Der 1. FC Köln pflegte Anfang des 21. Jahrhunderts eine bemerkenswerte Nähe zu seinen Fans.
Trainingslager-Geschichten des 1. FC KölnAls Fußballfans dem Management Uhren schenkten
Was heutzutage wie selbstverständlich erscheint, war um die Jahrtausendwende noch ein Novum. Eine erstmals organisierte Fan-Reise ins Wintertrainingslager des 1. FC Köln an der Algarve stellte in der Saison 1999/2000 noch etwas Innovatives im Bereich der Fan-Arbeit dar.
Es gab eine Nähe zwischen Anhang und Verein, die in der Gegenwart nicht mehr denkbar ist. Bisweilen gingen Fans und Mitglieder in der Geschäftsstelle am Geißbockheim ein und aus.
Erste Fan-Reise nach Albufeira in der Saison 1999/2000
So hält sich die Anekdote, dass ein Fan ins Büro des Fanbeauftragten Rainer Mendel spazierte und ein Bündel Geldscheine auf den Tisch legte. Dazu nannte er ein paar Namen, um so die Teilnahme seines Fanclubs an der Tour nach Portugal im Januar 2000 zu buchen.
Zwei FC-Fans nahmen die weite Reise mit dem Zug in Angriff, da einer der beiden unter Flugangst litt. Während Mendel mit einem Teil der Fans in einem Straßencafé im Örtchen Albufeira saß, meldete sich per Mobiltelefon ein Anhänger mit einem besonderen Problem. Auf der Suche nach einem Aussichtspunkt hatte sich der Gute versehentlich auf dem Hotel-Dach ausgesperrt – die Tür ließ sich nur von innen öffnen.
Platzsturm nach Siegtreffer im Testspiel gegen Hertha BSC
Als Dankeschön lud der 1. FC Köln die gut 40 mitgereisten Fans zu einem Abendessen ein. Trainer Ewald Lienen und Manager Hannes Linßen stießen etwas verspätet dazu. Die Gruppe hatte schon das eine oder andere Bier getrunken, was Lienen, als Verfechter gesunder Ernährung halb im Spaß, halb Ernst mit den Worten quittierte: „Trinkt ihr etwa Alkohol?“ In das darauf folgende Gelächter stimmte Lienen eher säuerlich ein.
Bei den angesetzten Testspielen des 1. FC Köln gegen den MSV Duisburg (1:1), Hertha BSC (2:1) und den VfB Stuttgart (1:2) sorgte die Kölner Reisegruppe für gute Stimmung. Während Hertha-Trainer Jürgen Röber den kurzen Platzsturm nach dem Siegtreffer für den FC mit Humor zur Kenntnis nahm, reagierte sein Kollege Ralf Rangnick weniger amüsiert.
Während der Partie gegen den VfB Stuttgart hatten die FC-Fans lautstark Karnevalsmusik aus einem mitgebrachten Ghettoblaster laufen lassen und mitgesungen. „So ein Blödsinn. Das hier ist Fußball, kein Karneval“, motzte Rangnick. „Karneval für Rangnick“, antwortete der Kölner Anhang.
Rückrunden-Vorbereitung des 1. FC Köln in Marbella
Schon vor dem Abflug legte ein FC-Fan die Marschrichtung für Anhang und Profis im Wintertrainingslager 2001/02 fest. Dem vor ihm auf die Abfertigung wartenden Jens Keller rief der Kölner zu: „Hey. Keller! In den nächsten Tagen, Du: Laufen, laufen, laufen. Wir: Saufen, saufen, saufen.“ Keller war zu verdutzt, um darauf ernsthaft antworten zu können. Er reagierte dennoch souverän und lächelte sein Gegenüber an.
Kurz nach dem Trainingslager in Marbella im Januar 2002 endete übrigens die Amtszeit Lienens beim 1. FC Köln. Schon während der Vorbereitung auf die Rückrunde hatte es mediale Kritik am Trainer gegeben. Einige FC-Fans hatten daraufhin auf Transparenten den Boulevard kritisiert. Angefertigt wurden die Spruchbänder übrigens aus entwendeten Hotel-Bettlaken.
Eine FC-Uhr für Manager Andreas Rettig
Neben den Trainingseinheiten des 1. FC Köln besuchten Teile der Fan-Abordnung unter anderem das Testspiel des FC Bayern München gegen Unión Deportiva Marbella. Dabei vertrat sich ein FC-Fan unglücklich auf der Tribüne und wurde am Tag darauf während der FC-Trainingseinheit von den Mannschaftsbetreuern notdürftig versorgt. Zurück in der Heimat entpuppte sich die Verletzung als Bänderriss.
Im darauffolgenden Winter bereitete sich der 1. FC Köln im portugiesischen Portimão auf die kommenden Aufgaben vor. Aufmerksamen FC-Fans war nicht entgangen, dass Manager Andreas Rettig immer noch eine Armbanduhr mit dem Logo seines vorherigen Arbeitgebers Bayer Leverkusen trug. Kurzerhand wurde Rettig von Fan-Projekt-Vertreterinnen mit einem Geschenk charmant zum Austausch des Zeitmessers gegen eine FC-Version gedrängt. Der Funktionär versprach eine baldige Umsetzung. Ob er Wort hielt, ist nicht überliefert.