1:1 endete das Spiel zwischen dem SV Werder Bremen und dem 1. FC Köln. Unsere Analyse.
1:1 in Bremen1. FC Köln bleibt auch im vierten Auswärtsspiel in Folge ungeschlagen
Der 1. FC Köln blieb am Samstagnachmittag am vorletzten Bundesligaspieltag auch im vierten Auswärtsspiel in Folge ohne Niederlage und kam beim SV Werder Bremen zu einem 1:1.
Das Wichtigste zuerst
Der FC hat es zwar verpasst, den eigenen Vereinsrekord aus dem Jahr 1992 einzustellen, als die Kölner unter Trainer Jörg Berger letztmals vier Auswärtssiege in Folge eingefahren hatten. Doch das dürfte an diesem Tag nur ein nebensächlicher Aspekt sein. Die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart hat nun 42 Punkte auf dem Konto, Gegner Werder hat durch das Unentschieden den Klassenerhalt unter Dach und Fach gebracht. Mit dem Punkt können sicher beide Seiten gut leben, auch wenn der eingewechselte Ex-Bremer Davie Selke in der 84. Minute noch die große Chance zum voraussichtlichen Kölner Siegtreffer besaß.
Über die komplette Spielzeit gesehen wäre für die Gäste ohnehin noch mehr drin gewesen. Sie waren in der ersten Halbzeit das aggressivere und bessere Team und verdient durch einen Treffer von Steffen Tigges per Kopf in Führung gegangen (36.). Durch viele Unterbrechungen im Spiel verlor der FC dann allerdings den Rhythmus. Zwar passierte auch im zweiten Durchgang lange Zeit wenig vor den Toren, doch in den letzten 20, 25 Minuten ließen die Kölner die Hausherren besser ins Spiel kommen. Torhüter Marvin Schwäbe verhinderte durch einen sagenhaften Fußreflex den Ausgleich (70.), doch drei Minuten später war auch der Kölner Keeper geschlagen, als die Gäste zu passiv agierten und durch Romano Schmid das 1:1 kassierten.
Die Tore
Der FC ging in der 36. Minute in Führung. Werder wirkte unorganisiert, der Gast nutzte das aus. Der kurz zuvor eingewechselte Jan Thielmann gab den Ball auf Florian Kainz zurück. Der Österreicher wurde nicht angegriffen. Das nutzte er zu einer perfekten Flanke auf Steffen Tigges, der sich im Duell mit Veljkovic durchsetzte und zur Führung einköpfte. Der Ausgleich fiel in der 73. Minute: Benno Schmitz konnte Lee Buchanan nicht an der Flanke auf den ersten Pfosten hindern. Dort köpfte Marvin Ducksch etwas unfreiwillig nicht auf das Tor, sondern an den zweiten Pfosten. Jonas Hector hatte Schmid aus den Augen verloren, der Bremer bugsierte anschließend aus ganz kurzer Distanz den Ball über die Torlinie.
Das war gut
Den Klassenerhalt hatte der FC schon vor zwei Spieltagen perfekt gemacht, doch wiederum fanden die Kölner über weite Strecken die richtige Einstellung zum Spiel und Gegner. Trainer Steffen Baumgart bewies zudem erneut ein gutes Händchen. Er schenkte zu Beginn des Spiel Steffen Tigges das Vertrauen, der seit dem Schützenfest im Hinspiel gegen Bremen (7:1) nicht mehr getroffen hatte. Jetzt zahlte Tigges dieses Vertrauen mit einem Treffer zurück. Zudem handelte der Coach auch konsequent und richtig, als er Dejan Ljubicic frühzeitig vom Feld nahm, da dieser nach einer frühen Verwarnung und einem weiteren harten Einsteigen unmittelbar vor dem Platzverweis gestanden hatte.
Das war schlecht
Der FC verlor nach einem überlegen geführten ersten Durchgang gegen harmlose Hausherren, die als Quittung zur Pause von den eigenen Fans ausgepfiffen worden waren, in der zweiten Halbzeit den Faden. Vor allem ab Mitte des zweiten Durchgangs befand sich der FC im Tiefschlaf, wie die Kölner selbstkritisch anmerkten. So bauten die Kölner die Bremer auf, denen in dieser Phase auch der Ausgleich gelang.
