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Analyse des 0:6 in LeipzigRB Leipzig zu stark für desolate Kölner

Lesezeit 6 Minuten
Steffen Baumgart litt am Samstagabend in Leipzig an seiner Mannschaft, die dem Gegner ein Tor nach dem anderen auflegte.

Steffen Baumgart litt am Samstagabend in Leipzig an seiner Mannschaft, die dem Gegner ein Tor nach dem anderen auflegte.

Trotz ausgeglichener Phasen ist der 1. FC Köln bei RB Leipzig in den entscheidenden Szenen krass unterlegen und verliert verdient 0:6.

Das Wichtigste zuerst

Der 1. FC Köln hat eine Woche nach dem 3:1-Derbysieg über Borussia Mönchengladbach eine schwere Niederlage hinnehmen müssen. Bei RB Leipzig verlor die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart am Samstagabend das Topspiel der Fußball-Bundesliga mit 0:6 Toren. Schon zur Halbzeit hatte der FC aussichtslos 0:4 zurückgelegen. Gegen den Champions-League-Teilnehmer, der am Mittwoch noch gegen Roter Stern Belgrad (3:1) hatte spielen müssen, geriet Köln nach einer ordentlichen Viertelstunde noch unglücklich per Elfmeter in Rückstand.

FC verliert die Partie in der Schlussphase der ersten Hälfte

Dann aber verloren die Kölner zwischen der 40. Minute und dem Halbzeitpfiff mit drei Gegentoren die Partie – jeweils wegen indiskutabler Fehler und begleitet von einem emotionalen Zusammenbruch. Die zweite Hälfte blieb dann zunächst etwas ruhiger, dennoch legten die Gastgeber in den Schlussminuten noch zwei Treffer nach und sorgten für eine Kölner Niederlage, die das Team bis zum Pokalspiel am Dienstag in Kaiserslautern dringend abschütteln muss.

Die Tore

Nach 13. Minuten passte Marvin Schwäbe zu Eric Martel ans Strafraumeck. Der U-21-Nationalspieler nahm den Ball an und rechnete nicht damit, dass Haidara von hinten mit viel Dynamik kam. Der Leipziger Mittelfeldspieler warf sich in den Zweikampf und kam an den Ball, Martel reagierte mit einem Klammergriff. Schiedsrichter Benjamin Brand gab sofort Elfmeter – eine Entscheidung, die auch der Überprüfung durch den Video-Assistenten standhielt. Timo Werner trat an und traf in seinem ersten Startelf-Einsatz seit dem Saison-Auftakt gegen Bayer 04 Leverkusen sicher zum 1:0.

In der 40. Minute spielte Chabot einen ganz schwachen Pass ins Mittelfeld, den sich wieder Haidara schnappte. Der Ball kam zum überragenden Xavi Simons, der Openda per Traumpass bediente, der wiederum von halbrechts abschloss und zum 2:0 unter die Latte traf.

Nach zuletzt herausragenden Auftritten war Jeff Chabot in Leipzig überfordert.

Nach zuletzt herausragenden Auftritten war Jeff Chabot in Leipzig überfordert.

Nur drei weitere Minuten vergingen, dann wagte Leart Pacarada einen Pass von der Linksverteidigerposition ins Mittelfeld und verlor darüber den Ball. Henrichs hatte viel Zeit und Raum für eine weite Flanke und fand David Raum, der vom linken Flügel ins Zentrum gestartet war und aus nächster Tornähe per Flugkopfball versenkte, Rasmus Carstensen war dem Nationalspieler nicht gefolgt. Der Treffer wurde zunächst Marvin Schwäbe zugeordnet, von dessen Hüfte der Ball ins Tor gegangen war. Dann aber korrigierten sich die Verantwortlichen und sprachen Raum sein verdientes Tor zu.

Das Kölner Drama der ersten Halbzeit war damit jedoch nicht vorüber. Gegen eine nun taumelnde Gäste-Defensive ergriff Xavi Simons einmal mehr die Initiative, nahm bei seinem fulminanten Alleingang drei Kölner aus dem Spiel und brachte den Ball zu Openda, der Chabot ins Karussell schickte und ein zweites Mal perfekt abschloss – diesmal mit dem linken Fuß.

Zwei späte Gegentore verderben das Ergebnis endgültig

In der 88. Minute verzichteten die Kölner bei einer von Leipzig kurz ausgeführten Ecke auf jede Verteidigungsarbeit. Simakan flankte halbhoch in den Strafraum, wo der Ball mit Glück zu Sesko kam, der das 5:0 erzielte.

Alidou legte den letzten Treffer des Tages auf, als er mit einer Kopfball-Abwehr in Richtung eigenes Tor Baumgartner fand, der völlig unbedrängt aus 25 Metern zum 6:0 einschlenzte, absolut sehenswert, aber lausig verteidigt.

