Über Pyrotechnik in Fußballstadien wird immer wieder hitzig diskutiert. Verbote seien jedoch keine zielführende Lösung für das Problem, findet der Kölner Cheftrainer Steffen Baumgart.
„Mit Verboten erreichst du nichts“FC-Trainer Baumgart fordert „Umdenken“ bei Pyrotechnik im Stadion
Kölns Trainer Steffen Baumgart hat beim Umgang mit Pyrotechnik in Fußballstadien ein Umdenken gefordert. „Mit Verboten erreichst du in der Fußball-Szene nichts – in keinem Stadion der Welt. Das sieht man doch seit Jahren“, wird der 50-Jährige am Dienstag von der „Bild“ zitiert. „Ich weiß nicht, ob man Pyros in Stadien legalisieren sollte. Aber es muss ein Umdenken stattfinden, um das reguliert zu bekommen.“
Das Abbrennen von Pyrotechnik ist in den Bundesliga-Stadien verboten. Dennoch werden Leuchtfackeln und andere pyrotechnische Gegenstände immer wieder verwendet - gerade von der aktiven Fanszene und vielen Ultra-Gruppierungen.
Pyrotechnik im Stadion: 1. FC Köln muss immer wieder Geldstrafen zahlen
Die Vereine müssen wegen Pyrotechnik immer wieder Geldstrafen zahlen. Zuletzt hatte das Bundesgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zwei hohe Strafen gegen den 1. FC Köln mit einer Gesamthöhe von 177.200 Euro bestätigt.
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Aus Baumgarts Sicht bringen solche Strafen wenig. „Die Jungs werden – gerade auch in Köln – nicht aufhören. Sie leben Ihre Kultur aus. Und Geldstrafen haben noch keine Pyro-Fackel verhindert.“ Einen konkreten Vorschlag, was man ändern könnte, machte Baumgart nicht.
Im Jahr 2020 hatte es beim Zweitliga-Spiel des Hamburger SV gegen den Karlsruher SC einen genehmigten Pyro-Test gegeben. Damals hatten Fans vor dem Spiel Rauchtöpfe gezündet.
Steffen Baumgart über Pyrotechnik: „Die Jungs werden – gerade auch beim 1. FC Köln – nicht aufhören“
In Europa geht man teilweise innovative Wege beim Thema Pyrotechnik. So setzt man in Dänemark auf sogenannte „kalte Pyrotechnik“. Die Fackeln brennen bei einer Temperatur von um die 200 Grad und stellen damit ein geringeres Risiko dar als konventionelle „Bengalos“, die bis zu 2000 Grad erreichen können.
In der Bundesliga wird die Einführung der „kalten Pyrotechnik“ ebenfalls immer wieder diskutiert. Zuletzt rückte das Thema im September in den Fokus, nachdem es beim Spiel des 1. FC Köln gegen den OGC Nizza in der Uefa Conference League zum Einsatz von Pyrotechnik und zu Ausschreitungen gekommen war.
Pilotprojekte in Berlin und Ausland: Kann „kalte Pyrotechnik“ die Lösung sein?
„Grundsätzlich ist es sinnvoll, dass sich DFB und DFL Gedanken darüber machen, wie sich der Umgang mit Fankultur weiterentwickeln kann“, erklärte FC-Sportchef Christian Keller damals. „Planungen zu einem legalisierten, kontrollierten Einsatz von Pyrotechnik müssen dabei in jedem Fall losgelöst von den gewalttätigen Vorfällen in Nizza betrachtet werden.“
BVB-Boss Hans-Joachim Watzke, zugleich Aufsichtsratschef der DFL, zeigte sich skeptischer: „Ich warne vor Schnellschüssen“, sagte er damals gegenüber der „Bild“. Die Klubs müssten als Veranstalter aus der Haftung genommen werden, „wenn sich die Politik plötzlich die Legalisierung von Pyrotechnik in den Stadien vorstellen kann“, so Watzke. „Mir fehlt jegliche Fantasie, wie das funktionieren soll.“
Auf der Konferenz der Landesinnenminister Ende November soll das Thema auf die Tagesordnung rücken. In Berlin ist man unterdessen schon weiter, dort einigte sich der Senat bereits auf einjähriges Pilotprojekt zum sicheren Einsatz von Pyrotechnik in Fußballstadien – auch hier soll „kalte Pyrotechnik“ verwendet werden.
Beim Deutschen Fußballbund (DFB) ist man offen für Gespräche mit Fan-Vertretern zum Thema. Laut Bild-Informationen gilt beim Verband allerdings eine „rote Linie“: Pyrotechnik, die die Hand verlässt, also beispielsweise Böller oder Leuchtraketen, sollen demnach in jedem Fall verboten bleiben. (das/dpa)