Der 1. FC Köln tritt am Samstag gegen Wolfsburg mit dem Logo des Nabu auf der Brust an, der unlängst gegen das Geißbockheim klagte und gewann.
1. FC Köln und NabuDer Widersacher auf meiner Trikotbrust
Die Profis des 1. FC Köln werden am Samstag ohne den üblichen Werbeaufdruck auf der Trikotbrust auflaufen. Sponsor Rewe verzichtet anlässlich des Nachhaltigkeitsspieltags für eine Partie auf ihr Logo und weist stattdessen auf ein Renaturierungsprojekt hin, das der Handelsriese mit dem Naturschutzbund Deutschland (Nabu) durchführt. Mit finanziellen Mitteln aus dem Nabu-Klimafonds investiert die Rewe-Group in den nächsten fünf Jahren mindestens 25 Millionen Euro. Erstes Projekt wird die Wiederherstellung von 200 Hektar Hochmoor im Ahlenmoor bei Cuxhaven sein – das aktuell größte Moorschutzprojekt in Deutschland.
Auf dieses Engagement will die Rewe nun hinweisen, die Plattform eines Spiels im Rhein-Energie-Stadion scheint da sehr geeignet. „Wir machen seit mehreren Jahren regelmäßig das Trikot frei für den guten Zweck. Das ist mittlerweile eine Tradition“, sagte Rewe-Vorstandschef Lionel Souque am Donnerstag. „Da wir mit dem Nabu nun etwas machen, wollen wir das gern kommunizieren. Und da ist es besser, etwas auf ein Bundesligatrikot zu schreiben, als sich auf die Straße zu kleben. Dafür habe ich keine Zeit, keinen Bock – und bin zu alt“, sagte Souque, 51.
In der Bundesliga-Saison 2018/19 räumte die Rewe die Trikotbrust für die DMKS, im Jahr darauf für die Tafel Deutschland. 2020/21 warb die FC-Stiftung, zuletzt waren die Appelle „Stop War“ nach dem Kriegsbeginn in der Ukraine und „Lebe nachhaltig!“ im Zuge der FC-Nachhaltigkeitskampagne auf den Trikots zu lesen.
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Dass die Mannschaft am Samstag gegen Wolfsburg mit dem Logo des Nabu auf der Brust aufläuft, ist allerdings besonders bemerkenswert: Im November hatten der lokale Ableger des Nabu und die Bürgerinitiative „Grüngürtel für alle“ erfolgreich vor dem Oberverwaltungsgericht Münster gegen den Bebauungsplan geklagt, nach dem der 1. FC Köln im Grüngürtel das Geißbockheim erweitern wollte. Damals bejahte das Gericht schwere Planungsfehler, was einerseits der Stadtverwaltung einen hochpeinlichen Moment bescherte. Andererseits bedeutete der Urteilsspruch aber auch das vorläufige Ende der Hoffnungen des Klubs, seine Heimat im Grüngürtel zukunftsfest ausbauen zu dürfen.
FC tendiert mittlerweile in Richtung Marsdorf
Doch selbst wenn das OVG den Plan für wirksam erklärt hätte: Es hätte dem FC kaum genutzt, weil er die Fläche noch von der Stadt pachten müsste. Dafür gibt es aber seit der Wahl im Herbst 2020 keine Mehrheit mehr. Mittlerweile richtet sich der Blick des 1. FC Köln gen Marsdorf, wo eine geeignete Fläche bereitzustehen scheint.
Auf den Tag drei Monate nach dem Richterspruch in Münster wird der 1. FC Köln nun also mit dem Logo des vermeintlichen Feindes auf der Brust ein Bundesligaspiel gegen den VfL Wolfsburg absolvieren. Was allerdings wie das Aufgehen eines teuflischen Plans aussieht, ist eher Zufall – und vor allem das Resultat einer gewissen Abstimmungsschwäche der einzelnen Organisationen. Der Nabu-Bundesverband jedenfalls, der mit der Rewe zusammenarbeitet, sieht sich nicht in der Verantwortung für das politische Tun der Kollegen in Köln. Er sehe in der kuriosen Abfolge von Konkurrenz und Kooperation zunächst einmal keinen Widerspruch, sagte ein Sprecher. Das eine sei schließlich der Bundesverband – das andere nicht. „Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.“ Es handele sich um eine partnerschaftliche Aktion mit der Rewe. Für weitere Aussagen verwies er an den 1. FC Köln.
Philipp Türoff, dem kaufmännischen Geschäftsführer des Klubs, schien der Widerspruch am Donnerstagnachmittag dagegen sehr bewusst zu sein. Türoff war selbst im November in Münster dabei, als der Richter den Bauantrag des FC, den die Stadt bewilligt hatte, für unwirksam erklärte. Vorausgegangen war ein heftiger Streit, in dem der Nabu eine Hauptrolle gespielt hatte. „Der lokale Nabu hier hat uns am Geißbockheim mit harten Bandagen bekämpft. Daher war uns wichtig, dass das OVG Münster die Rechtmäßigkeit unserer Anträge bestätigt hat, das war schon ein grenzwertiges Vorgehen. Was allerdings die Rewe-Group mit dem Nabu-Deutschland auf die Beine gestellt hat, ist ein großartiges und wichtiges Projekt. Mir ist klar, dass das jetzt seltsam aussieht. Aber die Projekte sind unabhängig voneinander, und in diesem Fall waren uns die Sache und das Engagement unseres Hauptpartners wichtiger als eine nachtragende Symbolik.“
Rückkehr auf die Sach-Ebene
Im Geißbockheim verbucht man den Vorgang nach einer ersten Verwunderung nun offenbar als Gelegenheit, sich souverän zu zeigen – und bereit, auch nach bitterem Streit auf die Sach-Ebene zurückzukehren. Und auch Türoff zeigte sich beeindruckt vom Thema Schutz der Moore. Intakte Moore gelten als die effektivsten Kohlenstoffspeicher der Welt.
FC-Geschäftsführer Markus Rejek betonte ebenfalls den Wert des Engagements. „Die Rewe ist ein Partner, dessen Werte wir teilen. Es ist nicht selbstverständlich, im Dienste der guten Sache die Brust freizumachen.“