FC-Trainer Schultz würde den Spieler gerne wieder einsetzen, will aber Vernunft walten lassen.
Trainingslager des 1. FC Köln„Der FC ist etwas Besonderes“ – Luca Waldschmidt arbeitet am Comeback
Sie arbeiteten an der Beweglichkeit, am Antritt, an der Ballführung unter leichter Bedrängnis. Richtige Zweikämpfe waren noch nicht dabei: Luca Waldschmidt wurde am Dienstag im Trainingslager des 1. FC Köln in Algorfa von Reha-Trainer Leif Frach bei Temperaturen um die 25 Grad und prallem Sonnenschein ganz schön gescheucht. 90 Minuten lang, es war eine schweißtreibende Angelegenheit, eine anstrengende individuelle Einheit, auch wenn man das dem austrainierten Profi nicht sofort anmerkte.
Der Offensivspieler soll nun die letzten Schritte auf dem Weg zu seinem Comeback machen. „Ich bin froh, wieder auf dem Platz zu sein und dem Ball am Fuß zu haben. Wir kommen Tag für Tag voran. Es war intensiv, gerade mit den Läufen am Ende noch. Nach solch einer intensiven Einheit merke ich schon, dass ich sieben, acht Wochen nicht auf dem Platz war. Die Muskeln werden dann schneller müde. Aber das kommt zügig zurück. Es fühlt sich wieder gut an“, sagte Waldschmidt nach der Einheit, „doch den letzten Tick holst du dir dann in den Spielen, da kann man trainieren so viel man will. Ein Spiel ersetzt nichts.“
Doch ein Pflichtspiel hat der 27-Jährige nun schon länger nicht mehr absolviert. Mitte Januar hatte er sich einen Wadenbeinbruch zugezogen, seitdem wird er im Sturm, der beim FC eher ein laues Lüftchen ist, schmerzlich vermisst. Auch wenn die Rückkehr ins Mannschaftstraining wohl nur noch eine Sache von Tagen ist, ist Waldschmidts Pflichtspiel-Comeback vielleicht abseh-, aber noch nicht terminierbar. Doch es sind nur noch acht Bundesligaspiele zu absolvieren, der FC ist auf den vorletzten Platz zurückgefallen und in akuter Abstiegsgefahr.
Luca Waldschmidt für Augsburg-Spiel wohl noch nicht bereit
Ein komplett fitter Waldschmidt mit seinen Qualitäten stünde den Kölnern sicher gut zu Gesicht, aber noch ist etwas Geduld gefragt. „Die Bruchstelle bei Luca reagiert leider noch bei Belastung“, hatte Sport-Geschäftsführer Christian Keller nach dem Leipzig-Spiel erklärt. In Algorfa bremste jetzt auch Trainer Timo Schultz die Erwartungen: „Wir sprechen jetzt schon von rund acht Wochen Pause. So gern man als Trainer so einen speziellen Spieler dann auf dem Platz haben will – ein bisschen Vernunft ist schon wichtig. Gegen Augsburg sehe ich ihn daher dann momentan eher nicht.“ Nach der Länderspielpause muss sein Team am 31. März beim FCA antreten – also in zwölf Tagen. Es ist somit auch ein Wettlauf mit der Zeit.
Doch ein bestimmtes Datum für seine Rückkehr hat Waldschmidt nicht anvisiert. Weil es eben keinen Sinn mache. „Ehrlich gesagt – nein. Wenn ich mir ein genaues Ziel setzen sollte und ich erreiche es nicht, dann folgt die Enttäuschung. Ich würde mir da unnötig Druck machen. Der Trainer hat es gestern schon gesagt: Wir schauen von Tag zu Tag.
Luca Waldschmidt hat so viele Spiele am Stück verpasst wie noch nie in seiner Karriere
Zehn Pflichtspiele in Folge hat Waldschmidt bereits verpasst – so viele in Serie wie noch nie in seiner Karriere. Das beschäftigt den vielseitigen einsetzbaren Offensivspieler, der nach der Verletzung nur wenig machen konnte. Die Entlastung des Fußes stand im Vordergrund, der Knochen musste wieder zusammenwachsen.
