Der 1. FC Köln vergibt bei der Heimniederlage gegen den HSV viele Chancen und patzt bei den Gegentoren.
1:2 zum Zweitliga-Start1. FC Köln vergibt Chancen und verliert gegen Baumgarts HSV
Als in Müngersdorf über sechs Minuten Nachspielzeit vorbei waren und Schiedsrichter Dr. Max Burda das Topspiel zum Zweitliga-Auftakt abpfiff, stürmte fast die komplette Bank des Hamburger SV vor Freude auf den Rasen. Nicht so Steffen Baumgart. Der wirkte beim Abpfiff an seiner alten Wirkungsstätte ziemlich ruhig. Ungewohnt ruhig für einen wie ihn, der immer am Anschlag ist.
Aber Baumgart wusste, welche Gesten sich gehören. Und dass ohnehin jede Geste von den TV-Kameras eingefangen wird. Der Trainer, der von Juli 2021 bis Dezember 2023 beim 1. FC Köln tätig gewesen war (und dies zwei Jahre sehr erfolgreich), gewann mit dem Hamburger SV am Freitagabend bei seiner alten Liebe mit 2:1. Den Erfolg, den HSV-Stürmer Ransford-Yeboah Königsdorffer mit zwei Toren (6./35.) besiegelte, wird er ganz sicher innerlich genießen. Äußerlich tat er es nicht.
Baumgart schlägt den 1.FC Köln bei seiner Rückkehr mit dem HSV
Der Absteiger 1.FC Köln wiederum ist nicht gut in die Mission direkter Wiederaufstieg gestartet. Auch wenn diese Mission nicht offiziell ausgegeben wurde, so sollte sie doch der Anspruch der Kölner sein, die die Mannschaft mit dem Abstand höchsten Marktwert in der 2. Bundesliga stellt. Der FC hatte alles gegeben, holte sich nach dem Abpfiff auch den Applaus seiner treuesten Fans von der Südtribüne ab. Aber die Kölner hatten auch Chancenwucher betrieben und bei den Hamburger Treffern ordentlich mitgeholfen.
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So wie der junge Torwart Jonas Urbig (20) beim 0:1. Oder der noch ein Jahr jüngere Verteidiger Julian Pauli beim 0:2. Das Anschlusstor von Linton Maina in der 78. Minute war nicht genug. Der HSV stellte nicht das bessere Team, aber das reifere. Allerdings fehlten dem FC vor allem in der zweiten Halbzeit erkennbar die Lösungen gegen einen tiefgestaffelten Gegner.
„Wir haben heute viel ins Spiel investiert und hätten in Führung gehen müssen. Wir sind durch den frühen Rückstand etwas aus dem Tritt gekommen. Es war heute viel mehr drin. Ich kann mit der Niederlage nicht gut leben. Wir haben viele Dinge sehr gut gemacht und haben nur in einigen Momenten unsere Tools aus der Hand gegeben“, sagte der neue Kölner Trainer Gerhard Struber, der aber forderte: „Wir müssen unbarmherziger sein. “ Und Baumgart befand: „Wir hatten erst nach einer Viertelstunde mit dem Fußball wirklich angefangen und dann auch gute Aktionen dabei. Wir hatten dann auch die Aktionen, die man braucht, um erfolgreich zu sein. Köln hatte viel Ballbesitz. In der zweiten Halbzeit haben wir es nicht mehr gut gemacht, was den Fußball angeht, dafür haben wir richtig gut verteidigt. Das musst du in der 2. Bundesliga machen. Und das haben wir heute. Deshalb freuen wir uns über die drei Punkt. “
Und zu seiner Rückkehr sagte der Ex-FC-Coach: „Es kann sich jeder vorstellen, dass ich nicht nur angespannt war, sondern ich hatte auch eine freudige Aufregung. Es war schön, heute wieder hier sein zu dürfen und die Stimmung zu erleben. Es war heute etwas Besonderes, daraus mache ich keinen Hehl. Ich freue mich, dass auch mir gegenüber die Stimmung nicht negativ war. Das muss man auch erst einmal hinbekommen. Deshalb war es ein gelungener Abend.“
1. FC Köln: Urbig und Pauli patzen bei den Gegentoren
Struber hatte sich vor seinem ersten FC-Pflichtspiel für die von vielen erwartete Startelf und auch für die von ihm favorisierte Grundordnung im 4:4:2 mit Mittelfeld-Raute entschieden. Also auch für den 19-jährigen Julian Pauli, der gleich zu Beginn des Topspiels vor 50.000 Fans zu seinem Profi-Debüt kam und mit dem neuen Kapitän das Innenverteidiger-Duo bildete. Pauli erhielt den Vorzug vor Routinier Dominique Heintz.
HSV-Coach Steffen Baumgart verzichtete zu Beginn noch erwartungsgemäß auf den gerade erst wieder einsatzbereiten Davie Selke. Der Ex-Kölner, erst vor rund drei Wochen nach einigen Irritationen in Köln nach Hamburg gewechselt, zählte aber immerhin zum Kader und nahm auf der Bank Platz.
