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1. FC Köln in der AnalyseFC belohnt sich nicht für starken Auftritt im Rheinderby

Lesezeit 6 Minuten
Leart Pacarada vom 1.FC Köln kämpft im Spiel bei Fortuna Düsseldorf um den Ball.

Leart Pacarada vom 1.FC Köln kämpft im Spiel bei Fortuna Düsseldorf um den Ball.

Der FC gab den Derby-Sieg, der ohne Wenn und Aber hochverdient gewesen wäre, noch in den letzten Sekunden aus der Hand.

Als mit der letzten Aktion des Derbys Fortuna Düsseldorf mit einem Glücksschuss tatsächlich noch der Ausgleich gelang, wurde die Merkur-Spiel-Arena unverhofft zum Tollhaus. Die Spieler und mitgereisten Fans des 1. FC Köln waren dagegen am Boden zerstört. Fortuna und der FC trennten sich am frühen Samstagnachmittag nach einem packenden Rhein-Duell 2:2.

Das Wichtigste zuerst

Es ist nicht zu fassen: Der FC gab den Derby-Sieg, der ohne Wenn und Aber hochverdient gewesen wäre, noch in den letzten Sekunden aus der Hand. Die Gäste hatten ein starkes Auswärtsspiel geboten. Und zwar nicht bei irgendeinem Gegner, sondern beim bisher so stabilen Zweitliga-Spitzenreiter. Der FC hatte das Duell klar dominiert. Doch wie schon am Spieltag zuvor, als die Kölner auf schon groteske Art und Weise im Heimspiel gegen den 1. FC Magdeburg Chancenwucher betrieben und sogar 1:2 verloren, belohnte sich die Mannschaft von Trainer Gerhard Struber nicht.

Erneut vergaben die Kölner beste Gelegenheiten oder trafen im Strafraum die falschen Entscheidungen. Gegen Magdeburg und Düsseldorf kam das Team auf insgesamt sagenhafte 56 Torabschlüsse. Ein 4:1-Sieg wäre locker möglich gewesen, doch stattdessen bettelten die Gäste in den letzten Minuten noch um den Ausgleich und kassierten diesen dann auch durch einen Glücksschuss des eingewechselten Jonas Niemiec.

Die Folge: Der Bundesliga-Absteiger ist nur Tabellenneunter, der Sechs-Punkte-Rückstand auf Düsseldorf bleibt bestehen. Der nächste Gegner (Sonntag, 13.30 Uhr, Rhein-Energie-Stadion), der bisherige Tabellenzweite aus Karlsruhe, könnte mit einem Sieg am Sonntag in Magdeburg sogar schon auf acht Punkte davonziehen.

Die Tore im Rheinderby gegen Fortuna Düsseldorf

Der das Derby kontrollierende FC ging in der 21. Minute verdient in Führung. Nach der Flanke des spielfreudigen, formstarken Linton Maina stieg Timo Hübers im Strafraum hoch, der rausgelaufene Fortuna-Keeper Florian Kastenmeier konnte auch nicht richtig klären. Der abgewehrte Ball landete bei Eric Martel, der seinen Körper gut beherrschte und das Leder im Fall per Kopf ins rechte Eck des verwaisten Düsseldorfers beförderte. Doch die Fortuna hatte die schnelle Antwort parat, die aus Kölner Sicht zu schnelle Antwort: Tim Rossmann setzte sich auf der linken Seite zu einfach gegen Jan Thielmann durch und passte flach ins Strafraumzentrum.

Dort verpasste noch Dawid Kownacki. FC-Verteidiger Julian Pauli wollte anschließend klären, konnte aber den Ball nur leicht abfälschen. Am zweiten Pfosten war Emmanuel Ioyha zur Stelle und schoss flach ins linke Eck zum Ausgleich ein (25.). Nach dem Auslassen guter Chancen auch zu Beginn der zweiten Halbzeit gingen die Gäste nach rund einer Stunde wieder hochverdient in Führung: Nach einem starken Ballgewinn von Julian Pauli initiierte der FC eine herausragende Kombination über Denis Huseinbasic, Linton Maina und Tim Lemperle, der überragend in den Lauf von Maina spielte.

1.FC Köln: Maina trifft nach starker Kombination zur erneuten Führung

Der Flügelspieler verschaffte sich gegen Hoffmann Platz zum Abschluss und traf mit einem ganz überlegten Schuss aus 14 Metern ins lange Eck zum 2:1 für den FC (61.) – es war bereits sein vierter Pflichtspieltreffer in dieser Saison.

