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1. FC Köln hat wieder AlternativenNeue Hoffnungen in der Spitze

Lesezeit 3 Minuten
Auf Mark Uth (v.l.), Tim Lemperle und Imad Rondic lasten die Offensiv-Hoffnungen für das Saisonfinale.

Auf Mark Uth (v.l.), Tim Lemperle und Imad Rondic lasten die Offensiv-Hoffnungen für das Saisonfinale.

Tim Lemperle und Mark Uth haben beim Sieg über Darmstadt auf sich aufmerksam gemacht

Es waren kaum mehr als 20 Minuten, doch Tim Lemperle hat dem 1. FC Köln mit seinem Auftritt gegen Darmstadt einen überraschenden Schub gegeben. Der Offensivspieler kam beim Stand von 1:1 ins Spiel und bewirkte aus dem Stand eine Veränderung. Anfang Dezember hatte Lemperle beim 1:0-Sieg in Regensburg noch den Siegtreffer erzielt, war dann aber vom Platz gehumpelt und nur für ein missglücktes 15-Minuten-Comeback im Januar gegen Elversberg zurückgekehrt.

Wir haben mit Tim Lemperle einen Spieler gebracht, der uns in der Tiefe eine komplett andere Unberechenbarkeit gibt
FC-Trainer Gerhard Struber

Sechs Wochen lang wurde Lemperle zuletzt aufgebaut, am Samstagabend kehrte er zurück und ließ die Kölner plötzlich wieder wie die Offensivmacht aussehen, die sie zu Saisonbeginn gewesen waren. In den zehn Partien bis zur Systemumstellung hatte der FC 22 Tore geschossen, in den 16 Spielen danach nur 18 weitere. Der Wechsel hin zu einer defensiveren Ausrichtung in Kombination mit dem Fehlen des wichtigsten Kölner Angreifers führte zur spielerischen Tristesse, deren Ende am Samstag mit Lemperles Einwechslung zeitlich zusammenfiel. Allerdings sollte man nicht außer Acht lassen, dass drei Minuten vor Lemperles Einwechslung Darmstadts Fraser Hornby mit Gelb-Rot vom Platz gegangen war.

Lemperle ist der Spieler im Kölner Kader, der pro 90 Minuten die meisten Tore erzielt und die meisten Abschlüsse verbucht. Außerdem hat er, was der Kölner Mannschaft seit Linton Mainas Verletzung fehlt: Tempo. „Wir haben mit Tim Lemperle einen Spieler gebracht, der uns in der Tiefe eine komplett andere Unberechenbarkeit gibt“, sagte Trainer Gerhard Struber nach der Partie. Vor Lemperles Einwechslung hatte der FC in 70 Minuten neunmal auf das Darmstädter Tor geschossen. In den verbleibenden 20 Minuten kamen elf Abschlüsse hinzu. Dennoch musste Köln noch zittern, Marvin Schwäbe parierte in der achten Minute der Nachspielzeit Vukotics Kopfball. Entsprechend kritisch blieb Strubers Einschätzung der Kölner Offensive. „Wenn wir unsere Chancen besser zu Ende spielen, ist das viel früher erledigt“, sagte er.

Lemperles Rückkehr soll der Anfang des Kölner Schlussspurts sein. In den acht verbleibenden Spielen braucht Köln für den Aufstieg noch vier bis fünf Siege. Der 23-Jährige, der den FC nach der Saison verlassen wird, soll einen großen Teil der verloren geglaubten Hoffnungen tragen. „Es gilt, die totale Überzeugung wieder aufzubauen“, beschrieb Struber. Der Trend stellte den Coach zufrieden: „Wir haben in der zweiten Halbzeit ein dynamisches Fußballspiel erlebt mit viel mehr Chancen als in den letzten Spielen. Es zeigen viele Dinge in eine gute Richtung.“

Zuvor hatte der Trainer schon festgestellt, dass es so nicht mehr weitergehen konnte. Drei Wechsel zur 46. Minute – derart entschlossen kannte man den Österreicher bislang eher nicht in Köln. Struber sprach später von der „totalen Unzufriedenheit mit unserem Spieldenken und unserer Ausrichtung. Wir wollten uns viel mehr zutrauen. Speziell, wenn man 1:0 in Führung geht, muss man viel mutiger agieren.“ Lemperle war somit der entscheidende Spieler für die Wende. „Er bringt Schlüsselqualifikationen für unser Spiel mit“, sagte Struber.

Tim Lemperle brachte gegen Darmstadt eine vollständig neue Dynamik ins Spiel.

Tim Lemperle brachte gegen Darmstadt eine vollständig neue Dynamik ins Spiel.

In Lemperles Windschatten trug sich ein zweites Comeback zu, das ebenfalls den Optimismus befeuerte. Mark Uth betrat in der 87. Minute den Platz und hatte auch dank der üppig bemessenen Nachspielzeit noch einige Gelegenheiten, sich auszuzeichnen. Ein Dribbling hier, ein Torschuss da, ein fein temperierter Steilpass: Der Kölner Regisseur hatte einige starke Szenen, wenngleich unter den besonderen Bedingungen der Überzahl gegen einen zurückliegenden Gegner.

Entsprechend vorsichtig fiel Strubers Kommentierung aus. „Wir wissen, was Mark draufhaut. Gleichzeitig tue ich mich schwer, Prognosen abzugeben. Wir wünschen uns, dass er im Programm bleibt und wir ihn immer wieder dabeihaben. Es gibt keine zweite Meinung, dass er kicken kann. Wir müssen diesen Körper jetzt stählern machen.“ Zuvor hatte Uth in dieser Saison nur 40 Minuten in der zweiten Bundesliga absolvieren können.