Der FC stellt die jüngste Mannschaft der Liga, doch das allein ist keine Erklärung für den schwachen Saisonstart.
1. FC Köln und die EffektivitätLiegt es an mangelnder Erfahrung – oder an fehlender Qualität?
Nach drei Pflichtspielen der neuen Saison ist der 1. FC Köln noch immer ohne Sieg, zumindest nach regulärer Spielzeit. Gegen zwei Zweit- und einen Drittligisten waren die Kölner zwar jeweils über ausreichend lange Phasen hinweg überlegen genug, um eine bessere Bilanz zu erzielen. Doch jeweils zeigte der Bundesliga-Absteiger auch Momente, in denen er kollabierte.
Positiv blieb zurück, dass der FC unter dem neuen Trainer Gerhard Struber bereits eine fußballerische Identität gefunden hat. Ebenfalls fiel auf, dass es der Mannschaft gelingt, mit Rückschlägen umzugehen. Das wurde beim 2:2 nach 1:2-Rückstand in Elversberg ebenso deutlich wie beim Pokal in Sandhausen, als Köln einen Ausgleich in der sechsten Minute der Nachspielzeit wegsteckte und in der Verlängerung noch 3:2 gewann.
Köln findet ins Spiel, hat Chancen und dominiert – doch schafft es die Mannschaft weder, ihre Partien früh zu entscheiden. Noch, die Konzentration über die gesamte Spielzeit zu halten. Struber versuchte zuletzt, die Jugend seines Teams als Erklärung für diese Makel zu nutzen. „Wir haben viele Jungs, die vor kurzem noch im Nachwuchs gespielt haben oder im U21-Bereich. Es gibt Phasen, in denen man ein Spiel mit Erfahrung beruhigen kann. Man sieht, dass wir gewisse Erfahrungswerte noch nicht haben. Können wir auch nicht“, beschrieb der Österreicher in Sandhausen.
Im Feuer solcher Partien werden Fußballer geschmiedet, die schon bald zu Großem in der Lage sein sollen, am besten noch in dieser Saison. Das hofft zumindest Struber. „Diese Spiele werden den Jungs weiterhelfen, weil es ans Limit geht. So ein Pokalspiel, das mögliche Ausscheiden – das ist eine mentale Beanspruchung, die der eine oder andere jetzt neu erlebt“, sagt er.
Dass unter dem Druck des Wettkampfs plötzlich nicht mehr funktioniert, was auf dem Trainingsplatz schon gelernt schien, wundert den Trainer zwar. Doch ist das alles nichts Neues. „Es gibt dann taktische Themen, bei denen man sich fragt: Gibt's das jetzt?“, beschreibt Struber, der sich vorgenommen hat, nicht schon nach dem dritten Pflichtspiel die Nerven zu verlieren. Dennoch mahnt er: „Wir haben eine gewisse Geduld. Aber wir wissen, dass uns das in der Meisterschaft punktemäßig zum Verhängnis werden kann. Da gilt es, schnell zu lernen, damit wir schlauer werden.“
Die Jugend seiner Spieler ist eine wohlfeile Erklärung, schließlich bekommt man im Profifußball fast alles verziehen, wenn man nur den Mut hat, auf den Nachwuchs zu setzen. So gesehen fällte Struber beim Saisonauftakt eine populäre Entscheidung, als er Julian Pauli nach starker Vorbereitung im Heimspiel gegen den HSV gleich debütieren ließ. Vor 50.000 Zuschauern beging der 19-Jährige dann einen Stellungsfehler, der ihn zu einem der Schuldigen am zweiten Gegentor machte. Auch Jonas Urbig patzte, Kölns 21-jähriger Torwart, der sich bei seinen Leihen nach Regensburg und Fürth allerdings längst als herausragender Zweitligatorhüter bewiesen hat.
Zum zweiten Saisonspiel ersetzte Struber den Teenager Pauli durch den 31-Jährigen Dominique Heintz – wegen dessen Qualitäten im Ballbesitz. Es war daraufhin Heintz, der defensiv eine lausige Leistung brachte. Pauli kehrte beim Stand von 1:2 zurück, Hübers rettete Köln immerhin noch das Remis.
In der vordersten Reihe ist Struber dagegen geduldiger: Dreimal ließ er bislang das Sturmduo aus Damion Downs (20) und Tim Lemperle (22) starten. Beide blieben bislang zwar ohne Tor, doch der Trainer hat sich früh zu seinen Angreifern bekannt: „Es gibt keinen Aktionismus, da groß etwas zu verändern. Es gilt, diesen jungen Burschen immer wieder Klarheit, Sicherheit und einen guten Matchplan zu geben“, sagte er bereits.
Klar ist, dass Köln in den ersten drei Saisonspielen jeweils die deutlich jüngere Startelf auf dem Platz hatte. Interessant zudem: Die Bank war im Schnitt jeweils älter als die Startelf. Beim Gegner war es jeweils umgekehrt, was der üblichen Verteilung entspricht. Allerdings hat der 39-jährige Ersatzkeeper Philipp Pentke einigen Einfluss auf diesen Befund.
Nach den ersten zwei Spieltagen hat Köln das niedrigste Durchschnittsalter auf dem Platz gehabt. 24,6 Jahre waren die eingesetzten FC-Spieler im Schnitt alt, das ist der niedrigste Wert seit Jahren. Beim Beinahe-Abstieg in der Saison 20/21 stellte Köln mit einem Durchschnitt von 24,9 Jahren den zweitjüngsten Kader der Bundesliga. Als Steffen Baumgart dann zur Spielzeit 21/22 übernahm und die Mannschaft gleich auf Rang 7 und zurück nach Europa führte, sprang das Durchschnittsalter auf 27 Jahre, Köln hatte den drittältesten Kader der Liga. In der vergangenen Saison sank der Schnitt in der Rückrunde wieder, beim 1:1 in Stuttgart am 24. Februar stellte Timo Schultz sogar die mit 24,2 Jahren jüngste Startelf aller Bundesligisten der Saison auf. Nun setzt sich die Verjüngung fort, auch wegen der Transfersperre.
Eine Frage der Qualität?
Liegt es also tatsächlich an der Jugend, dass Köln sich schwertut? Im Angriff sind jedenfalls junge Spieler daran beteiligt, dass die Mannschaft aus ihrer Überlegenheit bislang zu wenig macht. Auch defensiv waren Profis der jüngeren Jahrgänge daran beteiligt, dass der FC Schwierigkeiten hatte, Ergebnisse einzufahren. Allerdings waren es besonders in Elversberg die vermeintlich erfahrenen Spieler Heintz und Leart Pacarada (29), die nicht lieferten. Wie es am Sonntag in Sandhausen noch einmal deutlich schlechter wurde, als Sargis Adamyan (31) und die beiden 26-Jährigen Steffen Tigges und Florian Dietz auf den Platz kamen – wenngleich Adamyan keinen Nachwuchsmann ersetzte. Sondern Luca Waldschmidt (28), den Christian Keller im vergangenen Sommer ausgeliehen und nun vom Bleiben überzeugt hatte. Die Jugend ist damit nur ein Teil des Problems. Der Rest scheint, und es überrascht ein wenig, dass dieser Befund auch in der Zweiten Liga gilt, nach wie vor eine Frage der Qualität zu sein.