In der sechsten Minute der Nachspielzeit kam die Fortuna, die zuvor bereits einen Lattenschuss von Giovanni Haag hatte, doch noch zum Ausgleich. Jona Niemiec trieb auf dem rechten Flügel ungestört den Ball voran und feuerte den Ball aus rund 22 Metern ab. Was wohl eher als Flanke gedacht war, wurde zum Glücksschuss: Das Leder nahm eine eigenwillige Flugkurve und landete über Kölns Torwart Jonas Urbig hinweg im linken oberen Eck. Danach wurde zwar noch einmal angepfiffen, was aber eher ein Alibi-Pfiff war.

Das war gut

Die sehr ansehnliche Spielanlage des FC und das ständige Bemühen der Kölner, die in allen bisherigen sechs Saisonspielen die bessere Mannschaft stellten.

Das war schlecht

Die Chancenverwertung der Kölner. Vor dem Tor trafen sie erneut falsche Entscheidungen oder nutzten selbst beste Gelegenheiten nicht. Vielfach fehlte im Strafraum die letzte Überzeugung, die Wucht. Und wohl auch die Qualität. Die Kölner hätten das Derby locker viel früher entscheiden müssen. Die fehlende Effizienz ist bis dato das große Problem.

Moment des Spiels

Auch wenn das Kölner Tor zum 2:1 äußerst sehenswert herausgespielt war, so toppt die letzte Aktion von Niemiec natürlich alles.

Das sagen die Trainer

Gerhard Struber (1. FC Köln): „Vieles, was wir uns vorgenommen haben, ist heute aufgegangen. Wir haben ein gutes Spiel geboten. Doch wir haben den Sack nicht zugemacht und dem Gegner immer noch Luft gegeben. Das ist ein ganz bitterer Punkt, weil wir den Sieg mehr als verdient gehabt hätten. Wir haben viel investiert und ganz, ganz viel richtig gemacht. Das Ergebnis lässt uns aber nicht feiern.

Wie wir spielen und inhaltlich die Dinge angehen, das ist gut. Das gibt uns viel Zuversicht. Bei Damion Downs (in der 63. Minute angeschlagen ausgewechselt, d. Red.) wissen wir noch nicht genau, was Sache ist. Es sieht nach einer muskulären Geschichte aus. Im Spiel war extrem viel Energie drin, es hat nicht so diese Wechselsituationen zugelassen. Die Mannschaft war auch nicht auf der letzten Rille, sondern ganz normal im Spiel drin. Die Jungs hatten noch Kapazitäten.“

Daniel Thioune (Fortuna Düsseldorf): „Wir müssen glücklich sein mit dem Punkt und dem Zustandekommen. Ich glaube, dass wir heute – und das war für mich keine Überraschung – gegen die beste Mannschaft der Liga gespielt haben. Wir hatten vor allem in der ersten Halbzeit große Probleme, der FC hat das Spiel kontrolliert. Es war kein guter Vortrag von uns. Wir waren oft zweiter Sieger. Ich kann mit dem Ergebnis deutlich besser leben als mein Kollege. Vor drei Monaten hatte ich auch gedacht, dass der Fußball nicht immer gerecht ist (Fortuna war dramatisch in der Relegation gegen Bochum gescheitert, d. Red.). Ich habe ein paar Arbeitsaufträge. Unsere Ergebnisse stimmen aktuell, aber wir versuchen besser Fußball zu spielen. Denn unser Spiel war nicht gut. Es ist ein weiter Weg für uns.“

Das sagen wir

Der spielerische Auftritt des FC machte Mut, die Tabellensituation ist dagegen ernüchternd: Mit nur acht von bisher 18 möglichen Punkten ist der Absteiger nur Neunter. Das ist eine enttäuschende Ausbeute. Und sie sorgt dafür, dass die Kölner bereits unter Druck stehen. Denn sie müssen trotz guter Leistungen aufpassen, nicht den Anschluss an die Spitze zu verlieren. In den kommenden beiden Heimspielen gegen Karlsruhe und Aufsteiger Ulm zählen deshalb nur Siege.

Das alte Lied muss erneut angestimmt werden: Der FC macht viel zu wenig aus seiner Überlegenheit und seine vielen Torchancen. Der Mannschaft fehlt ein richtiger Torjäger. Einer, der auch mal „leichte“ Tore macht, der kaltschnäuzig und effizient ist. Deshalb ist der Verein auch gezwungen, im Januar, wenn der FC endlich wieder Spieler registrieren darf, auf dem Transfermarkt nachzulegen.

Zudem sind neun Gegentore nach sechs Partien zu viel. Am Samstag kassierte der FC nach eigener Führung viel zu schnell den Ausgleich. Auch, weil die junge Kölner Mannschaft nicht clever genug und bisweilen ungestüm agierte.

Und es zeigte sich erneut: Von der Bank aus kommen keine Impulse. Trainer Struber wechselte recht spät oder gezwungenermaßen, doch alle drei Wechsel verpufften. Der Coach hat offenbar wenig Vertrauen in seine Bank. (red)