Köln – Das 127. Derby der rheinischen Erzrivalen hat einen verdienten und strahlenden Sieger: Der 1. FC Köln deklassierte am Ende sogar Borussia Mönchengladbach und gewann vor 50.000 Zuschauer mit 4:1. Es war der höchste Derby-Erfolg des FC seit einem Vierteljahrhundert.
Das Wichtigste zuerst
Das Tor zum Endstand durch Sebastian Andersson in der dritten Minute der Nachspielzeit war das i-Tüpfelchen auf einen perfekten Tag für die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart. Denn durch diesen Treffer des eingewechselten Schweden überholten die Kölner die Fohlen sogar noch in der Tabelle und sind nun Zehnter. Nach dem Abpfiff drehten die Derby-Helden genüsslich ihre Ehrenrunde und feierten danach mit kölscher Musik in der Kabine. Auch Baumgart zelebrierte den Erfolg noch einmal vor der Südtribüne. Doch bei vielen Protagonisten und Fans im Kölner Stadion schwang auch ein wenig Wehmut mit. Inmitten der immer bedrohlicher werdenden Pandemie dürfte es wohl für Monate das letzte Spiel vor ausverkauftem Haus gewesen sein. Knapp 90 Minuten vor dem Anpfiff hatte das Gesundheitsamt Köln angewiesen, dass im gesamten Stadion (also auch auf den Plätzen) Maskenpflicht herrscht.
Die Tore
1:0: 55 Minuten lang hatten beide Teams ein intensives, über weite Strecken gutklassiges Spiel geboten, doch es fehlten die Tore. Dann fielen noch deren fünf. Nach einem Angriff über Ondrej Duda und Benno Schmitz erzielte Dejan Ljubicic per Direktabnahme in den rechten Winkel das 1:0 für den FC (56.).
1:1: In der 74. Minute glichen die Gäste durch den formstarken und treffsicheren Nationalspieler Jonas Hofmann aus, der nach einem Doppelpass mit Patrick Herrmann zwischen vier Kölnern zum Abschluss kam und per Aufsetzer ins linke Toreck traf.
2:1: Drei Minuten später brachte der eingewechselte Mark Uth die Kölner wieder in Führung. Nach einem katastrophalen Fehlpass von Florian Neuhaus fackelte der Joker nicht lange und zog mit links sofort ab.
3:1: Die Feierlichkeiten waren kaum beendet, da erhöhte Duda nach Hereingabe von Kingsley Schindler. Gladbachs Elvedi und Zakaria konnten nicht klären. Duda fiel der Ball vor die Füße, der Slowake ging noch zwei Meter und zog beherzt ab.
4:1: Nach einer Flanke von Louis Schaub schraubte sich in Sebastian Andersson in der dritten Minute der Nachspielzeit hoch und köpfte zum Endstand ein.
So geht Derby: Mit Aggressivität, Gegenpressing, großer Laufbereitschaft und viel Willen spielten die Kölner das Derby und ließen so den sicherlich individuell etwas besser besetzten Gästen kaum Luft zum Atmen. Auch den frühen Ausfall von Kapitän Jonas Hector und den Schock des Ausgleichs steckten sie schnell weg und ließen sich von ihrem Ziel nicht abbringen. Baumgart bewies zudem ein vorzügliches Händchen mit seinen Wechseln: Mit Uth und Andersson trafen zwei Einwechselspieler, die ebenfalls in der zweiten Halbzeit ins Spiel gekommenen Kingsley Schindler und Louis Schaub bereiteten zudem zwei Treffer vor.
Der beste Mann auf dem Platz war ein gebürtiger Kölner: Salih Özcan trumpfte im Derby auf. Bereits beim 1:1 in Mainz hatte der Mittelfeldspieler überzeugt und sein erstes Bundesligator erzielt, gegen Gladbach nun setzte er leistungsmäßig noch einen drauf. Der ungemein beherzt und robust spielende Özcan gewann drei Viertel seiner Zweikämpfe und bewies ein gutes Auge und Gespür für den richtigen Pass. Der 23-Jährige spürt das Vertrauen seines Trainers und zahlt es derzeit mit Leistung zurück.
Moment des Spiels
Die Tore von Uth und Duda innerhalb von nur einer Minute machten das Kölner Stadion zum Tollhaus der Emotionen.
Das sagen die Trainer
Steffen Baumgart (Trainer 1. FC Köln): „In der Phase, in der wir das 2:1 gemacht haben, hatte ich das Gefühl, dass das Spiel kippen kann. Mit dem Doppelschlag lief es in unsere Richtung. Wir freuen uns über den Sieg und über die Leistung der Mannschaft. Am Ende haben wir es in unsere Richtung geschoben, aber es ist nur eine Momentaufnahme.“
Adi Hütter (Trainer Borussia Mönchengladbach): „Da ist eine sehr große Enttäuschung, was das Ergebnis betrifft. Es ist wirklich zu hoch. In der Phase, in der wir das Ausgleichstor erzielt haben, hatte ich das Gefühl, wir könnten gewinnen. Deshalb ist die Enttäuschung sehr, sehr groß. Ich übernehme zu 100 Prozent die Verantwortung. Es ist sehr, sehr unangenehm, im ersten Derby für mich als Trainer so zu verlieren.“
Das sagen wir
Die Kölner landeten den Befreiungsschlag, den sie erhofft hatten. Viel war zuletzt die Rede davon, dass die Leistungen zwar überwiegend stimmten, doch die Belohnung in Form von Punkten/Siegen fehlte. Der FC beendete dank eines überzeugenden, mitreißenden Auftritts die Serie von fünf sieglosen Spielen. Die Kölner dürfen sich vorsichtig wieder mehr nach oben orientieren, der Fünfte Hoffenheim hat nur zwei Punkte mehr auf dem Konto. Wichtiger noch: Der Abstand auf Relegationsplatz 16 beträgt fünf Punkte, der auf Abstiegsplatz 17 vergrößerte sich auf neun Zähler. Diesen nimmt Bielefeld ein, der nächste Gegner des FC. Und für die Kölner ist es die große Chance, diesen Vorsprung weiter auszubauen.