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„Es ist nicht so viel Geld übrig“Welche Neuzugänge der 1. FC Köln trotz Sparzwängen noch plant

Lesezeit 4 Minuten
Sport-Geschäftsführer Christian Keller (l.) und Präsident Werner Wolf unterhalten sich während des Trainingsauftakts des 1. FC Köln am Montag.

Sport-Geschäftsführer Christian Keller (l.) und Präsident Werner Wolf unterhalten sich während des Trainingsauftakts des 1. FC Köln am Montag.

Der finanzielle Spielraum des FC für Neuzugänge bleibt trotz des Weggangs von Top-Verdienern überschaubar.

Am Montagvormittag rollte nach der über sechswöchigen Sommerpause am Geißbockheim endlich wieder der Ball, und zum Trainingsauftakt beim 1. FC Köln hatten sich knapp 1000 Fans eingefunden. Die dürften durchaus neugierig auf die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart gewesen sein, schließlich hat sich beim Bundesligisten personell doch einiges getan.

Jonas Hector, der seine Karriere beendet hat, und den (noch) vereinslosen Timo Horn bekamen sie freilich ebenso nicht mehr zu Gesicht wie den nach Frankfurt gewechselten Ellyes Skhiri. Auch die Nationalspieler Florian Kainz, Dejan Ljubicic, Nikola Soldo, Eric Martel, Dimitris Limnios, Mathias Olesen und Denis Huseinbasic fehlten – ebenso der verletzte Jan Thielmann und der erst im Lauftraining befindliche Steffen Tigges.

Dafür konnten die Anhänger erstmals die Neuzugänge Luca Waldschmidt, Jacob Christensen und Nachwuchs-Torwart Jonas Nickisch in Aktion erleben. Leart Paqarada, der bisher vierte Neuzugang, bekam aufgrund seiner Länderspiel-Tour mit dem Kosovo noch ein paar Tage Sonderurlaub. Die Nationalspieler stoßen im Trainingslager ab Donnerstag in Maria Alm zum Team. Im Salzburger Land bereitet sich der Bundesligist erstmals auf die Saison vor.

Überraschenderweise stand am Montag aber ein neues Gesicht zwischen den Pfosten: Torhüter Philipp Pentke mit. Dieser war zuletzt vier Jahre lang die Nummer drei bei der TSG Hoffenheim und ist seit dem 1. Juli vereinslos. Der FC sucht nach dem Weggang von Horn, dessen Vertrag ausgelaufen ist, eine neue Nummer zwei hinter dem unangefochtenen Stammtorhüter Marvin Schwäbe. Dass der 38-jährige Pentke dieser wird, ist nicht wirklich wahrscheinlich. „Ich kenne Philipp gut aus unser gemeinsamen Zeit in Regensburg. Er hat mich gefragt, ob er sich bei uns fit halten kann. Ich habe gesagt, wir haben da aktuell ohnehin eine freie Position. Das ist der ganze Deal dahinter“, sagte Sport-Geschäftsführer Christian Keller.

FC setzt in Zukunft auf Kronprinz Urbig

Die Suche nach einem Schwäbe-Vertreter gestaltet sich durchaus schwierig, schließlich war nicht erst seit wenigen Tagen oder Wochen, sondern seit Monaten bekannt, dass Horn seinen Heimatverein nach 21 Jahren verlassen würde. Zudem benötigt der FC eher einen Platzhalter für eine Saison, schließlich setzt man in der Zukunft auf den an Fürth ausgeliehenen Kronprinzen Jonas Urbig (19), den die Kölner Verantwortlichen die Entwicklung zum Bundesliga-Torhüter zutrauen. „Wir haben ein ganz klares Profil, wie wir uns das vorstellen und damit gehen wir sehr offen und klar um. Deswegen glaube ich auch, dass alle Gespräche, die wir mit Torhütern führen, genau in die Richtung gehen“, sagte Baumgart.

Einen weiteren Quasi-Neuzugang hat der Coach dagegen schon (oder endlich) zur Verfügung: Mark Uth, der Kölner Pechvogel, der praktisch die komplette Saison 2022/23 verletzt ausgefallen war. Wenn der Heilungsprozess so weitergehe, könne Uth in Österreich teilweise mit der Mannschaft trainieren und nach der Rückkehr nach Köln komplett ins Training einsteigen, hofft Keller.

Bei Außenstürmer Jan Thielmann ist die Prognose freilich eine düstere. Der Junioren-Nationalspieler, der sich kurz vor dem Start der U21-EM schwer verletzt hatte, geht auch rund einen Monat nach seiner Operation weiter an Krücken, das rechte Knie ist bandagiert. Frühestens im Herbst sei mit Thielmann zu rechnen, erklärte Baumgart bereits.

Ein Außenspieler soll noch kommen

Bereits vor dessen Verletzung war klar, dass der FC neben einem rechten Außenverteidiger und einem zweiten Torhüter auch einen Neuzugang für Offensive verpflichten will, der auf beiden Seiten agieren kann. Man suche einen „Spieler mit Geschwindigkeit und Tiefgang“, so Keller. Ein Transfer sei allerdings kein zwingendes Muss. Ein erfahrener Sechser soll nach dem Abgang von Führungsspieler Skhiri indes nicht kommen. „Stand jetzt nicht“, sagte der Sportchef.

Obwohl der FC mit Hector, Skhiri, Horn oder Sebastian Andersson Top-Verdiener nicht mehr auf der Gehaltsliste hat, ist der finanzielle Spielraum offenbar überschaubarer als von einigen vermutet. „Nach meinem Kenntnisstand ist nicht so viel Geld übrig“, erklärte Keller. Einen Spielraum für Neuzugänge von zehn Millionen Euro, wie teilweise kolportiert wurde, sehe er jedenfalls nicht.

Baumgart wäre lieber später nach Österreich

Öffentliche Transfer-Wünsche will Baumgart ohnehin nicht formulieren, das sei „Blödsinn“. Außerdem habe der FC noch Zeit, die Transferperiode läuft bis zum 31. August. „Wir werden noch ein, zwei, vielleicht auch drei oder vier Gespräche führen. Wir haben aus meiner Sicht keinen Druck“, sagte Baumgart, der aber erklärte, dass er es bevorzugt hätte, erst in der kommenden Woche nach Österreich zu reisen. „Ich habe es lieber, die erste Woche oder die ersten zehn Tage in Köln zu absolvieren und erst dann ins Trainingslager zu reisen, aber das ist auch nicht dramatisch“, so Baumgart. Auch das Trainer-Leben in der Bundesliga ist nicht immer ein Wunschkonzert.