Das Unentschieden gegen den VfL Bochum ist aufgearbeitet, der Kölner Trainer sieht nicht nur Negatives.
1. FC Köln im AbstiegskampfBaumgart sieht sich nicht als Kölner Zweitliga-Trainer
Den Montag verbrachte Steffen Baumgart auf der DFL-Trainertagung in Frankfurt, tags darauf stand er dann wieder mit seiner Mannschaft auf dem Trainingsplatz am Geißbockheim. Die Aufbereitung des überwiegend trüben 1:1 vom vergangenen Samstagabend in Bochum ist abgeschlossen, und in der Rückschau blieb nicht nur Negatives. „Wir haben in der ersten Viertelstunde viel von dem gemacht, was wir uns vorgenommen hatten“, sagte Baumgart nach den Eindrücken der Videoanalyse. „Warum wir aber nach dem Gegentor damit aufgehört haben, dafür gibt es keine Erklärung“, ergänzte der Trainer.
Bochum hatte die Kölner mit einem aggressiven Pressing überrumpelt, erst spät hatte sich Köln mit langen Bällen zu befreien versucht. Darüber hatte sich die Mannschaft ein wenig stabilisiert, dennoch war die Partie zerfahren geblieben, zumal das Kölner Prinzip eigentlich den gepflegten Spielaufbau aus dem eigenen Strafraum vorsieht. Davon weicht Baumgart nur ungern ab, doch scheint seine Mannschaft derzeit vor allem auswärts nervlich nicht in der Lage. „Wir müssen auch Lösungen finden, wenn der Gegner es schafft, uns unter Druck zu setzen. Aber dann merkt man, dass die Jungs nicht die Ruhe haben und anfangen, zu überlegen“, beschreibt er.
Baumgart gut erholt vom aufreibenden Spiel in Bochum
Es ist eine Weisheit aus der Mottenkiste, „hoch und weit gibt Sicherheit“ ist ein Merkspruch, der in Baumgarts Fußballwelt grundsätzlich nichts verloren hat. Doch in der Not war den Kölnern jedes Mittel recht, wenngleich auch die zweite Hälfte trotz des Ausgleichs durch Davie Selke nicht überzeugend geriet. „Wir waren nach der Pause besser, haben aber trotzdem zu viele Chancen zugelassen, das ist ja einfach ein Fakt“, bekannte Baumgart am Dienstag.
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Dennoch zeigte sich der Kölner Trainer gut erholt vom problematischen Spiel an der Castroper Straße. Der 51-Jährige hat zwar noch kein Wundermittel gegen die Krise gefunden. Doch er lebt recht gut damit. Der Blick war am Dienstag wieder klar genug, um das Positive zu sehen: „Am Samstag waren wir Letzter, am Sonntag Vorletzter. Das ist kein großer Schritt, aber immerhin“, urteilte Baumgart. Fünf Punkte hat Köln aus den jüngsten vier Partien geholt – wäre Baumgarts Mannschaft mit dieser Ausbeute gestartet, hätte das nach vier Spieltagen für den elften Platz gereicht, was am oberen Rand des Kölner Zielbereichs für diese Saison gelegen hätte.
Einen Trend mochte Baumgart aus den jüngsten Resultaten jedoch nicht ableiten, überhaupt will er den Schritt vom letzten auf den vorletzten Platz nicht überbewerten. „Wir sind ja nicht Vorletzter geworden, weil wir in Bochum eine gute Leistung gebracht haben. Sondern, weil Leverkusen am Sonntag noch ein Tor gegen Union gemacht hat. Wir haben einen Punkt geholt. Das ist ein Teilerfolg, obwohl wir die Leistung weiterhin kritisch sehen.“
In der zweiten Halbzeit hatte der FC dank Schwäbes überragender Torwartleistung sogar noch die Chance, im Konter den Siegtreffer zu erzielen. Das hätte die Partie zwar endgültig auf den Kopf gestellt, denn schon der Punktgewinn war überaus schmeichelhaft. Doch hätte sich Baumgart nicht beschwert. Es geht um jeden Punkt, jedes Tor – und sei es das späte Gegentor eines Konkurrenten. „Ein Spiel wie in Leipzig, in dem wir plötzlich sechs Stück kassieren, kann entscheidend im Abstiegskampf sein. Wir sehen jetzt, wie wenig egal alles ist. Im Abstiegskampf ist man auch mit einem Sieg nicht gerettet. Das ist ein langer Weg“, beschrieb Baumgart. Daher galt es nun, die Partie in Bochum rasch abzuhaken, mit einem realistischen Blick zurück. „Normalerweise verliert man dieses Spiel hoch, da hatte mein Trainerkollege schon recht. Aber wir holen einen Punkt in einer schwierigen Situation, und das ist ein Erfolg. Ein Tor kann darüber entscheiden, ob man in die Relegation geht oder raus ist.“
Immer wieder hat der Kölner Trainer in den vergangenen Wochen betont, es sei seine Aufgabe, der Mannschaft Lösungen zu bieten. Am Wochenende hatte Sportchef Christian Keller den Spielern vorgeschlagen, „sich zu straffen“, doch Baumgart bleibt dabei, dass es an ihm ist, die Krise zu bewältigen. Die FC-Profis jedenfalls sollen keine Lösungen anbieten. „So weit wird es nicht kommen. Wenn die Mannschaft umsetzt, was wir vorgeben, wird es funktionieren. Das haben ja die ersten 15 Minuten in Bochum gezeigt. Für uns ist entscheidend, dass die Jungs daran glauben, dass auch nach einem negativen Ereignis der Plan nicht schlecht ist. Dieses Vertrauen kriegen wir nur über Erfolgserlebnisse hin. Und dieser Punkt am Samstag war ein solches Erfolgserlebnis“, sagt Baumgart.
Steffen Baumgart über seinen Vertrag: „In Köln überlebst du den Abstieg aus der ersten Liga nicht“
Nach weniger als einem Drittel der Saison und angesichts von nur zwei Punkten Abstand auf Platz 15 ist das Risiko zwar gegeben, doch nichts entschieden. Noch werden keine Szenarien durchgespielt, wobei eine Sache soweit klar ist für Baumgart: In der zweiten Liga wird er nicht mehr amtieren, sollte der Abstieg passieren.
Der Trainer reagierte glatt heiter angesichts der Frage, ob sein Vertrag beim FC auch für die zweite Liga gelte. „In Köln überlebst du den Abstieg aus der ersten Liga nicht. Da gibt es keinen Zweitligavertrag, wenn man in der ersten Liga unterschreibt. Wir reden hier über die erste Liga, nicht über die zweite“, sagte Baumgart und lachte dabei.
Christian Keller hatte ihm am Sonntag das Vertrauen ausgesprochen, doch Baumgart ist zu sehr Realist, um daraus eine Garantie zu verstehen. „Mir ist wichtig, dass wir daran glauben, es zu schaffen. Wir sind sehr klar miteinander. Trotzdem wissen wir, wie Fußball funktioniert. Man muss Punkte holen. Ich glaube nicht, dass ich ein Problem mit der Rückendeckung habe. Das Problem ist, dass wir zu wenige Punkte haben.“