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1. FC Köln überragt in AugsburgSteffen Baumgart fehlen vor Begeisterung die Worte

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Thielmann_Uth

Die FC-Offensive ist im Finale dieser Bundesligasaison ins Rollen gekommen. 

Köln – Am Samstag herrschte beim 1. FC Köln die vollkommene Klarheit, der Sieg in Augsburg ließ keinen Platz mehr für Diskussionen. „Ich bin einfach begeistert heute. Sie sehen mich komplett zufrieden mit allem“, sagte Steffen Baumgart nach dem 4:1 (2:0) seiner Mannschaft in der WWK-Arena. Ein Punkt hätte den Gastgebern genügt, um vor eigenem Publikum bereits den Klassenerhalt perfekt zu machen. Doch nach einer umkämpften Startphase hatte Köln die Partie durch Jan Thielmann (12.) und Mark Uth (15.) früh entschieden. Anthony Modeste erhöhte in der 63. Minute mit dem ersten Kölner Strafstoß dieser Saison und beantwortete später noch Niederlechners 1:3 (73.) mit dem 4:1.

Es war eine Darbietung wie im Rausch, Baumgart war uneingeschränkt zufrieden. „Wir haben ein überragendes Spiel gemacht. So souverän habe ich uns noch nicht gesehen. Ich bin selbst überrascht von der Leistung, auch in der Konsequenz. Manchmal fällt es auch mir schwer, Worte zu finden.“

„Wir lassen nicht locker“

Seine Spieler gaben das Lob gern zurück, Baumgarts Beitrag zum Kölner Höhenflug kam nicht zu kurz. „Trotz des Erfolgs werden wir im Training weiter gescheucht, wir lassen nicht locker. Wenn man den Trainer draußen sieht und hört: Der lässt das auch nicht zu“, beschrieb Kapitän Jonas Hector. Jan Thielmann, am Samstag als zweite Spitze aufgeboten und mit einem Tor, einer Vorlage und einer 70-minütigen Energieleistung eines der Gesichter dieses Sieges, fügte an: „Der Trainer sagt immer: Wenn wir eins gemacht haben, gehen wir auch aufs zweite, dritte und sogar vierte“. Tatsächlich hätte es am Samstag nicht beim vierten Kölner Tor bleiben müssen. Wenn es etwas zu bemängeln gab, dann allenfalls, dass Köln darauf verzichtete, den Gegner noch höher zu schlagen. „Es hätten fünf oder sechs werden können“, sagte Baumgart.

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In den vergangenen Tagen hatte der Trainer bereits laut darüber nachgedacht, dass es für ihn und seine Mannschaft eine neue Situation bedeutet, derart zu spielen und zu punkten. Die Kölner Profis agieren an den Grenzen ihrer Möglichkeiten, besser als am Samstag in Augsburg können sie kaum spielen. Schlechter dagegen schon. Daher beschäftigt den Trainer die Frage, wie seine Spieler dieses Niveau noch zwei Spiele lang halten sollen. Doch sogar diese Frage bespricht er offen, ohne Probleme zu konstruieren, wo keine sind. „Das Spiel ist jetzt schon wieder vorbei. Wir können uns über die Leistung freuen. Trotzdem bleiben die Aufgaben, die vor uns liegen, schwer. Glauben Sie mir: Wir denken schon wieder darüber nach, dass das Eis dünn ist“, sagte der Coach wenige Minuten nach dem Schlusspfiff, während der Kölner Block im sich rasch leerenden Augsburger Stadion inbrünstig von Europa sang.

Überragender Uth

Das Saisonziel hatte Baumgart schon vor Wochen öffentlich angepasst, nach Europa soll es gehen für ihn und den FC, keine Frage. Seine Spieler haben das übernommen, in den vergangenen Wochen hat sich Mark Uth an die Spitze der Bewegung gesetzt. Der Porzer hat sich offenbar fest vorgenommen, mit dem Verein seiner Jugend international zu spielen. Am Samstag bot er eine flirrende Mischung aus Kampfkraft und Spielfreude, die ihm nach mäßiger Hinrunde kaum mehr jemand zugetraut hätte. Das 1:0 leitete er klug ein, das 2:0 erzielte er selbst, das 4:1 legte er wieder vor. Es war eine fantastische Offensivleistung. „Ich bin richtig heiß auf diese Europa-League-Saison, die wir möglicherweise vor uns haben. Wir hauen alles raus, wollen die Spiele unbedingt gewinnen. Und wenn wir so weitermachen, steht dem nichts entgegen“, sagte der 30-Jährige. Auch Uth nannte den Trainer, als es um die Ursachen des Erfolgs ging. „Steffen hat uns die Spielphilosophie an die Hand gegeben: Wir machen immer weiter, verteidigen auch ein 2:0 nicht. So muss es jetzt weitergehen.“

Mit einem Punkt am Samstag gegen Wolfsburg könnten die Kölner bereits die Teilnahme an den Playoffs zur Conference League sichern, für den VfL geht es in dieser Saison um nichts mehr. Doch auch die Chancen auf die direkte Qualifikation für die sportlich wie finanziell noch reizvollere Gruppenphase der Europa League sind blendend. Auf die Frage, wie er es denn nun halte mit dem Glauben an Europa, unternimmt Steffen Baumgart längst keine Ausweichversuche mehr. „Haben Sie die Leistung gesehen?“, fragte er am Samstag zurück, um dann selbst zu antworten: „Wir glauben.“