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Auf Bayern folgt Schalke1. FC Köln sucht nächsten Entwicklungsschritt

Lesezeit 4 Minuten
Kölns Trainer Steffen Baumgart klatscht in die Hände.

Kölns Trainer Steffen Baumgart engagiert an der Seitenlinie in München.

Spätestens nach dem Remis in München ist klar: Der 1. FC Köln kann in dieser Saion mit jeder Mannschaft mithalten. Gegen Schalke soll jetzt ein Trendwechsel klappen.

Als die erste Enttäuschung über den späten Ausgleich zum 1:1-Endstand gewichen war, überwogen bei den Spielern, Verantwortlichen und den 3000 mitgereisten Fans des 1. FC Köln schnell Freude, Zufriedenheit und auch ein bisschen Stolz auf die gezeigte Leistung des Außenseiters beim großen FC Bayern. Steffen Baumgart, der Trainer-Derwisch an der Seitenlinie, ordnete das 1:1 in der Kältekammer in München sofort nüchtern ein.

Natürlich seien das späte Gegentor und dessen Entstehung durch einen Distanzschuss von Joshua Kimmich in der 90. Minute ärgerlich, sagte Baumgart, dennoch wirkte der Trainer des 1. FC Köln mit allem im Reinen: „Wir jammern nicht, sondern sind total zufrieden. Ich bin froh über den Punkt und der Ärger ist nicht so groß“, sagte Baumgart und ging nach einer äußert starken ersten Halbzeit seiner Mannschaft dann auf die zweiten 45 Minuten ein, in denen die Überlegenheit des grandios besetzten Rekordmeisters immer erdrückender wurde. „Ein Unentschieden bei den Bayern ist auch etwas sehr Großes“, pflichtete dem Coach Mittelfeldspieler Dejan Ljubicic bei. Und Ex-Bayern-Spieler Benno Schmitz hob die Entwicklung des Kölner Teams hervor: „Es ist die Fortsetzung vom letzten Jahr, wir verstecken uns nicht vor Mannschaften wie Bayern.“

1. FC Köln kann mit allen mithalten

Die Saison bisher zeigt, dass der 1. FC Köln gegen alle Mannschaften der Bundesliga mithalten kann. Das Baumgart-Team ärgerte nicht zum ersten Mal einen deutlich stärker besetzten Gegner: In der Hinrunde bezwang der FC nach einem spektakulären Spiel Dortmund mit 3:2. Beim Zweiten Leipzig holten die Kölner ebenso ein 1:1 wie beim Dritten Frankfurt. Und gegen Nachbar Leverkusen hätte der FC sein überlegen geführtes Heimspiel niemals verlieren dürfen (1:2).

Der 1. FC Köln will gegen starke Gegner längst nicht mehr wie in früheren Jahren nur das Schlimmste verhindern, sondern agiert statt nur zu reagieren. Das dokumentierte Baumgart in München auch mit seiner Aufstellung: Der Coach brachte gleich fünf Offensivkräfte und verzichtete auf eine Doppel-Sechs, nur der wieder famose Ellyes Skhiri spielte im Mittelfeld vor der Abwehr. Baumgart vertraute mit Denis Huseinbasic und Mathias Olesen absoluten Liga-Novizen von Beginn an. Auch die Innenverteidiger Jeff Chabot und Nikola Soldo hatten noch nie gegen die Bayern gespielt. Und sie wurden zu einer Entdeckung des Spiels.

Und waren die Kölner mal zweiter Sieger, dann konnten sich die Vorderleute auf ihren Schlussmann Marvin Schwäbe verlassen, der mittlerweile zu den besten Torhütern der Liga zählt. So mutig wie die Aufstellung war, so erfrischend frech war auch die Herangehensweise der Gäste, die gegen ungeordnete Bayern die Initiative ergriffen. Sie erzwangen durch ihren Vollgas-Auftritt Fehler der Hausherren wie beim 1:0 durch Skhiri, das nach einer Ecke von Florian Kainz der starke Chabot per Kopf vorbereitet hatte.

Jubel bei den Kölner Profis in München.

Jubel bei den Kölner Profis in München.

Nach einem sehenswerten Konter über Kainz und Skhiri bot sich dem Gast sogar die Chance zum 2:0 (28.), auch Huseinbasic hatte dieses auf dem Fuß (39.), zog aber zu überhastet ab. Und Baumgart reagierte personell und taktisch, wenn es notwendig war. Er brachte mit Ljubicic (für Huseinbasic) und Eric Martel (für Olesen) die Spieler, die für die bevorstehende Abwehrarbeit prädestiniert schienen. Er bewies mit den Auswechslungen von Kainz und Maina das richtige Gespür, als diesen die Luft ausging.

Davie Selke ist noch keine Hilfe für Baumgarts Team

Dass Neuzugang Davie Selke, der von Baumgart erneut 30 Minuten Einsatzzeit bekam, noch keine Hilfe ist, wurde allerdings deutlich. Doch bei dem Stürmer, der wenig Spielpraxis hat, ist Geduld vonnöten. Womöglich wären die nach der Pause drückend überlegenen Bayern bei einer frühen und konsequenten Ausnutzung ihrer Chancen als Sieger vom Platz gegangen. Doch der FC setzte Leidenschaft dagegen – und gewann einen Punkt. „Die Jungs haben sich gewehrt. Sie sind an ihre Grenzen gegangen“, lobte Baumgart.

Der kommende Gegner der Kölner hat nun ein viel schwächeres Niveau als die Bayern. Für das mit nur neun Punkten abgeschlagene Schlusslicht Schalke 04 geht es am Sonntag (15.30 Uhr) gegen den FC schon fast um alles. Zwölf Punkte und 25 Tore liegen bereits zwischen den Kölnern und den Königsblauen. Allerdings tat sich der FC gegen schwächere Teams zuletzt schwer. Das war aus verschiedenen Gründen bisher gegen Stuttgart (0:0), in Bochum (1:1) oder bei Hertha (0:2) der Fall. Es wäre der nächste Entwicklungsschritt, sollte der FC auch gegen diese Teams gewinnen.