außen vor, jetzt kehrt er im Kölner Spiel bei Ex-Klub Hannover wohl in den Kader von Trainer Gerhard Struber zurück.

Aufstiegsaspirant 1. FC Köln tritt Sonntag in Hannover mit 15.000 Fans im Rücken an und trifft plötzlich auf seinen Ex-Kapitän Dirk Lottner.

Es ist ein bedeutsames Zweitliga-Spiel zwischen zwei Traditionsklubs in einem würdigen Rahmen, mit 49.000 Zuschauern ist die Heinz-von-Heiden-Arena in Hannover zumindest offiziell ausverkauft. Unter ihnen werden 15.000 Gästefans erwartet, die kölsche Faninvasion hat ihren Grund, schließlich steht der 1. FC Köln am viertletzten Spieltag der 2. Bundesliga vor dem Aufstieg. Im Spiel am Sonntag (13.30 Uhr) soll für den FC der entscheidende Schritt folgen – auch wenn rechnerisch die Bundesliga-Rückkehr frühestens erst im kommenden Heimspiel am 3. Mai gegen Regensburg möglich ist.

Dirk Lottner hatte sich auf diese Partie besonders gefreut. Und zwar als Zuschauer auf den Rängen. Der gebürtige Kölner und langjährige FC-Kapitän, der mit Köln 2000 und 2003 in die Bundesliga aufgestiegen war, ist zwar seit Sommer 2022 Trainer bei Gegner Hannover 96, doch für seine U19 ist die Saison in der neuen DFB-Nachwuchsliga beendet. Und folglich das Wochenende spielfrei. So war jedenfalls der Plan. „Ich freue mich einfach auf das Spiel und das kölsche Wochenende. Ich habe 25 Karten besorgt, bereits am Samstag werden mich etliche Freunde aus Köln besuchen“, sagte der 53-Jährige noch am Dienstagvormittag im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ und fügte mit einem Schmunzeln an: „Für Samstag habe ich da ein kleines Rahmenprogramm aufgestellt. Wir wollen ja gute Gastgeber sein. Und meine Freunde werden sehen, dass Hannover weitaus schöner und besser als sein Ruf ist.“

Seine Freude müssen am Samstag im „schönen“ Hannover ohne Lottner auskommen. Denn manchmal kommt es anders, als man denkt. Vor allem im schnelllebigen Business Profi-Fußball. Denn die ambitionierten Hannoveraner entließen nach einer Talfahrt mit zuletzt drei Niederlagen in Folge, nach denen 96 wohl endgültig aus dem Aufstiegsrennen ist, den erst Ende Dezember zurückgekehrten Trainer André Breitenreiter. Und beförderten interimsmäßig Lottner, der neben Christian Schulz und dem bisherigen Co-Trainer Lars Barlemann plötzlich am Sonntag auf der Bank Platz nehmen wird.

Das ist natürlich eine besondere Konstellation. Ich freue mich total auf das Duell mit dem FC und hoffe, dass wir es als Team richtig gut machen. Wir wollen die drei Punkte
Dirk Lottner

„Ich habe natürlich auch den einen oder anderen Besuch hier am Wochenende, was schon länger geplant war. Doch jetzt liegt mein Fokus natürlich auf der Aufgabe rund um die Mannschaft. Die Vorfreude auf das Spiel ist riesig“, sagt Lottner jetzt, dem auf der Tribüne auch Ehefrau Sarah und Tochter Leni-Mayra die Daumen drücken werden: „Das ist natürlich eine besondere Konstellation. Ich freue mich total auf das Duell mit dem FC und hoffe, dass wir es als Team richtig gut machen werden. Wir wollen drei Punkte holen.“ Aber mit Blick auf die ohnehin sehr große Aufstiegschance seines Ex-Klubs fügt er an: „Der FC wird die Saison dann schon noch erfolgreich zu Ende spielen.“

Dirk Lottner, früherer Kapitän des 1. FC Köln, leitet am Donnerstag das Training der Profis von Hannover 96.

Ex-FC-Kapitän Dirk Lottner am Donnerstag beim Training der 96-Profis

Für die Kölner indes ist es keine Option, auf die restlichen drei Partien nach dem 96-Spiel zu setzen. Sie wollen bereits am Sonntag den ganz großen Schritt in Richtung Aufstieg machen und zudem ihre so vielen mitgereisten Fans glücklich machen. „Das ist ein unglaublicher Support, den wir immer wieder erleben. Groß in Erinnerung geblieben ist das Spiel in Berlin, wo eine unglaubliche Fan-Menge dabei war“, erinnert sich FC-Trainer Gerhard Struber an die Partie am 2. November, als rund 17.000 Fans die Kölner zur Partie ins Olympiastadion begleitet hatten. „Jetzt wird es wieder so sein. Ich freue mich extrem über diesen Rückhalt. Wir brauchen die geballte Ladung auch im Moment, um den nächsten Schritt zu machen“, meint der Österreicher.

Dass der Gegner nach dem Trainerwechsel jetzt möglicherweise etwas unberechenbarer sein könnte, das vermutet auch Struber. Was ihn nun erwarte, wurde der FC-Coach am Freitag gefragt: „Das ist eine gute Frage, es gibt ein neues Trainerteam, was den Takt vorgibt. Systemisch haben sie gependelt zwischen Dreier- und Viererkette, mit unterschiedlichem Personal auf dem Platz. Das ist tatsächlich ein Spiel, wo wir einmal mehr voll bei uns sind, und versuchen, unser Spiel durchzusetzen. Wir müssen dabei aber variabel reagieren auf Dinge, die wir im Vorfeld möglicherweise nicht eingepreist haben“, sagt der Österreicher, der mittlerweile personell wieder deutlich mehr Alternativen hat, da einige Spieler nach dem Auskurieren ihrer Verletzungen wieder zur Verfügung stehen.

Maina und Finkgräfe wohl im Kader – FC erhält Lizenz ohne Auflagen

So auch Linksverteidiger Max Finkgräfe und Flügelspieler Linton Maina, die am Sonntag beide wieder zum Kader zählen sollen, in dem allerdings der erkrankte Verteidiger Julian Pauli voraussichtlich fehlen wird. Vor allem für Maina, der nach seiner Sprunggelenkverletzung erstaunlich schnell zurückgekehrt ist, dürfte die Partie in Hannover eine besondere sein, schließlich lief der heute 25-Jährige von 2014 bis 2022 für 96 auf. Und sollte der FC, der von der DFL die Lizenz für die kommende Spielzeit ohne Auflagen erhielt, wie der Klub am Freitagabend mitteilte, in Kürze aufsteigen, will Maina auch am Geißbockheim bleiben und seinen Vertrag in Köln verlängern. Das hat der Offensivspieler nicht nur beim FC hinterlegt, sondern auch interessierten Klubs wie Union Berlin mitgeteilt. 

Mögliche Aufstellungen:

Hannover 96: Zieler - Neumann, Knight, Halstenberg, Ezeh - F. Kunze, Leopold - Gindorf, Oudenne - Nielsen, Voglsammer.- 1. FC Köln: Schwäbe - Thielmann, Hübers, Heintz, Pacarada - Martel - Ljubicic, Kainz - Waldschmidt - Lemperle, Downs.