FC-Offensivspieler Florian Kainz (30) spricht im Interview über die Herausforderungen für die neue Bundesliga-Saison.
„Wäre eine große Ehre“Das sagt Florian Kainz über das Kapitänsamt beim 1. FC Köln
Herr Kainz, wie ist Ihr erster Eindruck von der Mannschaft – auch im Vergleich mit den Teams aus den Jahren zuvor?
Florian Kainz: Gut. Wir sind gut aufgestellt, ich habe jedenfalls keine Bauchschmerzen, was die neue Saison angeht. Ein Großteil der Mannschaft und das Trainerteam sind jetzt schon zwei Jahre beisammen. Die meisten Spieler kennen also das Spielsystem, die Abläufe. Klar: So wie zuletzt werden immer mal wieder wichtige Spieler den Verein verlassen. Das war in den zwei Jahren zuvor auch so, trotzdem haben wir souverän die Klasse gehalten. Deswegen bin ich überzeugt, dass uns das wieder gelingt.
Doch wie schwer wiegt der Verlust von Jonas Hector, Ellyes Skiri und Timo Horn, mit denen Sie jahrelang zusammengespielt haben?
Schwer – und zwar bei allen dreien. Jonas und Timo sind FC-Legenden, die für die Mannschaft und auch in der Kabine extrem wichtig waren. Und Flaco (Skhiri, d. Red.) hatte eine Vorbildfunktion, die seinesgleichen sucht. Es war beeindruckend, wie er immer an sich gearbeitet hat, was er alles für seinen Körper gemacht hat. An ihm haben sich viele Spieler orientieren und ein Beispiel nehmen können. Sportlich und menschlich sind die Abgänge für uns ein Verlust.
Lässt sich dieser überhaupt kompensieren – und wenn ja, wie?
Als Team. So, wie es jedes Jahr der Fall ist. Und wir haben schon gute Jungs dazu bekommen. Wir haben weiterhin einen sehr guten Teamgeist. Und ich sehe genug Spieler, die Verantwortung übernehmen werden.
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Sie zählen bereits zu diesen Spielern und gelten als Favorit auf die Nachfolge von Hector als FC-Kapitän. Wir gehen mal davon aus, dass Sie das Amt annehmen würden?
Wenn man mir das Kapitänsamt anbieten würde, dann würde ich es auch gerne annehmen. Der Trainer wird das entscheiden und bekanntgeben. Ich weiß auch, dass das für viele ein Riesen-Thema ist, auf das ich selbst ja oft angesprochen werde (lacht). Ich war ja schon ein paar Mal Kapitän, als Jonas nicht spielen konnte. Da wird zählt man automatisch zum Favoritenkreis.
Es gab viele legendäre FC-Kapitäne.
Ich weiß. Aber wir reden hier immer noch vom Konjunktiv: Das Amt wäre eine große Ehre, Auszeichnung und natürlich eine große Verantwortung für mich.
Nach Mark Uth sind Sie der zweitälteste Spieler im Kader. War Ihnen das bewusst?
Das hat mich auch gewundert, dass ich mit 30 Jahren jetzt der zweitälteste Spieler bin. Ich fühle mich gut, bin fit und weiß, dass ich schon über eine relativ große Erfahrung verfüge. Ich habe vor 13 Jahren mit 17 mein Profi-Debüt für Sturm Graz gegeben. Ich bin 2016 nach Deutschland gewechselt und seit viereinhalb Jahren beim FC. Da erlebt man einiges.
Und Sie haben mittlerweile mit 126 mehr Pflichtspiele für den FC als für Ihren Heimatverein Graz bestritten.
Auch das hätte ich damals bei meiner Ankunft in Köln nicht gedacht. Aber ich bin froh, dass alles so gekommen ist. Solche Statistiken werden sogar von Freunden und Verwandten aus Graz an mich herangetragen (lacht).
Ist diese Karrierephase sogar die schönste Ihrer Karriere?
In Graz bin ich als ganz junger Spieler Meister geworden. Ich hatte eine schöne Zeit bei Rapid Wien mit Europapokal-Spielen. Auch die Zeit bei Werder Bremen war gut. Aber die Zeit beim FC, auch die letzte Saison mit den ganzen Europapokal-Reisen, die nimmt schon eine besondere Stellung ein. Die letzte Saison war sportlich die beste meiner Karriere. Deshalb genieße ich gerade die Zeit in Köln.
Ihr Vertrag läuft bis 2025. Können Sie sich vorstellen, Ihre Karriere auch in Köln zu beenden?
Das könnte ich mir vorstellen. Aber man weiß ja nie, wie sich alles entwickelt. Ich fühle mich sehr wohl, denke aber jetzt auch noch nicht ans Karriereende.
Steffen Baumgart ist bereits Ihr fünfter FC-Trainer. Wie wichtig ist er für Sie?
Er ist ein ganz wichtiger Trainer für mich. Die Zusammenarbeit mit dem Trainerteam und dem Stab ist großartig. Es macht einfach riesigen Spaß.
Baumgart hatte Sie in den letzten zehn Spielen der vergangenen Saison von der Außen- auf die Zehner-Position gestellt. Waren Sie überrascht?
Etwas. Aber der Trainer hatte mich in der Länderspielpause angerufen und frühzeitig in seine Pläne eingeweiht. Der Plan ist aufgegangen, er hat gut funktioniert. Ich habe mich auf der Position sehr wohl gefühlt. Allerdings haben wir jetzt mit Mark Uth und Luca Waldschmidt zwei weitere Spieler für die Position, der Konkurrenzkampf dort ist größer geworden. Wir haben aber gezeigt, dass wir auch verschiedene Systeme beherrschen. Ich freue mich ungemein für Mark, dass er wieder schmerzfrei ist. Er hat eine sehr harte Zeit hinter sich. Ich hatte ja auch schon mal so eine lange Leidenszeit und kann das deshalb absolut nachvollziehen.
Auch in der Nationalmannschaft spielen Sie wieder eine Rolle, zumindest werden Sie wieder eingeladen. Sehen wir Österreich bei der EM-Endrunde 2024?
Es läuft gut in der Quali. Nach vier Spielen haben wir zehn Punkte auf dem Konto. Wir haben eine sehr gute Mannschaft mit einem coolen Trainerteam um Ralf Rangnick. Natürlich ist es ein riesiges Ziel von mir, dass ich bei der Euro 2024 in Deutschland dabei bin. Der Wahnsinn wäre es natürlich, sollten wir dann in Köln spielen.