Spieler des Spiels
Da kein Spieler wirklich herausragte, geht diese Auszeichnung ausnahmsweise mal an den „zwölften Mann“. Mal abgesehen vom obligatorischen Abbrennen von Pyrotechnik und ein paar Pfiffen, als die Heimmannschaft schwächelte, zeigten sich die Fans beider Lager von der besten Seite. Die Atmosphäre im Weserstadion war vor, während und nach der Partie großartig. Und vor allem blieb es friedlich, Kölner und Bremer mischten sich – so auch in den Kneipen im benachbarten „Viertel“. Und feierten.
Moment des Spiels
In der 70. Minute stand Bremens Jens Stage vollkommen frei vor Marvin Schwäbe und hatte alle Zeit der Welt für den Torabschluss, doch der FC-Torhüter verhinderte den Einschlug mit einem Weltklasse-Reflex.
Das sagen die Trainer/Spieler
Ole Werner (SV Werder Bremen): „Danke für die Glückwünsche, das kann ich an euch Kölner zurückgeben. In der ersten Halbzeit hat man gesehen, was passiert, wenn der Kopf eine Rolle spielt. Der Kopf macht dann die Beine müde. Viele Jungs haben heute gebissen und sich in den Dienst der Sache gestellt. Die erste Halbzeit war von uns unterm Strich gar nichts. Die zweite war dann besser, wir haben eine Reaktion gezeigt. Wir kommen nicht unverdient zum Ausgleich. Wir haben gut verteidigt und hatten auch das Quäntchen Glück. Deswegen sind wir sehr happy. Es war ein hartes Stück Arbeit auf dem Weg zum Klassenerhalt.”
Steffen Baumgart (1. FC Köln): „Glückwunsch an Bremen zum Klassenerhalt, das ist das Wichtigste. Wir haben es uns beide verdient, dass wir uns nächste Saison wiedersehen. Wir haben eine sehr gute erste Halbzeit gespielt, hätten aber noch mehr auf das zweite Tor drängen können. Das haben wir leider versäumt. Dann haben wir erlebt, dass Bremen nach und nach ins Spiel gekommen ist. Nach dem Ausgleich waren wir wieder besser drin und hatten auch Möglichkeiten. Am Ende nehmen wir den Punkt mit, über 90 Minuten war vielleicht mehr drin. Aber ich sehe es jetzt nicht als verdient oder unverdient.”
FC-Torschütze Steffen Tigges: „Ich habe in den letzten Spielen schon am Tor geschnuppert. Es zahlt sich in der Mitte aus, wenn so viele Flanken reingeschlagen werden. Es freut mich natürlich, dass es heute mal wieder geklappt hat. Ich bin vorher schon auf die Schulter gefallen und es tat nach dem Tor direkt etwas weh. Deswegen konnte ich den Jubel nicht groß ausschmücken. Wir haben insgesamt aber nicht so zielstrebig nach vorne gespielt wie zuletzt. Die Räume konnten wir nicht zu hundert Prozent nutzen. Dass Bremen mit der Kulisse und dem Klassenerhalt vor Augen dann nochmal aufkommt, war uns klar. Wir wollten dagegenhalten. Den Punkt müssen wir dann so mitnehmen. Es hätten heute aber drei sein können.“
Das sagen wir
Auch nach dem längst unter Dach und Fach gebrachten Klassenerhalt bringt der 1. FC Köln seine vierte Bundesligasaison in Folge seriös zu Ende. Dafür sorgt alleine schon Steffen Baumgart, der einen Schlendrian gar nicht erst zulässt. Die Spieler folgen ihm. Der FC hat nur eines der vergangenen acht Spiele verloren und befreite sich so aus der Krise, die es in der Tat vor ein paar Wochen noch gegeben hatte. Jetzt folgt nur noch ein Spiel, und das sollte es in sich haben: Zum Abschluss empfangen die Kölner den FC Bayern München. Am kommenden Samstag will der FC nicht nur Jonas Hector, Timo Horn und Ellyes Skhiri den Abschied versüßen, sondern er könnte auch dem Rekordmeister in die Titel-Suppe spucken.