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„Fall Potocnik“Darum gibt sich Ljubljana im Streit mit dem FC siegessicher

Lesezeit 4 Minuten
Der „Court of Arbitration for Sport“ (Cas) in Lausanne, Schweiz

Der „Court of Arbitration for Sport“ in Lausanne, Schweiz. Vorerst hat der Cas die Transfersperre gegen den 1. FC Köln aufgehoben.

Die Parteien setzen auf den Cas, doch der lässt sich wohl mindestens bis Oktober Zeit.

Der kommende Samstag ist für den 1. FC Köln ein nicht ganz unwichtiger. Am 1. Juli öffnet das Sommer-Transferfenster, der Bundesligist kann seine bisher getätigten Neuzugänge Leart Paqarada, Luca Waldschmidt, Jacob Christensen und Jonas Nickisch registrieren. Für gewöhnlich ein rein formeller Akt, der kaum der Rede wert ist. Doch in diesem Jahr ist das beim 1. FC Köln nach dem Fifa-Urteil und der Transfersperre bekanntlich anders. Doch diese wurde aus FC-Sicht erfreulicherweise vom Internationalen Sportgerichtshof Cas Ende Mai ausgesetzt, ab dem 1. Juli steht das Quartett also beim FC unter Vertrag.

Dennoch werden den 1. FC Köln der Fall Jaka Cuber Potocnik und damit auch die Transfer-Thematik noch weitere Monate beschäftigen. Der Ausgang? Offen. Denn die Anhörung („Hearing“) in dem Rechtsstreit zwischen dem 1. FC Köln und Potocnik gegen Olimpija Ljubljana wird nicht vor Oktober stattfinden. Das leitet sich aus der aktualisierten Liste des Cas mit allen terminierten Anhörungen vor dem Sportgericht ab, die jetzt veröffentlicht wurden. Auf dieser sind 25 Fälle aus mehreren Sportarten aufgelistet, es geht um Dopingfälle, Spielberechtigungen, Finanzstrafen und Transferstreits.

FC-Fall fehlt noch in der Cas-Liste

Doch der „FC-Fall“ fehlt. In dem geht es am Ende um die Frage, ob der damals erst 16-jährige Jaka Cuber Potocnik seinen Vertrag bei Olimpija im Januar 2022 rechtswirksam gekündigt oder ob das große Sturmtalent Vertragsbruch begangenen hat. Das wurde ihm von seinem Ex-Klub Ljubljana und der Fifa vorgeworfen. Das Fehlen des Falls Potocnik ist für den FC erst einmal nicht so schlecht und verschafft Zeit.

Der Cas, der die Klagen der drei Parteien (Spieler, Köln, Ljubljana) nach dem Fifa-Urteil vom 1. Februar erst am 24. April 2023 aufgenommen hat, wird die Anhörungen nicht vor Oktober ansetzen. Davon geht man auch beim FC selbst aus. Dazu passt, dass der FC laut der „Kölnischen Rundschau“ vor ein paar Tagen einen Antrag auf Fristverlängerung bis zum 17. Juli gestellt hat, was den schriftlichen Austausch zwischen den Kölnern und Ljubljana betrifft. Erst dann werden alle Dokumente vollständig an den Cas übermittelt, so dass der juristische Prozess fortschreiten wird. Vorerst wird kein Urteil gefällt, die aktuelle Kölner Transferperiode ist damit gesichert.

Wiederum ungünstig für den FC wäre es allerdings, sollte sich das Prozedere bis kurz vor Weihnachten hinziehen. Dann stünde der Verein vor einer ähnlichen Problematik wie nach dem späten Eingang des Fifa-Urteils Ende März. Rund zwei Monate waren die Kölner im Unklaren darüber, ob sie neue Spieler registrieren dürfen. Und für potenzielle neue Spieler galt dies ebenso. Dieses Szenario vor der Winter-Transferperiode würde man sich gerne ersparen. Die Kölner Verantwortlichen wollen sich auf Anfrage dieser Zeitung derzeit grundsätzlich nicht mehr zum ganzen Thema äußern.

Ljubljana will Gutachten erwirken

Olimpija Ljubljana gibt sich das offener. „Wir haben schon damit gerechnet, dass sich das Ganze noch etwas hinziehen wird. Wir hoffen und gehen davon aus, dass spätestens Anfang Oktober die Anhörungen stattfinden“, sagt Olimpijas Vizepräsident Christian Dollinger dieser Zeitung. In der derzeitigen Phase des schriftlichen Verfahrens tauschen sich die beiden Klubs und die Spielerseite mit Schriftstücken aus. Diese umfassen bis zu 50 Seiten. In den Dokumenten der Kölner seien für Ljubljana keine überraschenden neuen Erkenntnisse aufgetaucht, sagt Dollinger und führt aus: „Erstmals werden auch wir ganz ausführlich unsere Sichtweise und unsere Argumente darlegen. Wir werden entsprechend nachlegen und bleiben weiter zuversichtlich. Wir halten an unserer Mindestforderung fest, möchten aber erwirken, dass ein Gutachten über den wahren Wert des Spielers entscheidet.“

Die Slowenen wollen für den Transfer eine nachträgliche Ablöse in Höhe von 2,5 Millionen Euro plus 69 972,60 Euro Ausbildungsentschädigung und 7200 Euro Schadensersatz. Dollinger gibt sich ziemlich siegessicher: „Olimpija wird beweisen, dass die Stellungnahmen des 1. FC Köln unrichtig sind und der FC aus unserer Sicht bewusst eine falsche Darstellung der Tatsachen geschaffen hat, um Zeit zu gewinnen“, behauptet der Anwalt aus München. Auch nach Bekanntwerden der Aussetzung der Transfersperre gegen den FC sei sein Klub nicht nervös geworden, so Dollinger. Denn: „In erster Linie kämpft da der 1. FC Köln gegen die Fifa.“

„Der Ball liegt beim 1. FC Köln“

Möglich wäre natürlich weiterhin, dass sich die Parteien immer noch einigen könnten. Doch eine Einigung scheint nicht in Sicht. „Mal abgesehen vom Austausch der jeweiligen Dokumente haben wir momentan keinen Kontakt zu den Verantwortlichen des 1. FC Köln“, sagt Dollinger. Sein Klub werde auch nicht mehr aktiv auf die Kölner zugehen. „Der FC müsste auf uns zukommen, wenn er denn will – und nicht umgekehrt. Der Ball liegt deshalb beim FC“, meint Olimpijas Vizepräsident.

Dollinger freut sich erst einmal auf die neue Saison. In die geht der slowenische Double-Gewinner mit „einigen vielversprechenden Neuverpflichtungen“. Und mit einem neuen Cheftrainer. Der Portugiese João Henriques löste Albert Riera ab. Trotz Meisterschaft und Pokalsieg. Mit dem neuen Coach Henriques soll nun in der Qualifikation der gewaltige Sprung in die Champions League geschafft werden.