Kölnl – Die Hoffnung ist zurück, der Aufwärtstrend hat sich manifestiert. Doch Mannschaft und Verantwortliche des 1. FC Köln kamen nach dem 1:2 gegen den FC Bayern auch schnell zur Einsicht, dass man sich für Lob und Schulterklopfen nach einer sehr ansprechenden Leistung dann doch nicht viel kaufen kann.
Am deutlichsten sprach dies Dominick Drexler aus, der mit seinem Anschlusstor noch einmal für Spannung gesorgt hatte. „Die Bayern waren offenbar müde und zu knacken. Ich finde es schwierig, aus einer Niederlage etwas mitzunehmen. Spielerisch sicherlich, aber gegen Bremen wird es wieder ein ganz anderes Spiel“, sagte der Kölner Offensivspieler.
Nicht nur die Partie am Freitag beim SV Werder Bremen (20.30 Uhr) dürfte ein ganz anderes Duell als das gegen den FC Bayern werden, sondern auch das folgende daheim gegen Union Berlin. In diesen Spielen gegen Gegner auf vermeintlicher Augenhöhe ist der FC dann auch zum Punkten gezwungen, am besten zum dreifachen Punkten, denn trotz des Formanstiegs zuletzt wartet die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol weiter seit der Ewigkeit von 16 Bundesligaspielen auf einen Sieg.
Bremen als „Knackpunkt"
Für Sportchef Horst Heldt ist die Partie an der Weser der „Knackpunkt“, den seine Mannschaft überstehen müsse. „Wir müssen uns in Bremen neu beweisen.“ Die Leistung gegen den Rekordmeister müsse der Maßstab für die kommenden Aufgaben sein. „Das Spiel gegen die Bayern hat jetzt jedem Spieler ein gutes Orientierungsmaß gegeben, was er machen muss, damit es funktioniert.“
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Dass der FC überhaupt in Bremen antreten muss, hat er sich zu einem guten Teil selbst zuzuschreiben. Denn durch einen 6:1-Sieg am 34. Spieltag gegen den FC und Schützenhilfe von Union Berlin rettete sich Werder noch auf den letzten Drücker in die Relegation gegen Heidenheim, aus der die Bremer dann siegreich hervorgingen. Dieser 27. Juni ist in Köln noch in ganz unguter Erinnerung. Der FC, der am Spieltag zuvor den Klassenerhalt gesichert hatte, bot an der Weser einen unwürdigen, beschämenden Auftritt, der der Tiefpunkt der Negativserie war und nachhallte.
Werder viel stabiler
Damals spielte Werder spektakulär, in dieser Saison effizient. Und insgesamt weitaus erfolgreicher. Florian Kohfeldts Team steht defensiv viel stabiler, es verteidigt vor allem Standards besser. Die ganze Strategie ist mehr auf die Defensive angelegt. Auch wenn es dem Offensivspiel an Kreativität und Wucht fehlt, so stimmen doch Ergebnisse. Mit neun Punkten und einem ausgeglichenen Torverhältnis hat Werder einen erfolgreichen Start hingelegt, die Bremer sind auf einmal emsige Punktesammler. Das Selbstvertrauen ist gestiegen. „Gegen den 1. FC Köln haben wir den Anspruch, zu gewinnen – das wird aber sehr schwer, Köln ist auf dem aufsteigenden Ast, auch wenn sie jetzt knapp verloren haben“, sagt Kohfeldt.
Die Parameter stimmen
Diesen Anspruch muss auch der FC haben. Erst recht, weil er ebenfalls im Aufwärtstrend ist. Auch die Kölner sind mittlerweile deutlich stabiler, die taktischen Vorgaben stimmen und werden von den Spielern eingehalten. Das lässt sich auch an den Statistiken ableiten. In den vergangenen drei Spielen gegen Frankfurt (1:1), Stuttgart (1:1) und Bayern investierte die Mannschaft mehr und lief teilweise deutlich mehr als der Gegner. Spieler wie Außen Ismail Jakobs, der permanent unterwegs ist und auf eine Spitzengeschwindigkeit von mehr als 34 km/h kommt (wie Bayerns Leroy Sané), oder der laufstarke Ondrej Duda tragen dazu entscheidend bei. Im Zweikampfverhalten hat der FC zugelegt, gegen Frankfurt und München behielt der FC in dieser Statistik die Oberhand. Und erstaunlich ist, dass das Gisdol-Team sowohl in Stuttgart als auch gegen – zugegeben etwas müde und träge wirkende – Bayern mehr Torabschlüsse als der Gegner hatte.
Die Parameter stimmen, der Weg aus der Krise ist sichtbar. Doch der FC muss nun auch den Gordischen Knoten durschlagen. Um am Ende bei allem Aufwand nicht den Glauben an den Klassenerhalt zu verlieren, benötigten die Mannschaft und ihr Trainer dringend ein echtes Erfolgserlebnis. Heldt stärkt Gisdol vehement den Rücken und sieht Diskussionen um ein Glaubwürdigkeitsproblem als „Schwachsinn“ an. Doch der erfahrene Sportchef weiß auch, dass bei weiteren Enttäuschungen gegen Werder und Union der Druck immens würde.
Süle positiv getestet
Niklas Süle von Bayern München ist nach der Partie beim 1. FC Köln positiv auf das Coronavirus getestet worden. Der Abwehrspieler befindet sich in häuslicher Quarantäne. „Es geht ihm gut“, teilte der Klub mit. „Es gab schon etliche Fälle in den Profiligen, jetzt hat es uns erwischt“, sagte Trainer Hansi Flick. Nach dem Spiel umarmte Süle, der noch am Freitag negativ getestet worden war, Kölns Torhüter Timo Horn als auch seinen früheren Trainer Markus Gisdol – der Kontakt war also nur äußerst kurz. Der FC teilte mit, dass alle Spieler und Verantwortliche wie geplant am Dienstag zum nächsten Test antreten müssten. (LW)