Das Spiel benötigte keine Anlaufphase. Der FC machte einen entschlossenen Eindruck und von Beginn an Dampf. Der Absteiger hatte nach drei Minute die erste Schusschance von Dejan Ljubicic, Sekunden später hatten Luca Waldschmidt und vor allem Denis Huseinbasic die Möglichkeit zu Führung. Letzterer scheiterte freistehend mit seinem Schuss an HSV-Keeper Daniel Heuer Fernandes, der den an einer Lungenentzündung erkrankten Matheo Raab vertrat.
1. FC Köln startet stark, doch der HSV trifft
Doch es war nicht der FC, sondern der Gast, der unter gütiger Mithilfe der Kölner zur Führung kam. Jan Thielmann agierte zu passiv gegen Jean-Luc Dompé. Der Hamburger Flügelspieler zog nach innen. Seinen ungefährlichen Schuss ließ allerdings Kölns Torhüter Jonas Urbig aus den Händen gleiten, so dass der mitgelaufene HSV-Stürmer Ransford-Yeboah Königsdorffer dankend annahm und zur Führung der Gäste abstaubte (6.).
Was für ein bitterer Auftakt für den nach dem Ende des Leihgeschäfts von Greuther Fürth zurückgekehrten erst 20-jährigen Urbig, der den bisherigen Stammtorhüter Marvin Schwäbe, der aus Krankheitsgründen im Kader fehlte, als neue Kölner Nummer eins abgelöst hatte.
Der FC war danach um eine schnelle Antwort bemüht, spielte aber etwas zu wild und hatte Probleme im Pressing und Umschaltspiel. So konnten sich die Hamburger immer wieder lösen und zu Konter ansetzen. Vor allem Dompé bekam der FC nicht wirklich in Griff. Der HSV zeigte die reifere Spielanlage.
Königsdorrfer trifft doppelt für den HSV
Und er war kaltschnäuzig und nutzte die Kölner Patzer rigoros aus. Erneut konnte Thielmann eine Flanke nicht verhindern. Die Hereingabe von Adam Karabec unterlief Pauli, der sich verschätzt hatte. Königsdorffers Kopfball konnte Urbig gerade noch an die Latte lenken. Leart Pacarada war im Nachsetzen nicht geistesgegenwärtig genug, gegen den Nachschuss von Königsdorffer war Urbig dann machtlos (35.). Der Schreck saß, der FC wirkte danach verunsichert und leistete sich im Spielaufbau mehrere Ballverluste.
Dennoch hätten die Gastgeber noch in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit zurückkommen müssen. Nach einem Konter und einer Hereingabe stand Tim Lemperle freistehend von Heuer Fernandes, doch der vereitelte mit einem sagenhaften Reflex das 1:2. Fraglich allerdings, ob das Tor überhaupt gezählt hätte, denn in der Entstehung des Konters hatte Lemperle den Ball mit der Hand berührt.
Anschlusstreffer durch Maina reicht nicht für die Kölner
Zu Beginn des zweiten Durchgangs leuchtete die Südtribüne in Rot. Die FC-Fans zündeten knapp 40 Pyros. Das „Gute“ in Liga zwei: Die Strafen für das Abbrennen der Fackeln sind etwas geringer als im Oberhaus (600 Euro statt 1000 Euro pro Gegenstand). Doch die Kölner Mannschaft brauchte, um selbst wieder Feuer zu entfachen. Der FC hatte zwar weiterhin deutlich mehr Ballbesitz, wusste mit diesem aber fast nichts anzufangen. Der HSV machte auch fast nichts mehr. Die Partie dümpelte etwas vor sich hin, die Kölner Fans wurden leiser.
Jedenfalls bis zur 78. Minute. Denn dann kamen die Hausherren in die Partie zurück. Dejan Ljubicic hatte im rechten Halbfeld sehr viel Platz zum Flanken. Seine punktgenaue Hereingabe verwertete der eingewechselte Linton Maina wuchtig per Kopf zum 1:2 (78.). Die Hoffnung beim FC war zurück. Die Kölner machten Druck. Kurz vor Schluss wurde Selke unter einem gellenden Pfeifkonzert eingewechselt, das Stadion kochte. Doch auch in über sechs Minuten Nachspielzeit wollten den Kölner kein weiteres Tor mehr gelingen.
FC: Urbig - Thielmann, Hübers, Pauli (87. Heintz), Pacarada - Martel, Ljubicic, Huseinbasic (87. Obuz), Waldschmidt (57. Adamyan) - Downs (57. Maina), Lemperle (76. Dietz). - HSV: Heuer Fernandes - Jatta (90. Mikelbrencis), Hadzikadunic, Schonlau, Muheim - Meffert, Elfadli, Reis (83. Heyer) - Karabec (65. Öztunali), Königsdörffer (90. Selke), Dompé (65. Balde). - Schiedsrichter: Burda (Berlin),- Tore: 0:1 Königsdörffer (6.), 0:2 Königsdörffer (35.), 1:2 Maina (78.).- Zuschauer: 50.000 (ausverkauft)