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Trotz mehrerer AnfragenDarum entschied sich Sargis Adamyan sofort für den 1. FC Köln

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FC-Neuzugang Sargis Adamyan in Donaueschingen

Donaueschingen – Die Fans des 1. FC Köln dürften Neuzugang Sargis Adamyan bisher in nicht so guter Erinnerung haben. Schließlich war es der Armenier, der sich in Pflichtspielen gegen die Kölner in jüngerer Vergangenheit besonders in Torlaune gezeigt hatte. Und es waren Tore, die in Erinnerung blieben.

Im Mai 2019, der FC hatte gerade die Rückkehr in die Bundesliga geschafft, torpedierte der Offensivspieler am 33. Spieltag mit zwei Toren beim überraschenden 5:3-Auswärtssieg seines damaligen Teams Regensburg die Kölner Aufstiegsfeierlichkeiten. Rund ein halbes Jahr später schlug er wieder zu; beim 2:1-Auswärtssieg mit der TSG Hoffenheim traf er erneut in Köln. Die Pleite hatte beim FC Konsequenzen: Exakt mit dem Schlusspfiff gab der Klub per Mail den Rücktritt von Sport-Geschäftsführer Armin Veh bekannt, wenige Tage später wurde nach der sportlichen Talfahrt auch Trainer Achim Beierlorzer entlassen.

„Ich hatte zwei Erfahrungen mit dem FC, die für mich schön waren“, sagt Adamyan am Donnerstag im Trainingslager der Kölner in Donaueschingen mit einem Schmunzeln. Denn das ist Vergangenheit, seit Anfang der Woche ist der vielseitige Offensivspieler nun selbst FC-Profi und unterschrieb einen Vierjahresvertrag.

1,5 Millionen Euro Ablöse plus Boni

Der Stürmer ist nicht – wie vermutet – das ganz große Transfer-Schnäppchen, dennoch zahlte der FC eine Ablöse deutlich unter dem Marktwert des Nationalspielers, der auf rund 3,5 Millionen Euro taxiert wird. Der FC überwies nach Informationen dieser Zeitung 1,5 Millionen Euro an die TSG Hoffenheim und stottert die Ablöse in Raten ab. Zudem sind weitere Bonuszahlungen vereinbart worden, maximal erhält die TSG 500.000 Euro Nachschlag.

Den Spieler werden die Ablöse-Modalitäten hingegen nur am Rande interessieren, er ist froh wieder zurück in Deutschland zu sein. Adamyan, in Eriwan geborener Sohn eines Schuhfabrikanten, der im Alter von fünf Jahren mit seiner Familie Armenien verließ und sich in Ueckermünde in Vorpommern niederließ, wollte nach eigener Aussage zurück in die Bundesliga. Und dies trotz eines erfolgreichen Intermezzos in Belgien. Adamyan war in der vergangenen Rückrunde von Hoffenheim an den FC Brügge ausgeliehen, und mit sechs Toren hatte er einen größeren Anteil daran, dass die Flamen die Meisterschaft feiern konnten.

Brügge verzichtete allerdings auf die Aktivierung der mit der TSG vereinbarten Kaufoption. Das lag wohl auch am Trainerwechsel. Alfred Schreuder, der Adamyan bereits bestens aus Hoffenheim kannte und als sein Förderer gilt, verabschiedete sich nach der Saison aus Brügge und wechselte zu Ajax Amsterdam. Nach seiner Rückkehr nach Sinsheim sei ihm zwar nicht explizit gesagt, dass man nicht mehr mit ihm plane, so Adamyan. Aber er hatte wohl gemerkt, dass es unter dem neuen Trainer André Breitenreiter für ihn schwierig werden dürfte.

Mehrere Anfragen lagen seinem erfahrenen Berater Karl Herzog vor, unter anderem auch von Werder Bremen. Doch Adamyan entschied sich schnell für Köln. „Ich hatte verschiedene Möglichkeiten. Aber von den anderen Sachen kam für mich Nichts wirklich infrage. Von Köln dagegen war ich sofort zu 100 Prozent überzeugt“, sagt Adamyan, der den neuen FC-Sportchef Christian Keller bereits aus der gemeinsamen Zeit in Regensburg kennt: „Das hat schon eine große Rolle gespielt. Wir haben in Regensburg damals schon einen ähnlichen Fußball gespielt wie der FC jetzt“, sagt der Neu-Kölner. Zudem boten die Verantwortlichen dem 29-Jährigen mit dem Vierjahresvertrag Sicherheit: „Das ist das, was ich wollte und auch ein Zeichen von Vertrauen für mich.“

Vergangenheit mit Baumgart und Keller

Aber Adamyan kennt nicht nur Keller von früher, sondern auch Steffen Baumgart. Doch das ist allerdings schon fast zehn Jahre her. Baumgart war von Januar 2012 bis Juni 2013 Co-Trainer bei Hansa Rostock, Adamyan viel beachteter Jugendspieler. „Ich habe Steffen Baumgart damals kennengelernt. Der Kontakt ist bis dahin bestehen geblieben“, schildert Adamyan.

Auch der aktuelle Chefcoach der Kölner verlor den 33-fachen Nationalspieler nie ganz aus den Augen – und freut sich ungemein auf die Zusammenarbeit. Baumgart lobt insbesondere die Abschlussstärke und das Anlaufverhalten seines neuen Angreifer: „Sargis kann uns sicher weiterhelfen und ist in der Lage, Tore zu schießen. Er ist zudem sehr vielseitig und wird seinen Platz schon finden“, sagt Baumgart und erklärt, auch in der kommenden Saison weiterhin überwiegend mit zwei Sturmspitzen agieren zu wollen.

Die Konkurrenz in der Kölner Offensive schreckt Adamyan dagegen nicht ab. Denn neben Torjäger Anthony Modeste, der erneut mit seinem Abschied aus Köln kokettierte, tummeln sich beim FC mit Neuzugang Steffen Tigges und Sebastian Andersson noch weitere Stoßstürmer. Doch auch der Verbleib des so glücklosen Schweden ist alles andere als sicher.

„Ich freue mich drauf“, sagt Adamyan zum Konkurrenzkampf, „es geht hier alles komplett in die richtige Richtung. Der FC hat letzte Saison schon sehr erfolgreich und schön Fußball gespielt. Aggressiv und offensiv – das liegt mir“, meint der 29-Jährige, der aber noch Fitness-Rückstand aufholen muss und erst nach dem Trainingslager sein erstes Testspiel bestreiten wird. Gegen den AC Mailand am 16. Juli soll er dann 45 Minuten zum Einsatz kommen.

Auch dem Erlebnis im Rhein-Energie-Stadion fiebert der Neuzugang entgegen. „Ich hatte immer großen Spaß daran, im FC-Stadion zu spielen. Jetzt, wo ich auf der richtigen Seite stehe, wird es dann noch mehr Spaß machen.“ Das sehen die FC-Fans wohl genauso.