Die Zweitliga-Partie zwischen Köln und Magdeburg am Samstagabend ist etwas überraschend zum Spitzenspiel geworden – Struber lobt Ljubicic und Maina
1. FC Köln vor Magdeburg„Alles, was ein Fußballfan sehen möchte“
Der 1. FC Magdeburg befindet sich derzeit im Jubeljahr: Im Mai 1974 gewann der FCM im Finale von Rotterdam den Pokal der Pokalsieger, schlug den AC Mailand mit 2:0 Toren. 50 Jahre ist das her, Milan verteidigte mit dem kürzlich verstorbenen Kölner Meisterspieler Karl-Heinz Schnellinger, vorn zauberte Gianni Rivera, Trainer war der gerade erst 35 Jahre alte Giovanni Trapattoni. Der Magdeburger Sieg damals war eine Sensation und hätte mehr Zuschauer verdient gehabt als die knapp 5000 im Stadion de Kuip.
Für Trapattoni (85) reichte es später noch zu sechs internationalen Vereinstiteln, beim SCM dagegen kam keiner mehr hinzu. Immerhin wurden die Sachsen-Anhaltiner noch DDR-Rekordpokalsieger und gewannen dreimal den Titel der DDR-Oberliga.
Magdeburg hat dem 1. FC Köln den internationalen Titel voraus
Am Samstag (20.30 Uhr, Sky) treffen die Magdeburger zwar nur in der Zweiten Liga, dafür aber vor zehnmal so vielen Zuschauern wie damals in Rotterdam auf den 1. FC Köln. Die Gäste haben dem FC nicht nur den internationalen Titel voraus, dem Köln im Jahr 1986 in den Endspielen um den Uefa-Pokal gegen Real Madrid immerhin sehr nahekam. Sie sind in dieser Saison auch noch ungeschlagen und reisen daher als Tabellen-Vierter an.
Nun soll der erste Sieg über Köln her im Duell der dreimaligen Meister. In der Saison 2018/19 gab es die bislang einzigen Liga-Partien zwischen Köln und Magdeburg. In Müngersdorf gewann der FC nach Toren von Córdoba, Drexler und Terodde 3:0. Im Rückspiel am letzten Spieltag holten die bereits aufgestiegenen Kölner ein 1:1, Magdeburg stieg damals ab. Zur Kölner Bilanz gegen die Elbstädter gehört allerdings auch die 2:5-Pleite in der ersten Pokalrunde im Jahr 2000.
Gerhard Struber freut sich auf ein Topspiel. „Beide Teams sind vorne mit dabei, beide haben hohe Ansprüche in dieser Liga. Daher ist es ein Spiel, das alles haben wird, was ein Fußball-Fan sehen möchte. Für uns gilt es noch einmal, ganz klar zu Hause mit unserer Qualität und unserer Herangehensweise drei Punkte einzufahren“, sagt der Österreicher.
Magdeburgs Trainer Christian Titz reist mit großem Respekt an. „Köln hat einen der stärksten Kader der Liga. Vor allem bei den Standards sind sie enorm gefährlich“, sagte er am Donnerstag. Ein Schwerpunkt seiner Spielvorbereitung war deshalb das Verteidigen von Ecken und Freistößen. Kein schlechter Plan, denn nach überstandener Krankheit und der Pause beim 3:1 auf Schalke vor der Länderspielpause steht Timo Hübers wieder in der Kölner Startelf. Der Abwehrchef traf in drei Einsätzen dieser Saison bereits zweimal.
Titz hingegen muss womöglich auf eine Stütze seiner Dreier-Abwehrkette verzichten: Marcus Mathisen (28) lag zuletzt mit einem Infekt danieder. Dafür werden die Gäste wohl wieder ihren Spielmacher einsetzen können: Baris Atik (29) spielte in dieser Saison bislang erst 16 Minuten, ist aber nun von einer Oberschenkelverletzung genesen und spielfähig. „Er ist voll belastbar. Wir sind froh, dass er wieder zur Mannschaft stoßen kann“, sagte Titz nach dem Training am Donnerstag.
Während er aus Hübers Rückkehr kein Geheimnis machte, ließ Struber die Besetzung des Kölner Offensivzentrums offen. In der Länderspielpause hatte Luca Waldschmidt beim insgesamt trüben Turnier-Auftritt im Bonner Nordpark immerhin zwei Tore erzielt, eigentlich müsste ein Spieler von seiner Prominenz in der Zweiten Liga ohnehin gesetzt sein. Doch die Konkurrenz ist groß. Linton Maina und Dejan Ljubicic präsentierten sich zuletzt im Kölner 4222-System in starker Form. „Das Positive ist, dass wir rund um die Position zehn mehrere Jungs haben, die liefern können. Nichts ist in Stein gemeißelt, trotzdem haben wir in den letzten Wochen erlebt, wie sich Linton Maina oder auch Dejan Ljubicic entwickelt haben. Es gibt eine Competition um diese Positionen. Aber im Moment haben Linton und Dejan die Nase vorn.“
Keine Aussichten im Duell um die Spielmacherrolle hat in diesen Tagen einmal mehr Mark Uth. Struber zögerte ein wenig, lieferte dann aber eine ungeschönte Beschreibung der Lage. „Die Situation ist, dass er nach wie vor individuell trainiert. Da gibt es nicht wirklich was Neues. Er macht gewisse Schritte vorwärts, wird stabiler und hält den Belastungen stand“, berichtet der Trainer. Die Steigerungen finden jedoch offenbar im homöopathischen Bereich statt. Man müsse „sehr sorgsam darauf schauen, dass wir nicht wieder einen Rückschlag erleben, sondern dass wir ihn wirklich jetzt mit diesen Belastungsschritten zurückholen ins Teamtraining“, beschreibt Struber. Man konfrontiere den 33-Jährigen mit Anforderungen, „die er dann auch bestehen kann, damit er uns nicht wieder rauskippt“, sagte Struber.
Man habe sich davon verabschiedet, bei Uth in Zeitplänen zu denken. Stattdessen schaue man von Tag zu Tag und hoffe auf das Personal in der Kölner Reha-Abteilung. „Grundsätzlich sind viele Experten um ihn herum. Wir versuchen gemeinsam, diesen Plan erfolgreich abzuschließen und ihn reinzubringen ins Teamtraining“, sagt der Trainer: „Sich Druck aufzulasten, bringt am Ende mehr Enttäuschungen, als wir brauchen können.“
1. FC Köln: Urbig - Thielmann, Pauli, Hübers, Pacarada - Martel, Huseinbasic – Ljubicic, Maina – Lemperle, Downs; 1. FC Magdeburg: Reimann - Hugonet, Mathisen, Heber - El Hankouri, El-Zein, Gnaka, L. Musonda - Burcu, Kaars, Nollenberger; Schiedsrichter: Hempel (Großnaundorf).