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„Große Klappe“FC-Trainer Baumgart legt gegen Mainzer Kohr nach

Lesezeit 4 Minuten
Kölns Trainer Steffen Baumgart regt sich während des Bundesligaspiels gegen Mainz an der Seitenlinie maßlos auf.

Außer sich: Kölns Trainer Steffen Baumgart am Ende des Heimspiels gegen Mainz

Auch drei Tage nach dem Mainz-Spiel ist der Ärger bei Steffen Baumgart noch nicht verraucht. Kölns Trainer droht indes eine Sperre.

Die intensive Trainingseinheit am Dienstagvormittag, zu der Trainer Steffen Baumgart mit Ausnahme der Langzeitverletzten Mark Uth und Florian Dietz alle Profis des 1. FC Köln auf dem Platz begrüßt hatte, neigte sich bereits dem Ende zu. Doch da kam es im Eifer des Gefechts noch zu einem Vorfall, der bittere Auswirkungen haben könnte. Nach einem harten Einsteigen von Florian Kainz war Timo Hübers so unglücklich auf die Schulter gefallen, dass der Innenverteidiger starke Schmerzen verspürte und mit einem Kühlpack kurz vor Ende der Einheit in die Kabine musste.

Baumgart, der in den vergangenen Wochen nach ähnlichen Vorkommnissen meistens noch direkt danach Entwarnung gegeben hatte, verhielt sich diesmal vorsichtiger: „Das sah wirklich nicht gut aus, er ist bescheiden gefallen – genau auf die Schulter. Es ist eine Stelle, an der der Körper wenig dagegenzusetzen hat. Es sah so aus, als hätte er länger etwas davon“, sagte der Coach, wollte den wichtigen Abwehrchef für das Auswärtsspiel am kommenden Samstag (15.30 Uhr, Sky) bei der TSG Hoffenheim allerdings noch nicht ganz abschreiben: „Das heißt nicht, dass er gleich ausfällt, aber er wird Schmerzen haben.“ Auch zu dem Einsteigen von Kainz hatte Baumgart eine klare Meinung: „Es war eine unnötige Aktion, aber das gehört zum Fußball dazu. Es fällt ja nicht gleich jeder so unglücklich. Im Nachhinein kann man sagen, es war nicht notwendig, aber es passiert eben. Ich glaube nicht, dass er ihn verletzen wollte.“

Sollte Hübers ausfallen, würde ihn Luca Kilian im Abwehr-Zentrum ersetzen. Der 23-Jährige hat zwar nach seinem Muskelbündelriss seinen Stammplatz in der Innenverteidigung an Jeff Chabot verloren und kam seit Mitte November ganze drei Minuten zum Einsatz (beim 3:1 in Augsburg), doch zumindest im Training macht Kilian einen stabilen Eindruck.

Noch nicht in Sinsheim, aber am Spieltag danach droht dem FC zudem ein weiterer Ausfall: Und zwar der des Trainers. Baumgart war am vergangenen Spieltag beim 1:1 gegen Mainz in der Nachspielzeit verwarnt worden. Es war seine dritte Gelbe Karte in dieser Saison und seine insgesamt zehnte seit Einführung der Strafen für Offizielle im Jahr 2019. Im Fall einer weiteren wäre der Kölner Trainer für ein Bundesligaspiel gesperrt. Die Verwarnung am Samstag hatte sich Baumgart nach eigener Aussage „redlich verdient.“

Cortus verwarnt Baumgart zum dritten Mal

Auf den Baum gebracht hatte den Coach nicht nur das üble Foul des Mainzers Dominik Kohr mit gestrecktem Bein an Jan Thielmann, sondern auch, was danach folgte. Kohr ging im Anschluss auf den Kölner los und löste so eine Rudelbildung aus. Beide Spieler und auch Baumgart sahen daraufhin von Schiedsrichter Benjamin Cortus Gelb, der gegen den 51-Jährigen bereits zum dritten Mal eine Verwarnung ausgesprochen hatte. Nur Zufall? Baumgart entgegnet zu diesem Thema: „Beim Schiedsrichter haben mir ein paar Sachen an der Körpersprache und an den Entscheidungen nicht gefallen. Ich gehöre nicht zu denen, die dann am Ende sagen: Ach lass mal, egal. Nein. Wir haben auch einen stressigen Job. Und die Schiedsrichter sollen sich nicht immer so hinstellen, als seien sie immer die Opfer.“

„Wie ein Wahnsinniger“

Auch drei Tage nach dem Spiel beschäftigten die Ereignisse den Trainer sehr, der Ärger ist noch nicht verraucht. Vor allem gegen Kohr legte Baumgart nach: „Der bricht Jan fast den Fuß, weil er wie ein Wahnsinniger reingeht. Übrigens ein Spieler, der schon 74 Gelbe Karten hat. Die waren wahrscheinlich alle nicht gerecht. Und dann hat er danach noch eine große Klappe. Damit habe ich ein Problem. Wenn ein Spieler Gelb hat und dann noch eine Rudelbildung provoziert, hat er zwei Sachen falsch gemacht. Dann kriegt er Gelb fürs Foul und Gelb für die Rudelbildung, statt beide Spieler am Ende zu bestrafen“, schimpfte der FC-Coach, der gut nachgerechnet hatte: Der Ex-Leverkusener, (Spitzname: „Hard-Kohr“) hat in 242 Bundesligaspielen in der Tat 74 Gelbe kassiert, dazu kommen vier Ampelkarten und ein roter Karton.

Der Coach wollte mit seinen Aussagen aber nicht nur seinem Ärger Luft machen, sondern auch eine Diskussion über Strafmaßnahmen in Gang setzen, die er als ungerecht empfindet. „Es wurde Zeit, dass man darauf aufmerksam macht. Das geht nur so – nicht ruhig und sachlich“, sagt Baumgart. Als Zuschauer beim dramatischen Finale um den DHB-Pokal am Sonntag in der Lanxess-Arena hatte Baumgart gesehen, wie es auch gehen kann: „Beim Handball foulen sich die Spieler, dann wird gepfiffen, man hilft sich gegenseitig auf, und es geht weiter. Im Fußball ist derjenige, der foult auch noch der, der sich beschwert und rumbrüllt. Und das geht mir auf den Zünder.“