Die Karriere des Offensiv-Allrounders soll in Köln wieder in Schwung kommen.
Ex-Trainer Stefan Kuntz über FC-ZugangWie Luca Waldschmidt beim 1. FC Köln funktionieren könnte
Mit den obligatorischen Leistungstests nimmt der 1. FC Köln am Freitag die Vorbereitung auf die neue Saison auf. Dann wird auch der bisher klangvollste Neuzugang beim Bundesligisten erwartet. Doch zuvor entspannte Luca Waldschmidt noch auf Mallorca und Ibiza aus und schwitzte auch im Gym. Der 27-Jährige will möglichst best-präpariert in die Saison bei seinem neuen Klub gehen und nach eher schwierigen Zeiten beim VfL Wolfsburg in der Bundesliga einen neuen Anlauf starten.
Der FC hat den Offensiv-Allrounder vorerst für eine Spielzeit auf Leihbasis verpflichtet. Der VfL trägt sogar einen Teil des Salärs, damit der Angreifer ins Kölner Gehaltsgefüge passt. Zudem sicherten sich die Kölner eine Kaufoption für den siebenfachen Nationalspieler, nach Informationen dieser Zeitung könnte der FC Waldschmidt für rund 3,5 Millionen Euro dann fest verpflichten. In Köln erhält er die Rückennummer 9 von Sebastian Andersson, der die Domstadt verlassen hat. Und hofft beim FC auf mehr Glück als der desillusionierte Schwede.
Die Kölner werden die Option bei Waldschmidt indes nur dann ziehen, sollte der Techniker wieder in den Bereich seiner früheren Top-Form gelangen. In Wolfsburg war seine Karriere doch ins Straucheln geraten, in 37 Pflichtspielen seit dem Sommer 2021 erzielte er insgesamt sechs Tore. Zuletzt bewies er wieder aufsteigende Form, traf seit April drei Mal. Dennoch hatten sich sowohl der VfL, der zwölf Millionen Euro Ablöse zahlte, als auch der Spieler selbst mehr von der gemeinsamen Zeit erhofft. Dies sieht offenbar auch Waldschmdit selbst so: „Meine Karriere soll keine Achterbahnfahrt sein. Oder sagen wir: Meine Karriere war genug Achterbahnfahrt. Ich möchte mehr Konstanz, also mehr Aufstieg, keine steilen Abfahrten mehr. Für diese Konstanz bin ich allein verantwortlich“, sagte er selbstkritisch bei „transfermarkt.de“.
Alles zum Thema Steffen Baumgart
- 2. Bundesliga „Baumgart wirkt ratlos“ – Hamburg mal wieder im Krisenmodus
- „Geliebter Fußballclub“ 1. FC Köln zeigt sich in neuer Doku in schwierigen Momenten
- „Geht mir manchmal auf die Eier“ Baumgart zeigt HSV-Profi Dompé den Mittelfinger und gibt Erklärung ab
- Hamburger SV Steffen Baumgart holt Ex-Kölner ins Team
- 1. FC Köln vor Elversberg An der Kaiserlinde, wo Große fallen
- Defensive Taktik Steffen Baumgart überrascht bei seiner Köln-Rückkehr
- 1:2 zum Zweitliga-Start 1. FC Köln vergibt Chancen und verliert gegen Baumgarts HSV
Für 15 Millionen zu Benfica Lissabon
Oft waren mit seinem Namen große Hoffnungen verbunden. Ob bei Eintracht Frankfurt, bei der er seine Bundesliga-Karriere startete, dem Hamburger SV, den er mit seinem Siegtor im Mai 2017 gegen Wolfsburg noch einmal vor dem Abstieg rettete, oder beim SC Freiburg. Im Sommer 2020 folgte ein spektakulärer Wechsel des Technikers zum Großklub Benfica Lissabon, 15 Millionen Euro überwiesen die Portugiesen an die Breisgauer. Doch nach nur einem Jahr war das Abenteuer Portugal für Waldschmidt schon wieder vorbei – trotz immerhin zwölf Treffern in 43 Pflichtspielen.
Jetzt soll Kölns Trainer Steffen Baumgart dabei helfen, Waldschmidts Karriere wieder in Schwung zu bringen. Baumgart hat sich den Ruf erarbeitet, dass Spieler unter ihm wieder aufblühen.
Kuntz erklärt: So funktioniert Waldschmidt
Waldschmidts früherer Trainer Stefan Kuntz zeigt sich zuversichtlich, dass das Vorhaben auch gelingt. Unter dem 60-Jährigen, der seit September 2021 die türkische Nationalmannschaft trainiert, erlebte der Offensivspieler sicherlich die beste Phase seiner Karriere, auf alle Fälle sorgte Waldschmidt für die größten Schlagzeilen. Bei der U21-Europameisterschaft zog der Stürmer nicht nur mit der von Kuntz trainierten DFB-Auswahl ins Finale ein, sondern wurde mit sieben Treffern auch Torschützenkönig des Turniers. Kurz danach folgt sein Debüt in der A-Nationalmannschaft.
„Ich denke und hoffe, dass sich Luca seitdem noch weiterentwickelt hat“, sagt Kuntz und erklärt gegenüber dieser Zeitung, wie Waldschmidt auch beim FC am besten funktionieren könnte: „Wenn du Luca sehr viel Vertrauen geschenkt und ihm die Chance gegeben hast, sich so ins Spiel einzufügen, wie er sich auch wohlfühlt und zudem das taktische Korsett nicht zu starr war, dann hat er das mit tollen Leistungen auch zurückgezahlt. Wenn Luca seine Position ein Stück weit selbst interpretieren konnte, dann sind seine Stärken am besten zur Geltung gekommen.“
Waldschmidt sei ein ganz feiner Fußballer, der sich aber sicherlich noch körperlich stabilisieren müsse. „In dem Bereich geht noch etwas, aber das weiß er auch. Wenn Luca die richtige Form und Physis hat, dann sorgt er für Tore, Assists, ist stark im Anlaufen und verschafft sich immer wieder geschickt Freiräume. Dann ist er kaum aufzuhalten. Das sind dann Stärken, Eigenschaften, die man nicht so richtig lernen kann, sondern die man hat – oder eben nicht“, meint Kuntz.
Vertrauen in Baumgarts Fähigkeiten
Bei Baumgart und in Köln könnte Waldschmidt sehr gut aufgehoben sein, glaubt Kuntz. „Wenn der Wechsel zum FC zudem dafür sorgt, dass Luca auch mental ein bisschen stärker wird, dann können sich Steffen Baumgart und seine Kölner auf einen außergewöhnlichen Spieler freuen. Steffen hatte ja auch an der Entwicklung von Salih Özcan maßgeblichen Anteil und wird alles dransetzen, damit ihm das auch bei Luca wieder gelingt“, sagt Kuntz.
Waldschmidt ist in seiner Laufbahn bisher einiges zugeflogen, das räumt er sogar selbst ein. „Auch wenn nicht immer alles optimal lief, ich bin in meiner Karriere bislang relativ erfolgreich gewesen. Um ehrlich zu sein: nicht immer mit sehr, sehr hohem Aufwand.“ Diesen Aufwand will und muss er nun in Köln offenbar erhöhen. Baumgart wird ihn auf dem Weg fördern und fordern.