Köln – Am 18. August 2012 gab Jonas Hector im Pokal-Erstrundenspiel in Unterhaching sein Debüt für die Profis des 1. FC Köln, das Derby gegen Borussia Mönchengladbach (4:1) vor zehn Tagen war die 300. Kadernominierung des mittlerweile 31-Jährigen. 289 Pflichtspiele hat Hector seit seinem Debüt vor acht Jahren absolviert, 40 Bundesligapartien verpasste er – und nur sechs davon gewann der FC. So gesehen dürfte es eine große Erleichterung für Steffen Baumgart gewesen sein, seinen Kapitän am Montagnachmittag wieder auf dem Trainingsplatz zu sehen. Doch Baumgart verzichtete auf Luftsprünge. Dass seine Mannschaft am Samstag in Bielefeld einen matten Auftritt hingelegt und trotz früher Führung nur 1:1 gespielt hatte, wollte der Coach nicht allein mit dem Fehlen seines Kapitäns erklären. „Der FC hat auch mit Jonas schon verloren – und auch mit Jonas noch kein Auswärtsspiel gewonnen“, sagte der 49-Jährige.
„Jonas Hector macht viel aus“
Allerdings mochte Baumgart Hectors Bedeutung nicht kleinreden. „Grundsätzlich muss man sagen, dass Jonas viel ausmacht. Jonas bringt Sicherheit, Jonas bringt Ruhe rein. Er ist im Moment ganz einfach unser einziger stabiler Linksverteidiger“, befand Baumgart. In Bielefeld musste sich Benno Schmitz hinten links probieren und zeigte zwar eine ordentliche Leistung, hatte aber die üblichen Schwierigkeiten eines Spielers, der plötzlich seine Arbeit seitenverkehrt verrichten muss.
Das könnte Sie auch interessieren:
Baumgart war nicht glücklich, aber zufrieden: „Benno hat es in der zweiten Halbzeit gut gemacht. Auch wenn die zweite Halbzeit von uns als Mannschaft insgesamt nicht gut war, war es für Benno besser“, beschrieb Baumgart. Schmitz spielte links leicht schwächer als üblicherweise rechts, hinzu kam, dass Kingsley Schindler auf der rechten Seite Schwierigkeiten hatte. Köln war unsortiert, mutlos – teils chaotisch, wenngleich Dejan Ljubicic und Luca Kilian den Bielefelder Ausgleich ohne Schindlers Zutun vorbereiteten, indem Ljubicic erst einen schaurigen Pass auf Kilian spielte, der den Ball nicht kontrollieren konnte – und Ljubicic anschließend abschaltete, während der Gegner bereits den Einwurf ausführte, dem das Tor folgte.
Hectors Routine fehlt
Es sind derartige Situationen, die Ruhe und Routine erfordern, die ein Spieler wie Hector auf den Platz trägt. „Jonas zeichnet dann viel aus, was die Jungs brauchen. Das sind Sachen, die kann man nicht lernen“, sagt Baumgart. Mark Uth war am Montag dagegen noch nicht zurück, der Angreifer fehlt weiter erkältet. Er wolle nicht sagen, „dass er heute oder morgen wieder da ist, weil wir vorsichtig sein müssen“, sagte Baumgart, wusste aber von einem Gespräch mit Uth zu berichten: „Ich habe gestern mit ihm telefoniert, da ging es ihm besser.“
Baumgarts Selbstkritik
Mit ein wenig Abstand war der Nachmittag in Bielefeld aus des Trainers Sicht schon gar nicht mehr so übel. Die Leistung der Mannschaft hatte nicht gestimmt, doch suchte Baumgart die Schuld eher bei sich und seinem Stab. „Ich war zwar enttäuscht, aber wenn ich mir das Spiel noch einmal anschaue, war es nicht so schlecht, wie es jetzt überall steht, weil wir Kritik geübt haben“, sagte er. Neben Baumgart hatten auch zahlreiche seiner Profis sowie Sportchef Jörg Jakobs von einem „schlechten Spiel“ gesprochen. Baumgart fand, dass er und seine Trainer ebenfalls nicht alles geliefert hatten. „Wir sind noch nicht soweit, dass wir dann schnelle Lösungen finden. Wir müssen den Jungs mehr Sicherheit geben“, sagte er.
Am Freitag (20.30 Uhr) gegen den FC Augsburg könnte aber Jonas Hector zurückkehren und für mehr Leistungsstabilität sorgen. Wobei Baumgart noch feststellte: „Ich glaube nicht unbedingt, dass wir mit Jonas in Bielefeld gewonnen hätten.“