Dann ging es bei der Steigerung des Pensums darum, wie der Fuß auf die Intensität reagiert. „Das war eine ganz sensible Sache. Dass alles verheilt und nichts zurückbleibt, das hatte oberste Priorität. Das hat eine Weile gedauert“, sagte Waldschmidt und gab einen Einblick in das Seelenleben eines Fußballprofis, der in einer schwierigen Situation für alle zum Zuschauen verurteil war: „Es tat schon weh, nur zusehen zu können. Insbesondere als Zuschauer bei den Heimspielen. Und gerade wenn man das Gefühl hat, helfen zu können, will man ran. Da stellt man sich schon mal die Frage: Warum passiert mir das jetzt in dieser Situation?“
Ihm falle es ohnehin nicht so leicht, die notwendige Geduld aufzubringen. Doch die Heilung ohne Folgeschäden habe klar im Vordergrund gestanden, deshalb habe er die Situation so angenommen, wie sie nun einmal war. „Wir wollen alle, dass ich so schnell wie möglich wieder einsatzfähig bin, aber die Gesundheit darf man dafür nicht riskieren“, befand der gebürtige Siegener.
„Auf und Ab“ und eine ausbaufähige Quaote für Luca Waldschmidt
Vor der Verletzung hatte der Angreifer, der im Sommer auf Leihbasis vom VfL Wolfsburg ans Geißbockheim gewechselt war, eine Halbserie erlebt, die er beim ihm selbst als ein ständiges „Auf und Ab“ bezeichnet. Der siebenfache deutsche Nationalspieler spielte deutlich mehr als zuvor in Wolfsburg, doch zwei Tore und zwei Torvorlagen sind eine ausbaufähige Quote – das sieht Waldschmidt auch selbst so: „Ich hatte relativ viele Abschlüsse, in denen ich mehr Tore hätte erzielen müssen, die ich normalerweise auch mache.“
Nach der Saison haben die Kölner eine Kaufoption für den Offensivmann – und zwar ligaunabhängig. Die soll bei rund vier Millionen Euro liegen und einen Dreijahresvertrag aktivieren. Doch das sei kein Thema, mit dem er sich derzeit beschäftige, so Waldschmidt: „Ich will so schnell wie möglich auf dem Platz sein und mithelfen, dass wir in der Liga bleiben. Und danach können wir uns um den Rest unterhalten. Alles andere wäre nicht der richtige Zeitpunkt.“ Waldschmidt sprach dabei – zumindest öffentlich – nicht wie ein Spieler, der mit dem Gedanken schon woanders ist. Im Gegenteil.
Luca Waldschmidt: „Der FC ist etwas Besonderes“
Obwohl er auch für Traditionsklubs wie Eintracht Frankfurt, den Hamburger SV oder Benfica Lissabon gespielt habe, sei der FC „etwas Besonderes. Es herrscht so viel Verbundenheit zum FC – auch in der Stadt. Es ist nicht selbstverständlich, wie die Fans immer hinter uns stehen. Wir wollen, aber wir geben ihnen leider nicht immer so viel zurück.“ Doch der Einsatz werde von den Fans honoriert. Der FC sei ein Verein, der ihn „definitiv gepackt“ habe.
Der allerdings auch den erneuten Abstieg vermeiden muss. Erst recht vor dem Hintergrund der Transfersperre. Waldschmidt glaubt dabei fest an die Kölner Rettungschance, die Situation habe sich trotz des Zusammenbruchs beim 1:5 gegen Leipzig und dem gleichzeitigen Sieg des Kölner Konkurrenten Mainz nicht großartig verändert. „Es macht auch keinen großen Unterschied, ob Mainz vor oder hinter uns steht. Wir wissen, dass wir Punkte holen müssen. Wir sollten unsere Aufgaben erledigen. Und damit sollten wir anfangen.“