TrainingslagerFC wieder in Kitzbühel – die Geschichte eines missglückten Ortswechsels
- Der 1. FC Köln hat seine erste Einheit im Trainingslager in Kitzbühel absolviert.
- Ursprünglich sollte die Woche im Örtchen Scheffau verbracht werden, gut 20 Kilometer entfernt. Doch der dortige Trainingsplatz genügte den Ansprüchen nicht. Die Geschichte eines missglückten Ortswechsels.
- Sportchef Christian Löer berichtet bis zum 29. Juli täglich exklusiv aus dem Trainingslager – lesen Sie sämtliche Folgen, darunter auch ein Tagebuch, Interviews und Analysen, mit KStA PLUS.
Kitzbühel – Am Dienstagnachmittag stand die Mannschaft des 1. FC Köln wieder auf dem Trainingsgelände des FC Kitzbühel. Im vergangenen Sommer hatten die Kölner sich vorgenommen, nach fünf Jahren im Schatten des Wilden Kaisers etwas Neues zu versuchen. Ausgewählt hatten sie daraufhin das Örtchen Scheffau, gut 20 Kilometer entfernt von Kitzbühel. Dort hat im Oktober 2017 das Hotel Kaiserlodge eröffnet, eine Unterkunft mit alles Extras – zum Beispiel Suiten, mit privatem Steg, von wo aus die Gäste gleich in den künstlich angelegten Badesee springen können.
Der Platz in Scheffau genügte den Ansprüchen nicht
Gleich nebenan hat der Tourismusverband Scheffau einen Fußballplatz anlegen lassen, um den Ort für Profimannschaften interessant zu machen. In diesem Jahr schneite es bis in den Mai hinein in Tirol, der Platz wurde vollständig neu angelegt und diente Anfang Juli dem Zweitligisten Arminia Bielefeld als Trainingsgrün. Auch die Fans der Bielefelder fühlten sich wohl am Wilden Kaiser, berichten Einheimische. Doch bereits während des Bielefelder Trainingslagers erhielt FC-Coach Achim Beierlorzer Nachrichten aus Scheffau, der Rasen sei bei weitem nicht perfekt. Die Kölner schickten Teambetreuer Denis Lapaczinski nach Österreich, der sich die Bedingungen ansah – und nach Hause meldete, dass der Platz tatsächlich nicht den Ansprüchen genügte.
Der FC gab daraufhin der Agentur, die mit der Organisation der Kölner Trainingslager betraut ist, den Auftrag, die Vorbereitungswoche in Österreich zu verlegen. Und tatsächlich gelang es der Agentur, im Hotel Kempinski bei Kitzbühel ausreichend freie Betten für eine Profimannschaft samt Tross aufzutun. Beim Tourismusverband Scheffau ist man darüber verblüfft, schließlich sei Hauptsaison, da ist es mindestens ungewöhnlich, in dieser Hotelkategorie mal eben freie Kontingente zu finden. Doch hatte die Agentur offenbar kurze Drähte – und eine gute Verhandlungsposition gegenüber dem Hotelier in Scheffau, der wiederum inmitten der Hochsaison mit einem größtenteils leeren Luxushotel dastand. Denn bereits Arminia Bielefelds Trainingslager hatte die Agentur organisiert – und das von Feyenoord Rotterdam: Der niederländische Spitzenklub trainierte in der vergangenen Woche auf dem Rasen in Scheffau, da hatten die Kölner bereits storniert. „Wir sind froh, dass Bielefeld und Rotterdam in Scheffau waren und es ihnen bei uns gefallen hat“, heißt es vom Tourismusverband Scheffau. Im Hotel Kaiserlodge möchte man lieber gar nichts sagen.
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Der FC wäre der letzte Verein in diesem Sommer gewesen, der in Scheffau trainiert, daher wurde der Platz nach der Abreise der Niederländer nicht mehr gewalzt. Doch selbst bei intensiver Pflege wäre das Grün nicht mehr in Bestzustand zu versetzen gewesen, war löchrig und uneben. In Kitzbühel ist das anders. Der dortige Platz ist in sagenhaftem Zustand, „optimal“, sagte FC-Geschäftsführer Armin Veh am Dienstag. Zwar müssen die Kölner nun wieder mit dem Bus vom Hotel zum Trainingsplatz fahren, doch die kurze Fahrt störe nicht weiter, sagt Veh.
Scheffaus Bürgermeister zeigt sich enttäuscht
Einen finanziellen Schaden durch die Umbuchung haben die Kölner nicht erlitten. In Scheffau ist man allerdings enttäuscht. „Ich finde es schade, dass der FC nicht bei uns ist, das kommt für mich schon sehr überraschend“, sagt Christian Tschugg, der Bürgermeister der Gemeinde Scheffau. Zahlreiche FC-Fans konnten nicht so leicht umbuchen und müssen zu den Trainingseinheiten der Kölner pendeln.
Umplanen mussten auch die Spieler des FC Kitzbühel. Die werden in den kommenden Tagen auf dem Kunstrasen am Rande des Trainingsgeländes üben müssen, ihren Rasen besetzt der Bundesligist aus Deutschland. Der Klub aus der dritthöchsten österreichischen Spielklasse steht bereits im Spielbetrieb, doch das Angebot, dem 1. FC Köln den Rasenplatz zu vermieten, wollte man dann doch nicht ausschlagen. Wobei – im sechsten Jahr hat der 1. FC Köln in Tirol längst einen besonderen Status, stellt man beim FC Kitzbühel klar. „Für einen anderen Verein hätten wir das nicht getan“, sagt Siggi Luxner, der Vizepräsident und Rasenbeauftragte.