15 Jahre lang war Martin Heck Trainer beim 1. FC Köln, dann suchte er eine neue Herausforderung.
Pokal-Duell gegen HeimatklubDas sagt Osnabrücks Martin Heck vor dem Wiedersehen mit dem 1. FC Köln
Herr Heck, Sie sind Kölner und waren 15 Jahre beim FC tätig. Wie waren die Reaktionen bei Ihnen und Ihrem Umfeld unmittelbar nach der Pokal-Auslosung?
Martin Heck: Ich hatte die Auslosung live im TV verfolgt. Um 17.27 Uhr stand der FC als unser Gegner fest, um 17.28 Uhr trudelten sofort die ersten Nachrichten ein – natürlich auch mit konkreten Kartenwünschen aus Köln (lacht). Ich hätte sicherlich Tickets für einen kompletten Tribünenblock loswerden können, doch die Bremer Brücke hat nun einmal nur eine Kapazität von 15.740 Zuschauern. Als Kölner, der so viele Jahre beim FC war, wünscht man sich natürlich solch ein Los, dass es dann auch so kommt, ist schon sagenhaft.
Worum geht es für Aufsteiger Osnabrück in der kommenden Zweitliga-Saison?
In erster Linie um den Klassenerhalt – auch wenn wir uns vornehmen, nicht permanent im Keller zu stecken. Dass es für eine in der 2. Bundesliga recht unerfahrene Mannschaft wie die unsere schwer werden dürfte, sollte ebenfalls klar sein. Die 2. Liga ist für den VfL eine große Sache, sie ist mit den vielen Traditionsvereinen hochattraktiv, es wird keine Ruhephasen geben. Doch wir fühlen uns gut gerüstet.
Boris Pistorius ist Fan des VfL Osnabrück
Ihre Mannschaft hat vier Gegentore in zwei Punktspielen kassiert. Dabei ist doch der bekannteste VfL-Fan Verteidigungsminister Boris Pistorius…
Der Minister ist in der Tat ein großer Fan, der unweit der Bremer Brücke geboren wurde, dem Verein seit ewig treu ist und eine Dauerkarte hat. Er stand bei einigen Spielen auch bei uns in der Coaching-Zone (lacht). Der VfL ist halt ein familiärer Klub.
Als Sie Mitte Januar als Co-Trainer von Tobias Schweinsteiger einstiegen, schien der Aufstieg noch außer Reichweite. Was ist dann passiert?
Ja, damals waren wir Neunter. Und wir zählten sicherlich nicht zu den Klubs mit einem Top-Etat. Doch irgendwie passte dann alles zusammen, von der Zusammenarbeit, über die Form der Spieler bis hin zum Zusammenhalt im Verein und in der Stadt. Osnabrück lebt den VfL einfach, er ist in der Stadt immer ein Thema. Der letzte Spieltag mit den beiden Toren in der Nachspielzeit (zum 2:1 gegen den BVB II, d. Red.) war dann natürlich der Wahnsinn, ein krasses Wechselbad der Gefühle. Fast schien unsere ganze Arbeit für die Katz, doch was dann in den letzten Minuten, fast schon Sekunden passierte und wie danach die Stimmung war, das wirst du niemals mehr vergessen. Ich glaube auch, dass das in meiner Trainerlaufbahn eine einmalige Sache bleiben wird.
Wie kam die Zusammenarbeit mit Schweinsteiger zustande, und wie funktioniert sie?
Wir hatten uns zuvor schon mal auf einer gemeinsamen Veranstaltung unserer Beratungs-Agentur kennengelernt. Da stimmte gleich die Chemie. Dann haben wir uns mal ohne Hintergedanken getroffen. Als dann beim VfL die Co-Trainer-Stelle frei wurde, hat mich Tobias kontaktiert. Wir ergänzen uns super, die Zusammenarbeit macht großen Spaß – was aber auch daran liegt, dass Tobi ein sehr nahbarer, bodenständiger, einfach guter Typ ist.
Was ist im Pokalspiel gegen den FC drin?
Der FC dürfte durch das frühe Ausscheiden in den vergangenen beiden Jahren gegen Zweitligisten vorgewarnt sein und wird das Spiel ganz sicher nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ich rechne damit, dass der FC mit der bestmöglichen Elf auflaufen wird. Trotz des Klassenunterschieds, den man sicherlich auch sehen wird, müssen wir mutig agieren. Wir haben nichts zu verlieren. Und mit unseren fanatischen Fans im Rücken können wir dem FC auch wehtun.
„Der 1. FC Köln war immer ein Teil von mir und wird es auch bleiben“
Im Januar 2022 entschieden Sie, den FC im folgenden Sommer zu verlassen. Haben Sie für sich keine Perspektive mehr in Köln gesehen?
Der 1. FC Köln war immer ein Teil von mir und wird es auch bleiben. Aber ich wollte meine Chance im Profi-Fußball suchen. Durch den Fußballlehrer-Lehrgang 2019/20 (Heck schloss diesen mit der Bestnote 1,0 ab, d. Red.) hatte ich viele Kollegen wie Ole Werner, Matthias Jaissle, Dino Toppmöller, oder Christian Eichner näher kennengelernt, mir war danach klar, dass ich diesen Schritt ins Profi-Geschäft machen und diese Herausforderung suchen will. Leider kam dann Corona. Als ich zudem merkte, dass für mich beim 1. FC Köln keine neue Tür aufging und wohl auch nicht auf absehbare Zeit aufgehen würde, wusste ich, dass es an der Zeit war, meinen Heimatverein zu verlassen.
Sie haben beim FC Referenzen vorzuweisen, führten die U17 mit Spielern wie Florian Wirtz oder Jan Thielmann 2019 zur deutschen Meisterschaft. Sie kennen sicherlich das alte Sprichwort vom Propheten, der im eigenen Land nichts gilt.
Wissen Sie, ich habe dem FC viel zu verdanken und bin mit allem im Reinen. Aber ich gebe zu, dass ich manchmal auch dieses Gefühl hatte. Der Verein hat halt weniger auf die eigenen, jungen Trainer gesetzt, aber das ist okay so. Der Weggang ist mir durchaus schwergefallen, meine Familie und Freunden leben in Köln, aber er war für meine Entwicklung der richtige Schritt.
Der nächste wäre dann, ein Profi-Team als Cheftrainer zu übernehmen, oder?
Ich arbeite im Hier und Jetzt und sammele in Osnabrück gerade weitere Erfahrung. Aber in Zukunft ist das sicherlich mein Ziel. Ich traue mir diese Aufgabe auch zu.
Zur PersonMartin Heck, geboren am 8. Februar 1983 in Köln, war von 2007 bis Juni 2022 Trainer beim 1. FC Köln. Heck trainierte Jugend-Teams, aber auch die U21 als Chef- und Co-Trainer. Größter Erfolg: 2019 wurde er mit der U17 Meister und bezwang in Dortmund den BVB. Seit Januar 2023 ist er Co-Trainer beim VfL Osnabrück. (ksta)