Thomas Tuchel beschwert sich über die Ansetzung am Freitagabend nach der Länderspielpause, doch Steffen Baumgart macht sich deswegen keine großen Illusionen.
1. FC Köln vor Bayern-DuellBaumgart denkt nicht ans Torverhältnis – sondern an den Sieg
Zum Ende des Trainings am Montagmittag ging ein kräftiger Schauer über dem Grüngürtel nieder, was den aktuellen Anlass zu einer Nachfrage lieferte: Ob er sich schon den Rasen im Rhein-Energie-Stadion angesehen habe, wurde Steffen Baumgart unter heiterer Anteilnahme der umstehenden Reporter gefragt. Doch der Trainer des 1. FC Köln verzog keine Miene. „Ich lache dann später“, sagte der 51-Jährige trocken. Nach dem Heimspiel gegen den FC Augsburg hatte der Trainer wegen des Untergrunds im Kölner Stadion heftig geklagt. Weitere Kommentare werde er sich aber vorerst verkneifen: „Ich habe jetzt den Bösen gemacht und gehe davon aus, dass wir am Freitag einen sehr, sehr guten Rasen haben werden, weil sich alle bemühen.“
Am Freitagabend spielt seine Mannschaft gegen den FC Bayern, und ein schlammiger Boden ist für Baumgart kein Rezept, um den Rekordmeister zu besiegen. Wie es ja insgesamt schwierig ist, den Bayern beizukommen. „Man kann sich nur schwer auf sie vorbereiten. Wenn ich etwas einstudiere, bleibt ihre individuelle Qualität trotzdem. Wir haben es zuletzt gut gemacht gegen sie und trotzdem in den letzten Minuten einen gekriegt“, sagt der Trainer.
Baumgarts Bilanz mit dem FC gegen die Bayern ist tatsächlich ordentlich. Zwar wartet er nach wie vor auf einen Sieg, doch immerhin gab es nie einen wirklichen Abschuss. Am zweiten Spieltag seiner ersten Kölner Saison glich der FC in München nach einer Stunde zum 2:2 aus, kassierte aber durch Gnabry noch das 2:3. Sogar beim 0:4 in Müngersdorf im Januar 2022 hielt Köln gut mit. Es folgte das 1:1 in der Allianz-Arena, als Köln 86 Minuten lang führte und in der Schlussminute durch Kimmichs Distanzschuss noch den Ausgleich hinnehmen musste. Unvergessen auch der letzte Spieltag der vergangenen Saison, als der FC bis in die 89. Minute ein 1:1 hielt und Borussia Dortmund damit zum Meister gemacht hätte, ehe Musiala noch das 2:1 erzielte.
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Während bei den Bayern praktisch der gesamte Kader auf Länderspielreisen ist, fehlen Baumgart nur Florian Kainz (Österreich), Mathias Olesen (Luxemburg) sowie Eric Martel und Jan Thielmann (U21 des DFB). Thomas Tuchel weiß zwar, dass man sich als Trainer des FC Bayern vor einem Bundesligaspiel niemals beschweren darf. Dennoch zeigte er, dass er den Termin zur Kenntnis genommen hat. „Wir spielen, glorreicher Spielplan, an einem Freitagabend auswärts. Das ist natürlich eine sensationelle Ansetzung“, sagte der Coach.
Steffen Baumgart hat Verständnis für den Kollegen. „Wenn die Jungs erst einen Tag vor dem Spiel zurückkommen, finde ich es verständlich, wenn ein Trainer darüber nicht glücklich ist. Aber wenn ich sehe, wie die Bayern zurzeit spielen, wird uns das leider keine Vorteile geben“, sagt der FC-Coach.
Dennoch könnten die Kölner sogar im Fall einer Pleite ihre Position stärken. Wer als Vertreter des unteren Tabellendrittels nur knapp gegen die Bayern verliert, verschafft sich einen tabellarischen Vorteil: Bochum unterlag 0:7, Darmstadt 0:8. Doch davon mag Baumgart nichts hören. „Ein 0:2 ist eine Niederlage. Egal, ob es die Bayern sind. Es geht nicht ums Torverhältnis, es geht ums gewinnen. Aber wir müssen nichts erzählen: Es wird eine überragende Leistung notwendig sein, um eine Chance zu haben. Und die wollen wir bringen.“
Steffen Baumgart achtet nicht auf das Resultat, den Kölner Trainer interessiert nur die Leistung
Das 0:6 bei RB Leipzig am neunten Spieltag hat den Kölnern das Torverhältnis verhagelt, anschließend war Baumgart angefressen. Allerdings nicht wegen der möglichen Folgen im Abstiegskampf, wo jedes Tor über Aufstieg, Abstieg oder Relegation entscheiden kann. „In Leipzig haben wir das Spiel in den letzten Minuten der ersten Halbzeit verschenkt. Dass wir sechs Tore gekriegt haben, ärgert mich. Aber mich ärgert vor allem das Wie, nicht die Höhe. Gegen die Bayern kann ich eine überragende Leistung bringen und trotzdem sechs Stück kriegen. Wenn wir unsere Tugenden auf den Platz bringen und trotzdem keine Chance haben, dann sind sie einfach zu stark, dann ist das aber nicht das Thema“, beschreibt Baumgart.
Angst vor einer schweren Abreibung will er daher erst gar nicht aufkommen lassen. Der Trainer fordert Intensität, der Rest wird sich dann zeigen. Baumgart bringt es auf eine einfache Formel: „Gucken, was geht. Und alles raushauen.“