Das war gut

Am Kölner Spiel allenfalls, dass der junge Eric Martel nach seinem Fehler vor dem 0:1 nicht weinend vom Platz lief, sondern unbeirrt weiterarbeitete. Bei Leipzig war es allen voran der junge Xavi Simons, der nicht nur gegen die schwachen Kölner wie ein kommender Weltklassespieler aussah, sondern tatsächlich einer werden könnte.

Das war schlecht

Die Fahrlässigkeit, mit der die Kölner gegen individuell herausragend besetzte Leipziger die Gegentore heraufbeschworen. Auf diesem Niveau darf sich eine Erstligamannschaft derartige Fehler nicht leisten – und erst recht darf sie auf Fehler nicht reagieren, indem sie verzweifelt und weitere Fehler begeht.

Xavi Simons, 20-jähriges Supertalent aus den Niederlanden, überragte am Samstag erneut.

Xavi Simons, 20-jähriges Supertalent aus den Niederlanden, überragte am Samstag erneut.

Spieler des Spiels

Xavi Simons, der in dieser Saison im 14. Pflichtspiel seinen 14. Startelf-Einsatz hatte und im Alter von 20 Jahren beeindruckende Leistungen in Serie liefert. Spieler wie Simons sind der Grund, aus dem man Profifußball schaut; der Niederländer ist eine der großen Attraktionen der Liga. Eine Attraktion allerdings, die der Liga allerdings nicht lange erhalten bleiben dürfte: Simons ist von Paris St.-Germain ohne Klausel ausgeliehen. Die Franzosen werden ihn bald zurückhaben wollen.

Moment des Spiels

Köln schien sich einigermaßen in die Partie gebissen zu haben, als Eric Martel am eigenen Strafraum den Ball an Haidara verlor und den Elfmeter auslöste, der den FC entscheidend traf. Zwar schien Baumgarts Mannschaft das Spiel anschließend über weite Strecken der ersten Hälfte einigermaßen zu kontrollieren und hatte sogar durch Luca Waldschmidt die Chance zum Ausgleich. Doch war die Kölner Offensive kaum in der Lage, entscheidend Druck auszuüben, weshalb das erste Gegentor am Samstag fast gleichbedeutend mit der Niederlage war.

Moment zum Vergessen

Die Kölner waren ihren Gegenspielern auf vielen Ebenen krass unterlegen, daher ergaben sich zahlreiche problematische Situationen: Martel gegen Haidara war die erste, dann wusste sich der eingewechselte Luca Kilian nur mit Fouls zu helfen, von denen eins zum extrem unglücklichen Aus des gerade erst von einer Knieverletzung genesenen Dani Olmo führte. Dann flog auch noch der junge Mathias Olesen mit Gelb-Rot vom Platz, als er Simakan ans Knie trat und dem Franzosen eine Risswunde zufügte, ohne es zu wollen.

Wir waren RB wirklich in keinster Weise gewachsen. Wir müssen anders auftreten, um RB Paroli bieten zu können
FC-Trainer Steffen Baumgart

Das sagen die Trainer

Marco Rose (RB Leipzig): Es war ein tolles Spiel von uns. Wir waren über 90 Minuten konzentriert, spielfreudig und intensiv. Dani Olmos Verletzung schmerzt uns sehr. Deswegen bin ich nicht ganz so froh, obwohl wir ein großartiges Spiel gemacht haben.

Steffen Baumgart (1. FC Köln): Wir waren RB wirklich in keinster Weise gewachsen. Wir müssen anders auftreten, um RB Paroli bieten zu können. Die Jungs, die lange stabil waren, haben heute entscheidende Fehler gemacht. Wie es heute gegangen ist, geht es auf keinen Fall. Gerade, wenn man hinten liegt, darf man nicht den Kopf runternehmen. Aber es sind meine Jungs, ich stehe vorn und muss die Lösungen anbieten. Wir haben den Gegner in der Schlussphase eingeladen, das hängt auch mit der Stärke des Gegners zusammen. Das war eines der wenigen Spiele, in denen wir wirklich unterlegen waren.

Das sagen wir

Der bisherige Eindruck dieser Saison hat sich auch in Leipzig bestätigt: Der 1. FC Köln ist nach den Abgängen des Sommers nur sehr begrenzt in der Lage, die Lücke zu den Spitzenmannschaften durch Intensität und mutiges Vorwärtsverteidigen zu schließen. Das sorgte dafür, dass den Kölnern am Samstag die Überzeugung verloren ging, was wiederum Steffen Baumgart schwer enttäuschte. Allerdings ist Selbstvertrauen nichts, das ein Trainer seiner Mannschaft verordnen kann. Der Leipziger Kader war am Samstag schlicht zu stark, der FC wird seine Erfolge in dieser gegen andere Kaliber einfahren.