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FC vor LeverkusenHübers fehlt Baumgart weiterhin, Hector im Kader

Lesezeit 4 Minuten
FC-Trainer Steffen Baumgart spricht auf der Pressekonferenz im Rhein-Energie-Stadion in ein Mikrofon, im Hintergrund sieht man die Sponsorenwand.

Steffen Baumgart am Dienstagmittag während der Pressekonferenz im Rhein-Energie-Stadion

Trainer Steffen Baumgart verordnet seiner Mannschaft vor dem Spiel gegen Bayer 04 Leverkusen eine Rückkehr zum bedingungslosen Offensivfußball – obwohl er um das Risiko weiß.

Das 0:2 in Freiburg hat Spuren hinterlassen bei Steffen Baumgart, der Trainer des 1. FC Köln änderte nach 20 desolaten Minuten noch während der Partie im Europa-Park-Stadion die Ausrichtung seiner Elf und versuchte die Rückkehr zum bedingungslos nach vorn gerichteten Fußball.

Zwar kassierten die Kölner in der zweiten Halbzeit die beiden Gegentreffer und waren den so formstarken Gastgebern nie ebenbürtig. Dennoch erinnerte Baumgart das Auftreten seiner Mannschaft nach der taktischen Anpassung an gute Zeiten. „Es hat mir gezeigt, dass wir eine Art und Weise haben, Fußball zu spielen, die uns auf lange Sicht nach vorn gebracht hat. Unser Ansatz ist, die Jungs zu entwickeln und mutig zu bleiben, auch wenn die Situation im Moment sehr schwierig ist“, beschrieb der 50-Jährige am Dienstagmittag.

Steffen Baumgart will die Rückkehr zur bedingungslosen Offensive

Kein vorsichtiger Plan B also. Beim 1:1 gegen die TSG Hoffenheim hatte Baumgart seine Mannschaft auch angesichts der geringen Pause nach dem Spiel beim FC Slovacko (1:0) verhaltener auftreten lassen und war gut gefahren damit. Doch in Freiburg hatte seine Mannschaft keinen Zugriff bekommen. Beinahe schien Baumgart, als empfinde er die zwischenzeitliche Abkehr vom radikalen Stil im Nachhinein als Fehltritt, als sei man sich selbst untreu geworden. Und tatsächlich scheint der Stolz auf die neue taktische Flexibilität seiner Mannschaft vorerst dahin.

So soll die Partie am Mittwochabend (18.30 Uhr) gegen Bayer 04 Leverkusen auch im Zeichen der Rückbesinnung auf Bewährtes stehen. „Jeder weiß, wie wir spielen wollen. Wir werden hoch angreifen, ich werde meine Jungs nach vorn arbeiten lassen. Auch mit dem Risiko, dass Leverkusen dann Umschaltmomente bekommt“, erklärte Baumgart.

Bayer 04 Leverkusen spielte eine Halbzeit gegen Union wie im Rausch

Er sei bereit, das Risiko gegen die pünktlich zum Nachbarschaftsduell erwachte Werkself in Kauf zu nehmen. „Wir wollen uns als Mannschaft und als Verein entwickeln, ohne über Ergebnisse zu reden. Mittlerweile glaube ich, dass wir für eine gewisse Art Fußball stehen. Das würde ich gern beibehalten.“

Die Leverkusener hatten am Sonntag gegen Union Berlin eine zweite Halbzeit wie im Rausch gezeigt und 5:0 gewonnen. Dennoch ist Köln angesichts des Resultats nicht in Alarmstimmung. „Leverkusen gehört nicht dahin, wo sie im Moment stehen. Gerade mit dem neuen Trainer merkt man, dass die Strukturen immer besser greifen. Das Ergebnis vom Sonntag hat nur eine bedingte Bedeutung für unser Spiel, das gezeigt hat, welche Qualitäten die Leverkusener nach vorn haben, wenn man sie dort hinkommen lässt. Wir haben Union nicht gebraucht, um uns die Leverkusener Qualität zu zeigen. Die kannten wir schon.“

Wir haben eine Mannschaft, die sich entwickelt. Nach dem Spiel gegen Hertha werden wir durchatmen. Aber bis dahin gibt es Vollgas
Steffen Baumgart

Der Schwenk hin zu einem vorsichtigeren Auftreten war auch eine Konzession an die schwindenden Kräfte seiner Mannschaft. Doch grundsätzlich sieht Baumgart die Schwierigkeiten weniger im körperlichen Zustand seiner Leute, die auch gegen Hoffenheim überragende Laufleistungen boten – was auch daran lag, dass sie diesmal weniger Ballbesitz hatten als üblich und allein deshalb mehr Kilometer zurücklegten.

Baumgart geht es eher um sein Lazarett, das sich nur langsam leert. „Wir haben mittlerweile Leute zu ersetzen, die auf Dauer nicht zu ersetzen sind. Es geht um eine Kontinuität, und die kriegen wir im Moment nicht rein. Unser Problem sind nicht die leeren Akkus, sondern die fehlende Breite im Kader. Wir können nicht nachlegen und wechseln, wie ich mir das vorstelle, gerade zum Ende der Spiele hin. Trotzdem bin ich glücklich, mit den Jungs zu arbeiten. Wir haben eine Mannschaft, die sich entwickelt. Nach dem Spiel gegen Hertha werden wir durchatmen. Aber bis dahin gibt es Vollgas.“

Leistungsträger wie Dejan Ljubicic und Mark Uth werden ohnehin noch länger fehlen. Auch Abwehrchef Timo Hübers wird nach seiner Muskelprellung aus der Partie gegen Nizza (2:2) gegen Bayer 04 noch nicht wieder zur Verfügung stehen. „Er hat es heute im Training probiert, man sieht ihm aber in der Bewegung an, dass es noch nicht wieder gehen wird“, berichtete Baumgart.

Immerhin könnte Jeff Chabot nach zweieinhalb Monaten wieder auflaufen. Ob der Innenverteidiger jedoch gleich gegen die offensiv so glänzend besetzten Leverkusener sein Comeback geben sollte, steht beim Trainer infrage. „Von der körperlichen Konstellation und den Trainingseindrücken bin ich überzeugt, dass er spielen könnte. Aber ihm fehlt die Spielpraxis. Wir werden kurzfristig entscheiden, ob er spielt oder Nikola Soldo.“

Jonas Hector zurück im Kader

Jonas Hector ist zwei Wochen nach seiner Fußverletzung wieder bereit und wird sicher im Kader stehen. Ob der Kapitän auch gleich wieder von Beginn an spielen wird, ließ Baumgart offen. Sollte er allerdings die Möglichkeit sehen, seinen Kapitän auf den Platz zu bringen und Kristian Pedersen nach vier Partien in Folge eine Rast zu gönnen, dürfte der Trainer zugreifen.

1. FC Köln: Schwäbe – Schmitz, Kilian, Chabot, Hector – Skhiri, Martel – Thielmann, Duda, Kainz – Tigges.