Köln – Steffen Baumgart, aufgewachsen in der DDR, wird ihn ganz sicher kennen, einen der größten Ost-Hits überhaupt. Ende der 70er Jahre sangen die Puhdys: „Alt wie ein Baum.“ Baumgart, der Cheftrainer des 1. FC Köln, fühlt sich ganz sicher nicht so, ist seit Mittwoch aber immerhin ein halbes Jahrhundert alt. Der Coach feierte seinen 50. Geburtstag auch auf dem Trainingsplatz. Und er könnte sich vorstellen, beim FC zumindest älter zu werden.
Ganz so, wie es seine Art ist, kommentierte Baumgart, seinen runden Geburtstag sehr sachlich: „50 ist nur eine Zahl“, sagte der FC-Trainer nüchtern nach dem Training. „Es wird keine Feier geben. Ich werde mit meiner Frau essen gehen“, sagte Baumgart und kündigte an, dass die große Feier noch nachgeholt werde. „Meine Frau wird dieses Jahr noch 50. Wir haben Silberne Hochzeit.“ Auch beim Thema Wünsche hielt sich der Rostocker zurück: „Ich will gesund bleiben, das ist das Wichtigste. Alles andere kommt von alleine.“
Der Coach verriet dann immerhin, dass ihn „niemand vergessen“ habe. Auf seinem Instagram-Profil wurde der runde Geburtstag derweil dann doch etwas ausgelassener gefeiert. So waren dort einige nicht ganz ernst zu nehmende Schnappschüsse aus dem abgelaufenen Jahr zu sehen: Baumgart beim Skifahren mit der Familie, als „Schwein-Horn“ verkleidet am 11.11., ziemlich raderdoll auf einer riesigen Schaukel und natürlich bei der Arbeit auf dem Fußballplatz.
Pfiffige Geschenke gab es auch: Das Funktionsteam überreichte dem Trainer selbst gebackene „Cakepops“, eine Art Kuchen-Lollis. Und vom Vorstand gab es eine Torte mit einer großen Schiebermütze aus Marzipan und einer großen 50 drauf.
So gut wie sicher ist, dass der Trainer von der Vereinsführung bald noch ein größeres „Geschenk“ erhalten wird. Denn die Vertragsverlängerung mit Baumgart ist offenbar nur noch eine Frage der Zeit. Im Interview mit dieser Zeitung hatte der Trainer erklärt, dass er es sich absolut vorstellen kann, noch mehrere Jahre Trainer in Köln zu bleiben. „Wenn der Verein das gerne möchte, dann können wir gerne über eine Verlängerung sprechen. Ich jedenfalls habe nicht vor, bald meine Sachen zu packen“, sagte Baumgart, dessen Vertrag bis 2023 läuft. Die Entwicklung der Mannschaft und des gesamten Vereins sei noch längst nicht abgeschlossen. „Man sieht mir hoffentlich an, dass ich mich in Köln wohlfühle und beim FC Spaß habe.“ Wenn der Klub auf ihn mit dem Vorschlag eines längerfristiges Engagements zukäme, würde Baumgart zusagen: „So sieht es aus.“
„Entwicklung gerne fortsetzen"
Der Klub wird dies tun – allerdings noch nicht in Kürze. „Wir freuen uns, dass sich Steffen Baumgart in Köln so wohl fühlt und sind sehr glücklich über die ersten Monate. Diese Entwicklung wollen wir natürlich gern fortsetzen“, teilte Präsident Werner Wolf auf Anfrage mit. Doch man sieht sich offenbar nicht in Eile, auch wenn Interims-Sportchef Jörg Jakobs, der zugleich Vorstandsberater ist, kurz vor Weihnachten gegenüber dem „Geissblog“ erklärt hatte: „Mit einem auslaufenden Vertrag in die Saison zu gehen, ist weder bei Spielern noch bei Trainern optimal. Ich fand den Freiburger Ansatz immer super, sich im Winter 18 Monate vor Vertragsende zusammenzusetzen, um sich auf ein weiteres Jahr zu einigen.“
Sportchef beginnt am 1. April
Dieser Zeitpunkt wäre jetzt gekommen. Der Vorstand will allerdings erst dann Nägel mit Köpfen machen, wenn Christian Keller, der neue Geschäftsführer Sport, nach seiner Auszeit seit dem Ausscheiden aus Regensburg die Arbeit aufnimmt. Dies ist am 1. April der Fall. Wolf: „Über die Rahmenbedingungen einer weiteren Zusammenarbeit wird die Geschäftsführung unter der Leitung unseres neuen Sport-Geschäftsführers Christian Keller ab April mit Steffen Baumgart sprechen. Die beiden haben sich bereits kennengelernt und über die Situation gesprochen und sich auf diesen Fahrplan für die Gespräche verständigt.“
Nach dieser Aussage kann Baumgart mit diesem Fahrplan also leben. Auch im Interview erwähnte er, dass es zu berücksichtigen und zu respektieren sei, dass sein neuer Vorgesetzter Keller ab April am Geißbockheim tätig ist. Der Klub befindet sich bekanntlich im Umbruch. Der neue kaufmännische Geschäftsführer Philipp Türoff nahm am Montag seine Arbeit beim FC auf. Alexander Wehrle, der zuletzt alleiniger Geschäftsführer war, wird nach über neun Jahren in Köln in den kommenden Wochen den Klub in Richtung VfB Stuttgart verlassen.
Und der Verein will auch nichts überstürzen. Im Sommer 2020 hatte der Klub ohne Not mit Trainer Markus Gisdol bis 2023 verlängert. Dabei hatte dieser gerade zehn Spiele in Folgen nicht gewonnen und die Saison mit einem 1:6 in Bremen beendet. Zwischen dem sportlichen Zustand von damals und dem aktuellen liegen allerdings Welten.
Bei den Puhdys heißt es weiter im Refrain: „Alt wie ein Baum möchte ich werden.“ Baumgart würde es gewiss schon reichen, wenn er ein paar weitere Jahre beim FC dranhängen könnte.