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„Vasallenstaat Belarus"FC fordert Uefa zum Handeln auf, erwägt aber keinen Boykott

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Der 1. FC Köln (rechts Dominique Heintz) traf im Herbst 2017 in der Europa League auf Bate Borissow.

Köln – Nicht nur die Vielzahl an Reaktionen auf den Vorstoß war enorm, sondern auch die Bandbreite. Bis zum frühen Donnerstagabend erhielt das Präsidium des 1. FC Köln bereits 250 E-Mails von Mitgliedern, die das Vorhaben unterstützen. Aber wie es heutzutage nun einmal ist, waren in den sozialen Netzwerken auch einige negative Reaktionen zu vernehmen.

Das Vorhaben: Der Bundesligist fordert den Ausschluss von belarussischen Mannschaften aus den europäischen Wettbewerben. Ein entsprechendes Schreiben hat der Verein Donnerstag offiziell bei der Uefa eingereicht. „Mit Blick auf die politische Lage und die Unterstützung Russlands durch die belarussische Regierung beim Angriffskrieg gegen die Ukraine fordert der 1. FC Köln von der Uefa ein entschlossenes Handeln und den Ausschluss dieser Teams aus dem Wettbewerb“, erklärt der Verein. Werner Wolf wurde am Donnerstag am Geißbockheim deutlich: „Belarus ist ein Vasallenstaat. Er wird als Aufmarschgebiet für die russische Armee genutzt. Der Präsident hat europäischen Staaten gedroht. Deswegen muss man Belarus als indirekten Kriegsteilnehmer betrachten. In der Ukraine geschieht Völkermord, Kinder werden umgebracht. Darauf müssen wir weiter aufmerksam machen.“ Der Präsident erklärte, dass der Verein auch andere Klubs mit der Bitte um Unterstützung kontaktiert habe. Diese Schreiben seien aber erst am Mittwoch rausgegangen.

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Der 1. FC Köln könnte in den Playoffs (18./25. August) oder in der Gruppenphase der Conference League auf ein belarussisches Team treffen. Denn mit Dinamo Minsk, Borissow, Homel und Salihorsk sind gleich vier belarussische Klubs im Wettbewerb dabei, deren Heimspiele auf einem neutralen Platz unter Ausschluss von Zuschauern ausgetragen werden sollen.

Grasshopper an Andersson interessiert

Der 1. FC Köln bestreitet am Freitag (18 Uhr, keine Zuschauer zugelassen) in Troisdorf seine Pflichtspiel-Generalprobe gegen den niederländischen Erstligisten NEC Nijmegen. Für Trainer Steffen Baumgart ist die Partie aber nicht unbedingt eine Generalprobe: „Die Elf, die am Freitag aufläuft, wird aber nicht zwangsläufig die sein, die auch in Regensburg beginnt. Wir werden noch mal einiges testen, so zum Beispiel Kristian Pedersen auf der Innenverteidiger-Position.“ Im Kader stehen 22 Spieler, Dejan Ljubicic und eventuell Steffen Tigges sind noch nicht dabei.

Sebastian Andersson darf den 1. FC Köln verlassen, das steht spätestens seit dieser Woche fest. Offenbar gibt es jetzt einen möglichen Abnehmer für den glücklosen Stürmer, der noch bis 2023 beim FC unter Vertrag steht. Laut der Schweizer Zeitung „Blick“ soll der Grasshopper Club Zürich am Schweden interessiert sein. Ob die Schweizer Liga den 31-Jährigen aus sportlichen und finanziellen Gründen reizt, ist unklar. Beim FC soll Andersson rund zwei Millionen Euro pro Jahr verdienen. Köln würde ihn wohl zum Nulltarif ziehen lassen. (LW)

Der FC fordert mit dem Schreiben die Uefa auf, endlich eine Lösung zu finden und nachzuziehen. „Die Uefa hätte das schon längst klären müssen“, sagt Wolf. Das Internationale Olympische Komitee hat russische und auch belarussische Sportler und Teams jüngst von allen internationalen Wettbewerben ausgeschlossen, der Internationale Sportgerichtshof bezeichnete das als rechtmäßig.

Wie weit würde der FC gehen?

Doch wie weit würde der FC am Ende mit seinem Protest gehen, sollte die Uefa nicht aktiv werden und dem Baumgart-Team tatsächlich ein Gegner aus Belarus zugelost werden? Würde er ein Duell sogar boykottieren? Wolf entgegnet: „Wir sind davon überzeugt, dass die Uefa jetzt interveniert. Sollte das nicht passieren, würden wir unter den aktuellen Umständen antreten, aber die Bühne nutzen, um gegen den Krieg zu demonstrieren.“ Bei einem Boykott wäre der FC ausgeschieden. Und dies könnte sich der finanziell schwer angeschlagene Klub kaum leisten.