Dortmund und Haaland eine Nummer zu groß
Dortmund – Der 1. FC Köln hat in den vergangenen Wochen eine gewisse Meisterschaft darin entwickelt, aus der Außenseiterposition heraus Spiele zu gewinnen. In drei ihrer vier letzten Partien waren die Kölner der Tabelle nach als das Gegenteil eines Favoriten gegangen, doch jeweils hatten sie drei Punkte geholt.
Auch am Freitagabend in Dortmund waren die Rollen klar verteilt: Der Aufsteiger trat vor mehr als 80 000 Zuschauern bei einem Bewerber um die Meisterschaft an, und diesmal riss die Serie: Erstmals seit dem 0:2 bei Union Berlin am 8. Dezember verlor der FC wieder ein Spiel; gegen eine herausragend auftretende Dortmunder Borussia setzte es ein 1:5 (0:2).
Für die Dortmunder war es der dringend benötigte Nachweis ihrer Klasse. Vor einer Woche in Augsburg hatten sie schlecht gespielt und lange zurückgelegen, ehe sie durch Treffer ihres Winterzugangs Erling Haaland noch 5:3 gewonnen hatten.
Trainer Lucien Favre hatte seine Startelf nicht verändert, die Mannschaft sollte die Chance haben, sich zu rehabilitieren. Auch FC-Trainer Markus Gisdol verzichtete auf Änderungen, allerdings aus anderen Gründen: Er vertraute der Formation, die ihn am vergangenen Samstag beim 3:1 über den VfL Wolfsburg überzeugt hatte. Unterschiedliche Vorzeichen also, die sich nach 53 Sekunden umgekehrt hatten: Mats Hummels spielte einen Ball durch das Zentrum auf Marco Reus, der viel Platz hatte und unbehelligt auf Jadon Sancho ablegte, dessen Pass Guerreiro über die Linie drückte. Köln hatte noch keinmal den Ball berührt.
Dortmund spielte herausragend, besonders die rechte Seite mit Hakimi und Hazard stürzte die Kölner von Schwierigkeit zu Schwierigkeit. Nach zehn Minuten brach Hakimi einmal mehr durch, Bornauw rauschte heran und grätschte den Ball ins Aus, bevor er den Dortmunder abräumte. Schiedsrichter Osmers entschied auf Strafstoß, den er nach Videobeweis zugunsten eines Freistoßes zurücknahm – die Aktion hatte offenbar außerhalb des Sechzehners stattgefunden. Dass Bornauw außerdem gar kein Foulspiel begangen hatte, spielte für Osmers offenbar eine untergeordnete Rolle – er zeigte Bornauw die Gelbe Karte.
Den Freistoß schoss Reus gefährlich auf das Kölner Tor, doch Horn rettete. Den folgenden Eckball setzte Mats Hummels an den Pfosten. Dortmund hätte früh erhöhen können, tat es aber erst in der 28. Minute: Wieder spielte Hummels einen seiner langen Bälle, für die er landläufig bekannt ist. Reus startete, Horn zögerte und ließ damit die Chance verstreichen, den Abschluss des Dortmunder Kapitäns zu behindern. Der Videoassistent unterzog die Szene einer Überprüfung, dann stand fest: kein Abseits, 2:0.
Es war eine erste Hälfte, die den Aufsteiger auf die Probe stellte. Die Gastgeber zeigten ihr gesamte Repertoire, vor allem über ihre rasanten Außen entblößten sie die Kölner Abwehr ein ums andere Mal. Gisdols Mannschaft hatte zwar immer wieder Momente, in denen sie die Kontrolle zu haben schien. Doch gegen die machtvollen Angreifer des BVB fanden sie keine Mittel.
Jadon Sancho war kurz nach dem Seitenwechsel ein beinahe logischer Torschütze. Czichos war dem Bewegungstalent des Engländers nicht gewachsen, es stand früh 3:0 – und für die Kölner ging es nun vor allem darum, einem Debakel zu entgehen. Und tatsächlich hatten die Kölner einige Momente, in denen sie am Spiel teilnahmen. So etwa, als Ehizibue Uth in Szene setzte, der aus spitzem Winkel verkürzte (65.).
Dann kam Erling Haaland ins Spiel, der diesmal zwölf Minuten bis zu seine Treffer brauchte: In der 77. Minute traf er per Abstauber zum 4:1, dann setzte er mit einem überragenden Schuss aus absurdem Winkel einen glanzvollen Schlusspunkt.