Der FC-Trainer gab seiner Mannschaft den Sonntag wie angekündigt frei, doch zur Eröffnung des Straßenkarnevals werden sich die Kölner zurückhalten.
1. FC Köln nach Sieg über FrankfurtSchultz mit deutlicher Ansage zum Karneval
Timo Schultz wagte am Samstagabend bereits einen vorsichtigen Blick auf die anstehende Woche, die in Köln eine besondere sein wird. Und weil der 1. FC Köln gerade einen 2:0 (0:0)-Sieg über Eintracht Frankfurt gefeiert hatte, sah Schultz eine gute Gelegenheit gekommen, um eine schwierige Wahrheit mitzuteilen. „Ich weiß, dass ich mir damit nicht viele Freunde machen werde. Aber ich bin nicht hier, um Karneval zu feiern“, bekannte der Ostfriese. Und dürfte sich damit durchaus Freunde gemacht haben in Köln, schließlich erwarten die hiesigen Menschen von ihrem Verein vor allem Leistung auf dem Fußballplatz und eher keine herausragende Rolle im Straßenkarneval.
Ein wenig Trubel will sich Schultz zwar gönnen, doch dann wird es noch vor Weiberfastnacht wieder vorbei sein mit dem Feiern. „Ich werde am Dienstag die FC-Sitzung genießen. Aber ich bin hier, um mit der Mannschaft zu trainieren, um am nächsten Sonntag in Hoffenheim ein erfolgreiches Spiel gestalten zu können.“
Der 1. FC Köln und der Karneval – das ist neuerdings ein etwas belastetes Thema. Im vergangenen Jahr startete der FC ebenfalls mit einem Sieg über Frankfurt in die tollen Tage. Damals feierte der Verein zunächst sein 75-jähriges Bestehen, anschließend ging es auf die FC-Sitzung. Vier Punkte trennten den FC von einem Europapokal-Platz, doch nach den Feiertagen war die Luft raus: Von den folgenden fünf Spielen verlor Köln vier. Abgesehen davon, dass die Kölner in dieser Phase ständig ein paar Zentimeter zu spät kamen, mussten sie personell improvisieren. Denn aus Sälen und Kneipen hatten sie sich auch eine Corona-Kette mitgebracht.
Steffen Baumgart machte das Thema damals öffentlich. „Ich will niemandem zu nahe treten. Aber ich habe beim FC jetzt meine Erfahrungen mit dem Karneval gemacht und kann abschließend sagen: Das hat uns nicht gutgetan. In Zukunft werde ich einiges anders machen.“ Baumgart Ankündigung von damals darf man getrost als Vereinslinie verstehen.
Ganz ohne Lohn blieben die FC-Profis nach ihrem Triumph dennoch nicht. Der Sonntag war frei, allerdings hatte das nichts mit dem Sieg zu tun. „Ich mache den Trainingsplan nicht von Ergebnissen abhängig“, stellte Schultz klar. Den Samstagabend sollten seine Spieler gern genießen „und den Sieg feiern. Aber am Montag ist wieder Training. Und am Dienstag zweimal. Danach gehen wir zur Sitzung, und spätestens danach wird es nur noch um Hoffenheim gehen. Ich gehe davon aus, dass die Spieler den Ernst der Lage erkannt haben und nicht die Woche durchfeiern.“
Im November 2017 war die Lage ähnlich ernst am Geißbockheim, damals waren die Kölner nach dem elften Spieltag noch sieglos und abgeschlagen Tabellenletzter. Damals wollte Trainer Peter Stöger trotzdem am Elften im Elften ein karnevalistisches Training ansetzen, und als ihn die Klubchefs davon abbringen wollten, fragte der Österreicher legendär: „San ma jetz a Koanevolsverein oda san ma koana?“
Schultz wirkte am Samstag klarer, trotz des Adrenalins nach seinem ersten Sieg als Kölner Trainer. „Ich werde den Abend genießen, wenn ich ein bisschen zur Ruhe gekommen bin. Ich freue mich für die Fans, den Verein, vor allem für die Mannschaft. Ich werde jetzt nicht auf kölsche Art und Weise in Euphorie verfallen.“
Auch in diesem Punkt schätzte Schultz die Erwartungshaltung seiner neuen Mitbürgerinnen und Mitbürger womöglich nicht ganz präzise ein. Am Samstagabend waren jedenfalls trotz des 2:0 noch keine Autokorsos auf den Ringen zu erleben. Von Euphorie ist nach den Punkten 13 bis 15 in dieser Saison bislang keine Spur. Von Hoffnung dagegen schon.
Der Abend hatte gleich mehrere eher unerwartete Helden hervorgebracht. Faride Alidou hatte sich mit mehreren lausigen Aktionen eingeführt, dann aber nach gut einer Stunde die Partie entschieden. Zwei seiner drei Dribblings waren bis dahin schiefgegangen, und auch die Situation gegen Niels Nkounkou auf dem rechten Flügel sah nicht gut aus. Doch diesmal setzte der Leihspieler aus Frankfurt nach, gewann den Ball und zog in Richtung Strafraum. Nkounkou attackierte ihn von hinten, was für den bereits verwarnten Franzosen die Gelb-Rote Karte bedeutete.
Den folgenden Freistoß schien Frankfurt bereits geklärt zu haben, doch vom Sechzehner schoss Dejan Ljubicic mit links, Alidou hielt den Fuß in den Ball und traf zur Führung (67.). In der 80. Minute saß gleich der erste Konter: Frankfurts Verteidiger Hrvoje Smolcic spielte einen schwachen Querpass. Ljubicic sprintete in den Ball und spielte im rechten Moment in den Lauf des zuvor ebenfalls eher glücklosen Jan Thielmann, der mit dem ersten Kontakt stramm ins entfernte Eck vollendete.
Ljubicic nach schwacher Phase mit einem hervorragenden Auftritt
Beide Trainer nannten Alidous Ballgewinn später den „Schlüsselmoment“ der Partie. Drei Minuten nach dem Kölner 2:0 ging noch Frankfurts Tuta mit Gelb-Rot vom Platz. Das Spiel war entschieden. „Seitdem ich hier bin, trainiert Faride sehr auffällig. Er hat seine Qualitäten im Eins gegen Eins, ein extremes Tempo und einen sehr guten Abschluss. Er braucht Selbstvertrauen und hat sich für seine Laufarbeit belohnt. Er hat noch zu viele Ballverluste, ist aber ein Spieler, der uns in der Rückrunde guttun wird“, kommentierte Schultz, der lobende Worte für den zuletzt so oft enttäuschenden Ljubicic fand. „Er hatte über die Feiertage eine schwere Grippe, darum hat er ein bisschen gebraucht, um reinzukommen. Wenn er seine Leistung bestätigen kann, ist er ein Top-Bundesligaspieler, der für uns noch sehr wichtig werden kann.“