Köln – Der 1. FC Köln hat am Sonntag (17.30 Uhr) seinen Retter zum ersten Heimspiel in der neuen Bundesliga-Saison gegen Hertha BSC eingeladen. Man darf davon ausgehen, dass Friedhelm Funkel, der den FC in der Endphase der vergangenen Saison vor dem erneuten Abstieg bewahrte, von den 16500 Zuschauern im Rhein-Energie-Stadion gebührend bedacht wird.
Der Trainer-Veteran ist allerdings weniger auf Applaus von den Rängen aus, sondern viel mehr am Spiel seiner Ex-Klubs interessiert. Beim FC ist der 67-Jährige genau im Bilde, aber auch zu den Berlinern, die er 2009 bis 2010 trainierte, hat er gute Drähte und steht mit Chefcoach Pal Dardai und dem bisherigen Kölner Torwarttrainer Andreas Menger in Kontakt.
„Ich freue mich ungemein auf das Spiel und auf den Stadionbesuch. Endlich sind wieder Zuschauer da. Auch wenn das Stadion nur zu einem Drittel gefühlt ist, wird nach so langer Zeit wieder Atmosphäre aufkommen. Das tut allen so gut“, sagt Funkel im Gespräch mit dieser Zeitung.
Funkel traut Baumgart Karriereschritt zu
Der Neusser verfolgt natürlich auch das Wirken seines Nachfolgers Steffen Baumgart, für dessen Verpflichtung er sich von Anfang an ausgesprochen hat. Auch wenn der Auftakt mit dem Zittersieg im Pokal in Jena äußerst holprig war, sieht er sich bestätigt: „Steffen passt richtig gut zum FC. Er ist ein Junge us dem Levve, der in Köln ankommt. Mit seiner Art bringt er frischen Wind rein.“ Baumgart lasse offensiven, attackierenden Fußball spielen und sei sehr fordernd. „Aber er geht auch voran – so war er bereits als mein Spieler in Rostock. Für ihn ist der FC ein Karriereschritt. Ich traue es ihm zu, dass er sich in Köln zu einem etablierten Bundesliga-Trainer entwickelt.“
Neue Saison, alte Kölner Defizite
Aus eigener Erfahrung weiß der Coach aber auch um die Problem beim FC. Der Klub muss sparen, seine Tätigkeiten auf dem Transfermarkt sind bisher überschaubar. Mit Sebastiaan Bornauw verlor das Team einen Schlüsselspieler in der Defensive. „Und ein Problem ist geblieben: Es fehlt weiterhin ein verlässlicher Stürmer, der dauerhaft einsatzfähig ist und dir eine zweistellige Torausbeute garantiert“, sagt Funkel.
Mittelstürmer Sebastian Andersson muss wegen seiner Knie-Probleme immer mal wieder kürzertreten. Hinter dem Leistungsvermögen von Anthony Modeste, mittlerweile 33 Jahre alt, stehen ebenfalls Fragezeichen. „Ich wünsche es Tony, dass er noch mal an seine alte Klasse rankommt. Er tut alles dafür. Ob das aber auch gelingt, ist fraglich“, so Funkel. Jan Thielmann habe zwar sein großes Potenzial angedeutet, sei aber mit 19 in der Entwicklung. Rückschläge nicht ausgeschlossen.
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Zweite Problemzone: die Abwehr. „Jetzt, da auch noch Jannes Horn ausfällt, ist der FC sicherlich auf beiden Außenverteidiger-Positionen nicht so gut besetzt. Die Mannschaft braucht nach dem Weggang von Bornauw zudem dringend noch einen weiteren Innenverteidiger“, mahnt der Fachmann, der sich sicher ist, dass die sportliche Führung das ähnlich beurteile.
Gedankenspielen, Jonas Hector aus dem Mittelfeld auf die Linksverteidiger-Position zurückzusetzen, kann Funkel nicht viel abgewinnen: „Nein, dadurch geht Torgefahr verloren.“ Im Tor („Timo Horn hat seine Stabilität wiedergefunden“) und im Mittelfeld sieht er die Kölner vor allem nach der Rückkehr von Mark Uth „sehr gut“ aufgestellt. Im Zentrum habe der FC „viel Klasse“ und „einige Optionen“.
Ex-FC-Trainer rechnet nicht mit Skhiri-Wechsel
Dass Ellyes Skhiri noch wechselt, glaubt Funkel indes nicht mehr. „Mein Gefühl sagt mir, dass Ellyes mindestens noch eine Saison bleibt. Ansonsten hätte der FC schon eine konkrete Anfrage für ihn vorliegen.“ Dies sei bei der Klasse und Ambivalenz Skhiris zwar etwas merkwürdig, aber gut für die Kölner.
Bei Gegner Hertha hat seit Juni Fredi Bobic als Geschäftsführer das Sagen. Unter den bisher getätigten Transfers sei vielleicht nicht der Überflieger dabei, doch die Mannschaft sei gut genug, um im gesicherten Mittelfeld zu landen. „Hertha hatte in der letzten Saison Qualität, dennoch Probleme. Fredi ist kein Wunderheiler, aber er packt das richtig an. Ob Boateng der Mannschaft auf dem Platz weiterhelfen kann, da bin ich skeptisch. Aber als Wortführer in der Kabine ist er wichtig“, meint Funkel.
Und wo landet am Ende der FC? Die Bundesliga-Legende rechnet nicht mit einer ähnlichen Zitterpartie wie in den vergangenen Jahren und tippt ihn auf einen Platz zwischen zwölf und 15. Funkel: „Der Klassenerhalt ist etwas einfacher geworden. Fürth rechne ich keine großen Chancen aus. Bielefeld und Bochum haben sich für ihre Möglichkeiten zwar ganz gut verstärkt, aber wenn es der FC nicht schafft, zumindest die drei Klubs hinter sich zu lassen, dann hätte er es auch nicht verdient.“