Doublesieger Dieter Prestin macht sich große Sorgen um den 1. FC Köln. Er hat die Bosse öffentlich scharf kritisiert – Präsident Werner Wolf lässt jetzt einen Termin platzen.
Ex-FC-Profi wollte Konzept vorstellenDoublesieger Prestin von Kölns Präsident Wolf wieder ausgeladen
Für Ende kommender Woche war Dieter Prestin mit Werner Wolf verabredet, dem Präsidenten des 1. FC Köln. Doch ob es tatsächlich zum Gespräch kommen würde, wusste der frühere FC-Profi am Mittwochnachmittag nicht mehr so recht. Das hängt mit seiner jüngsten Wortmeldung zusammen, einer harschen Kritik an den Zuständen beim Bundesligisten und explizit an der Vereinsführung. „Mal gucken, vielleicht wird das Gespräch jetzt ja doch noch abgesagt“, sagt der frühere Kölner Profi im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Und er sollte Recht behalten: Wenig später sagte Wolf den Termin ab. „So wie ich es auf dem letzten Stammtisch gesagt hatte, wollen wir in Zukunft auch weiter handeln. Kritik immer gerne, aber nur auf fairer und sachlicher Basis. Alles andere bringt den FC nicht weiter. Selbstverständlich gilt das auch im Umgang mit verdienten, ehemaligen Spielern des FC“, teilt der FC-Präsident dieser Zeitung mit.
Prestin (67) hat als Spieler am Geißbockheim ganz andere Zeiten erlebt. Zeiten, in denen der Erfolg noch in der DNA des Klubs verankert war: Der Abwehrspieler wurde mit dem FC Double-Sieger 1978, dazu Pokalsieger 1977 und 1983, Uefa-Pokal-Finalist 1986. 316 Pflichtspiele bestritt Prestin von 1975 bis 1987 für die Kölner, dann folgte nach einer schweren Verletzung sein Karriereende.
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Der 1. FC Köln Anfang 2024 hat keinen Erfolg mehr. Schon lange nicht mehr. Und man muss sich große Sorgen um den Traditionsklub machen. Denn der Verein muss nicht nur wirtschaftlich weiter gesunden, vor allem kämpft er als Vorletzter der Bundesliga mit nur zwölf Punkten und zwölf Toren um das sportliche Überleben. Das verheerende Cas-Urteil ist ein weiteres Handicap: Bis Januar 2025 darf der FC keine Spieler verpflichten.
1. FC Köln: Prestin spricht von „fehlender Kompetenz“ und „Arroganz“
Prestin möchte den Niedergang seines langjährigen Vereins nicht mehr schweigend hinnehmen. Der gebürtige Hürther, der zeitweise auch in Oberbayern lebt, hat nun in einem Interview mit der „tz“ aus München zum Rundumschlag ausgeholt. „So, wie der Klub aktuell dasteht, habe ich fast den Glauben an meinen 1. FC Köln verloren. Ich habe Angst, dass der Verein ins Niemandsland abrutscht“, sagte Prestin. Den Umgang der Bosse mit der verhängten Transfersperre sei „an Arroganz nicht zu überbieten“ gewesen. „In der Chefetage mangelt es absolut an Fußballkompetenz – sowohl im Vorstand, als auch bei den Beratern.“ In der freien Wirtschaft wäre das Problem relativ schnell gelöst worden. „Hier sind die Schuldigen – und weg damit. Aber so etwas gibt es in Köln nicht.“ Angesichts dieser Ausführungen war Prestins Befürchtung, von Werner Wolf ausgeladen zu werden, tatsächlich nicht ganz unberechtigt.
Reiht sich Prestin damit nur ein in die Reihe vieler Kritiker, auch vieler früherer Kölner Spieler oder Trainer, die insbesondere in den vergangenen Wochen kein gutes Haar am Klub und seiner Führung ließen? Zur Wahrheit gehört auch, dass bei dieser Kritik oft die Substanz fehlte. Denn die Zustandsbeschreibung, dass es dem FC schlecht geht, ist ohnehin offensichtlich und hilft dem taumelnden Bundesligisten zudem nicht weiter. Prestin hat nach eigenen Angaben allerdings ein 40-Seiten-Konzept erarbeitet, in dem er festgehalten hat, was in Zukunft alles verändert werden muss. Und darüber will der Sportversicherungsmakler mit Werner Wolf reden – wenn der Präsident denn noch will. War es deshalb taktisch klug, gleich in die Vollen zu gehen?
„Ich bin bewusst in die Öffentlichkeit gegangen. Meine Aussagen sind als Provokation für den Termin zu verstehen, denn ich will kein Wischi-Waschi-Gespräch führen. Ich will mit dem Vorstand Klartext reden, denn ich befürchte stark, dass auf den FC noch schwerere Zeiten zukommen – sportlich und wirtschaftlich. Persönliche Eitelkeit spielt bei mir überhaupt keine Rolle, ich mache mir einfach große Sorgen um den FC“, erklärt Prestin im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Auf Nachfrage wollte Prestin auf sein Konzept noch nicht im Detail eingehen, er wolle es erst einmal den Verantwortlichen präsentieren. Nur so viel: „Ich fordere Veränderungen, eine neue Vereinsphilosophie und eine neue Struktur. Warum hat der Klub keinen Sportvorstand? Der FC braucht einen Sportvorstand, der über der Geschäftsführung und dem Trainer steht, der große Kompetenz und beste Drähte hat.“ Der Ex-Verteidiger erwähnt zudem, dass er „einige Mitstreiter“, auch frühere FC-Spieler, an seiner Seite wisse. Wer dies ist, das lässt Prestin noch offen. Es gebe aber viele, die genauso denken und die Situation des Klubs betrachteten wie er. „Doch man muss sich auch mal aus der Deckung wagen. Jetzt fange ich mal an, Gas zu geben. Denn jeder sollte wissen, was beim FC auf dem Spiel steht.“
Prestin missfällt auch der Umgang des FC mit Kritikern und unterstellt den Bossen Beratungsresistenz. „Wenn man am Verein und seiner Führung Kritik äußert, steckt man gleich in einer Schublade. Ich habe das Gefühl, man will konstruktive Ratschläge nicht einmal hören. Im und um den FC gibt es zu viele Ja-Sager.“ Dieses Klima führe dazu, dass sich der Verein nicht nachhaltig weiterentwickeln könne: „Dem Klub fehlt die Mentalität, um wieder Erfolg zu haben.“
Während Prestin den Schritt in die Öffentlichkeit geht, gibt es auch andere, die hinter den Kulissen netzwerken, sich in Stellung bringen und im Fall der Fälle bereit wären, beim FC Verantwortung zu übernehmen. Gilt das auch für Prestin? „Ich schiele nicht sofort auf einen Posten. Ob es dazu kommt, wird die Zukunft zeigen. Ich bin Teamplayer. Mit dem richtigen Team beisammen könnte ich mir aber natürlich vorstellen, die FC-Zukunft mitzugestalten.“
Ob es dazu kommt, diese Frage müssen andere beantworten. An erster Stelle die Mitgliederschaft des 1. FC Köln, dem Souverän des 136 000 Mitglieder starken Vereins.a