Mit dem stark gestarteten VfB Stuttgart tritt der Top-Torjäger am Samstag bei seinem kriselnden Ex-Klub an.
Vom Leichtfuß zur Liga-AttraktionDas sagt Serhou Guirassy über seine Zeit beim 1.FC Köln
Es ist eine schier unerträgliche Leichtigkeit des Seins, die Serhou Guirassy derzeit auszeichnet. Zumindest aus Sicht der gegnerischen Verteidiger. Der 27-jährige Stürmer des VfB Stuttgart ist in der „Form seines Lebens“, wie er selbst sagt. Beeindruckt als eleganter Alleskönner, der in fünf Bundesligaspielen bereits zehn Tore erzielt und damit den Startrekord von Robert Lewandowski eingestellt hat. Die Granate aus Guinea glänzt beim Antritt, bei der Annahme und im Abschluss. Und ist kaum zu verteidigen.
Zwischen Guirassy, dem fast alles gelingt, und einem Torjäger der glücklosen Gestalt liegen mittlerweile fünf, sechs Jahre und eine grandiose Entwicklung. Denn die Kölner Fans haben beim FC einen anderen Stürmer in Erinnerung. Einen, der eine überwiegend unglückliche Zeit von Sommer 2016, als er für immerhin 3,8 Millionen Euro aus Lille verpflichtet worden war, bis zu seiner Ausleihe nach Amiens im Januar 2019 und schließlich seinem festen Sechs-Millionen-Wechsel im Sommer 2019 erlebt hatte. Unvergessen bleibt Guirassys Fehlschuss am 22. Oktober 2017 im Kellerduell gegen Bremen. Vor der Südkurve traf er aus zwei Metern das leere Tor nicht. Wenig später haute Sportchef Jörg Schmadtke ab, dann wurde Trainer Peter Stöger gefeuert – am Ende stieg Köln sang- und klanglos ab. Dafür konnte Guirassy freilich wenig bis nichts.
„Ich war jung und leider oft verletzt. Doch das war Gottes Plan“
Vor der Rückkehr mit dem Überraschungs-Dritten Stuttgart nach Köln (Samstag, 15.30 Uhr) erinnert sich Guirassy an den damaligen Tiefpunkt, den er aber selbst nicht so empfindet. „Ehrlich gesagt hat es mich damals persönlich nicht berührt. Es hätte ein wichtiges Tor sein können. Aber Leute, die sich mit Fußball auskennen, können sehen, dass ich ein bisschen zu sehr vor dem Ball stehe. Deshalb versuche ich es mit der Ferse zu nehmen. Das passiert und ich habe gesehen, dass bessere Spieler als ich ähnliche Chancen verpasst haben“, sagt Guirassy auf Nachfrage. Der in Frankreich geborene Stürmer blickt nicht wehmütig auf die Kölner Zeit zurück, sie sei „Gottes Plan“ gewesen. „Ich war jung und leider oft verletzt. Fußball ist manchmal schwer. Man muss diese schweren Zeiten überwinden und darf niemals aufgeben“, sagt der Stürmer bei einem Termin für die internationalen Bundesliga-Medienpartner.
Zur Wahrheit gehört auch, dass er nach seinem Fehlschuss vier Tore in sechs Ligaspielen erzielte und Köln auch zum Europapokal-Heimsieg gegen Arsenal schoss. Und dass er nicht nur Verletzungspech hatte, sondern auch falsch eingesetzt wurde. Der 1,87-Meter-Hüne wurde von Trainer Markus Anfang erfolglos zum Linksaußen umfunktioniert. Guirassy war am Ende der Rohdiamant, den keiner schleifen konnte. Und der Torjäger wie Jhon Cordoba und Simon Terodde vor sich hatte.
1. FC Köln: Zwei Jahre wurde Guirassys Name falsch geschrieben
Aber Guirassy fehlte es seinerzeit auch an Reife. Dazu folgende Anekdote: Zwei Jahre lang hatte der FC seinen Vornamen falsch geschrieben. Guirassy hielt es offenbar nicht für notwendig, den Verein darüber aufzuklären, dass er Serhou und nicht Sehrou heißt. Vielleicht war es ihm auch egal.
Jetzt gehe es dem reiferen Guirassy super, dem Team ebenfalls. „Wir haben ein wichtiges Spiel bei meinem Ex-Klub. Wir werden alles tun, um es zu gewinnen“, sagt der Angreifer, der mit Stuttgart dem kriselnden FC so richtig wehtun könnte.
Mögliche Aufstellungen:
1. FC Köln: Schwäbe - Schmitz, Hübers, Chabot, Pacarada - Ljubicic, Huseinbasic - Carstensen, Waldschmidt, Kainz - Selke. VfB Stuttgart: Nübel - Stenzel, Anton, Zagadou, Ito - Karazor - Stiller - Millot - Silas, Führich - Guirassy.- Schiedsrichter: Stieler (Offenbach).