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1. FC Köln fährt zu Union BerlinDuell mit Steffen Baumgarts Lieblingsgegner

Lesezeit 5 Minuten
Steffen Baumgart und Urs Fischer verbindet ein tiefer Respekt voreinander.

Steffen Baumgart und Urs Fischer verbindet ein tiefer Respekt voreinander.

Steffen Baumgart spielte einst zwei Jahre für Union in der Zweiten Liga, noch immer ist er in Berlin-Köpenick zu Hause.

Das Motto für die Reise nach Berlin hat Steffen Baumgart am Donnerstagmittag deutlich formuliert: „Wir nehmen alles mit, was wir haben“, kündigte der Trainer des 1. FC Köln vor dem Spiel bei Union Berlin (Samstag, 15.30 Uhr) und bezog sich dabei auf seine Spieler: „Sonst kriegen wir den Kader nicht voll.“

Die Erkältungswelle hat den FC in dieser Woche mit Nachdruck heimgesucht. Zwar kehrten die meisten Kranken in den vergangenen Tagen in den Trainingsbetrieb zurück. Doch viele Spieler verloren Trainingszeit. Die Vorbereitung war nicht ideal.

Weil Denis Huseinbasic am Donnerstag wieder ins Training einstieg, fehlte nur noch ein FC-Profi: Kingsley Schindler soll am Freitag eine Einheit absolvieren und auch die Reise nach Berlin mitmachen. Ob es dann für den Spieltagskader reicht, ist offen. Das bedeutet, dass Dimitris Limnios der Kölner Reisegruppe angehören wird. Der Grieche trainiert seit Wochen wieder mit der Mannschaft, die Folgen seines Kreuzbandrisses aus dem vergangenen Juni sind soweit überwunden. Und seit er am vergangenen Samstag eine Halbzeit für die Regionalliga-Mannschaft des FC gegen Preußen Münster absolvierte, gilt er als wieder spielfähig. „Er hat 45 Minuten gespielt, ein Tor vorbereitet und eine gute erste Halbzeit gezeigt“, resümiert Baumgart.

Im Oktober 2002 verlor Steffen Baumgart mit Union Berlin 0:7 beim 1. FC Köln.

Im Oktober 2002 verlor Steffen Baumgart mit Union Berlin 0:7 beim 1. FC Köln.

Limnios kam im Herbst 2020 von Paok Thessaloniki nach Köln, doch nach zwölf Einsätzen sortierte ihn Friedhelm Funkel im durch die Corona-Isolation bestimmten Saisonfinale aus. Die Rettung verpasste Limnios, nach 13 Pflichtspiel-Einsätzen wechselte Limnios zur Saison 2021/22 leihweise zu Twente Enschede in die niederländische Ehrendivision. Dort setzte er sich durch, in 33 Spielen traf er achtmal und spielte sich auch zurück in die griechische A-Nationalmannschaft.

Das wurde ihm allerdings zum Verhängnis: Im Nations-League-Duell mit Zypern zog er sich im Juni einen Kreuzbandriss zu. Es folgten eine Operation in Köln sowie Monate des Rehatrainings. Nun ist der 24-Jährige zurück und zeigte zuletzt viele gute Aktionen auf der rechten Außenbahn. „Er ist ein guter Einzelspieler und kann der Mannschaft mit seinen Vorlagen helfen. Er muss sich weiter an unsere Abläufe gewöhnen. Wir freuen uns, dass wir ihn haben, er wird von Tag zu Tag besser und hat sich den Platz im Kader verdient“, lobt Baumgart. Für den Kölner Coach ist die Partie bei Union eine besondere. Als Profi absolvierte er für die Eisernen 68 Partien (22 Tore) in der Zweiten Liga, unter anderem erlebte er mit Berlin den Kölner 7:0-Sieg am 7. Oktober 2002 in Müngersdorf, 90 Minuten stand er damals auf dem Platz. „Unabhängig davon, dass ich in Köpenick zu Hause bin, will man in diesem Stadion dem Gegner gern die Punkte wegnehmen. Ich freue mich auf die Atmosphäre. Entscheidend ist, dass wir es wollen und alles dafür tun“, beschreibt Baumgart.

Es ist uns zuletzt bis zum Strafraum gut gelungen. Aber am Ende sind die Tore entscheidend, um Spiele zu gewinnen, und da hapert es im Moment
Steffen Baumgart

Am Ende der Saison 2018/19 stieg Union Berlin nach erfolgreicher Relegation auf; bereits zuvor hatte es der 1. FC Köln als Zweitligameister in die Bundesliga geschafft. Zweiter war damals der SC Paderborn – trainiert von Steffen Baumgart. Mittlerweile ist Baumgart in Köln und Union ein Spitzenklub in der Ersten Liga, seit mehr als einem Jahr hat Urs Fischers Mannschaft nicht mehr im eigenen Stadion verloren. „Wir wissen um die Schwere der Aufgabe“, sagt Baumgart: „Sie arbeiten sehr aggressiv in beide Richtungen. Dass sie lange nicht verloren haben, heißt aber ja nicht, dass sie nicht verlieren können.“

Man wolle versuchen, in die eigenen Abläufe zu finden und nach zwei Niederlagen ohne eigenes Tor wieder mehr Offensivgefahr zu entwickeln. „Es ist uns zuletzt bis zum Strafraum gut gelungen. Aber am Ende sind die Tore entscheidend, um Spiele zu gewinnen, und da hapert es im Moment“, sagt Baumgart.

Schlechte Erinnerungen ans Hinspiel

Entsprechend sah die Trainingswoche aus: Selten haben FC-Spieler so oft auf das Tor geschossen wie in den vergangenen Tagen. Im Training am Donnerstag zeigte Davie Selke eine steigende Tendenz, viele Abschlüsse des Mittelstürmers gingen ins Ziel. Auch Tim Lemperle hat eine exzellente Woche hinter sich, der Nachwuchsmann darf auf Einsatzzeit hoffen. Grundsätzlich ist damit zu rechnen, dass Köln wieder zur Formation mit zwei defensiven Mittelfeldspielern zurückkehrt, um der Berliner Wucht im Zentrum etwas entgegenzusetzen.

Im Hinspiel lag Köln durch ein Eigentor von Abwehrchef Timo Hübers nach drei Minuten 0:1 zurück, anschließend spielte Union mit grimmiger Entschlossenheit die Uhr herunter. Es war eine Partie ohne Spielfluss, in der Luca Kilian neun Minuten vor dem Schlusspfiff noch die Gelb-Rote Karte sah. „Wir müssen gut verteidigen. Gegen sie ist es extrem schwierig, nach Gegentoren zurückzukommen“, mahnt Baumgart.

Union geht mit drei Punkten Rückstand auf Tabellenführer FC Bayern in den Spieltag, die erneute Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb ist möglich – vielleicht sogar erstmals die Champions League. Das ist das Werk des Trainers Urs Fischer, den Baumgart außerordentlich schätzt. „Er schafft es, die Mannschaft absolut stabil zu halten. Er hat kaum einmal eine schwierige Phase und gerät in einen unruhigen Modus. Er hat eine klare Vorstellung vom Fußball, seine Mannschaft hat eine klare Struktur“, sagt Baumgart über den 57 Jahre alten Schweizer.

Mit Zauberei hat der Berliner Erfolg wenig zu tun, eher mit kontinuierlicher Arbeit. Baumgart gefällt so etwas. „Da ist nichts Besonderes, nichts Wildes. Man rechnet ja immer wieder damit, dass der Knick mal nach unten geht. Aber der Knick geht immer nur nach oben.“