Köln – Für Steffen Tigges beginnt die Saison am Samstag von neuem, dabei hat der 1. FC Köln bereits zwölf Pflichtspiele hinter sich gebracht. Doch Tigges hatte in mehrfacher Hinsicht einen Neustart zu absolvieren. Einerseits schloss sich der gebürtige Osnabrücker nach drei Jahren bei Borussia Dortmund in diesem Sommer einem neuen Verein an. Andererseits hatte der Mittelstürmer wegen einer Fraktur des linken Sprunggelenks beinahe die gesamte Rückrunde der vergangenen Saison verpasst. Es war klar, dass Tigges Zeit benötigen würde.
Nach mäßigem Start soll das Ende der Länderspielpause und der Beginn der Phase mit zwölf Partien in 43 Tagen nun eine Zäsur bedeuten. Fünf Tage frei hatten die Kölner in der vergangenen Woche, Tigges hat die Zeit gebraucht, „nicht nur für den Körper, sondern auch für den Kopf. Nicht herunterfahren zu können, weil schon wieder das nächste Spiel vor der Tür steht, ist sehr anstrengend“, berichtet der 24-Jährige.
Die Form ist da
Körperlich war Tigges schon vor der Pause in Form, beim 1:1 in Bochum absolvierte er seinen ersten Einsatz über 90 Minuten im FC-Trikot. „Ich habe mich gut gefühlt, auch die Werte waren richtig gut. Ich bin wieder voll im Saft“, sagt Tigges. Die FC-Profis sind während der Spiele mit Sensoren ausgestattet, die Fitnesstrainer erhalten die Daten in Echtzeit und sehen, wer in den roten Bereich gerät – und wer nicht mehr herauskommt. Tigges’ Formaufbau ist nach der langen Verletzungsphase abgeschlossen. Dennoch bleibt viel zu tun. Denn vor lauter Arbeit am Comeback blieben kaum Kapazitäten, um sich an die neue Mannschaft zu gewöhnen – und an Steffen Baumgarts Fußball.
„Quote ist ausbaubar“
„In der Vorbereitung haben wir zwar auch viel trainiert. Aber da musste ich mich eher auf meinen Fuß, auf meinen Körper konzentrieren. Jetzt kann ich auch wieder Abläufe trainieren. Das tut mir auch im Bereich Toreschießen gut, denn die Quote ist ausbaubar“, gesteht Tigges. Auffällig ist die große Zahl an Pressingsituationen, die Tigges für den FC bestreitet. Sein Anlaufverhalten entspricht bereits den Erwartungen. Am Ball dagegen „hapert es noch, gerade im Sechzehner“, sagt Tigges.
In der Bundesliga steht er nach vier Einsätzen noch bei null Treffern und null Vorlagen. Sein Premierentor gelang ihm beim Gruppen-Auftakt in Nizza, als der FC dank Tigges’ Treffer einen Punkt holte. In der vergangenen Saison gelangen ihm in neun Partien für Borussia Dortmund drei Treffer. Seine stärkste Quote erspielte er sich in der Spielzeit 20/21, als ihm im Dortmunder Regionalligateam 22 Tore und 15 Vorlagen in 35 Partien gelangen. Schon damals hatte Steffen Baumgart ein Auge auf den Mittelstürmer geworfen, doch der BVB ließ Tigges nicht ziehen – stattdessen erzielte der Angreifer gegen Köln prompt sein erstes Saisontor. Nun soll er für Köln treffen – am liebsten am Samstag gegen seinen Ex-Klub.
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Obgleich noch viel Arbeit bleibt, ist Tigges mit dem Saisonstart zufrieden. „Wir hatten in jedem Spiel gute Phasen. Die Punkteausbeute ist in Ordnung. Es hätten ein paar mehr, aber auch ein paar weniger Punkte sein können. Alles im Lot, wir freuen uns jetzt auf den zweiten Teil der Hinrunde.“
Vor einem Jahr stand er in Dortmund noch in Erling Haalands Schatten, in Köln sollte er sich hinter Anthony Modeste zum Bundesliga-Mittelstürmer entwickeln. Doch weil Modeste nach Dortmund ging, steht Tigges früher als geplant in der Verantwortung. Am Samstag kehrt Modeste im Dortmunder Trikot nach Köln zurück, der plötzliche Abschied hat in Köln nicht nur für Applaus gesorgt – obwohl es Stimmen im Verein gibt, die sagen, man habe angesichts der Ablösesumme von mindestens fünf Millionen Euro und dem gesparten Gehalt keinen schlechten Tausch gemacht.
„Es gab ein paar Leute, die sich auf die Füße getreten gefühlt haben“, sagt Tigges. „Er hat letzte Saison Großartiges vollbracht. Ich hoffe, dass er das am Samstag nicht schafft. Aber natürlich auch, dass er freundlich empfangen wird.“