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FC-Training nach DerbysiegBaumgart spürt die Energie seiner Rückkehrer – Keller kritisiert Pyro-Vorfall

Lesezeit 5 Minuten
Jan Thielmann und Mark Uth sind zurück im Mannschaftstraining – und womöglich bald zurück im Bundesliga-Einsatz für den 1. FC Köln.

Jan Thielmann und Mark Uth sind zurück im Mannschaftstraining – und womöglich bald zurück im Bundesliga-Einsatz für den 1. FC Köln.

Mark Uth und Jan Thielmann müssen nach überstandenen Verletzungen zwar noch auf ihr Bundesliga-Comeback für den 1. FC Köln warten. Doch Steffen Baumgart schätzt die Energie seiner Rückkehrer.

Der 1. FC Köln startete am Dienstag entspannt in die neue Trainingswoche, jedenfalls ging es auf dem Platz gelassen zu. Die Profis, die im Derby gegen Borussia Mönchengladbach von Beginn an gespielt hatten, absolvierten ein reduziertes Programm. Timo Hübers und Luca Waldschmidt pausierten wegen kleinerer Beschwerden, ohne dass Steffen Baumgart größere Sorgen äußerte.

Und auch der Trainer selbst zeigte sich deutlich besser beieinander als noch am Wochenende. Zwar schniefte Baumgart noch, aber das Fieber ist überwunden. Es geht also insgesamt aufwärts beim FC, der nach dem 3:1-Sieg über den rheinischen Rivalen nun bei vier Punkten steht und den letzten Platz verlassen hat. „Es ist angenehmer, aber wir haben trotzdem erst vier Punkte. Es geht darum, an die Leistung anzuknüpfen“, sagte der Trainer nach der Einheit.

Kaum besser als Tasmania Berlin

Erster Sieg am achten Spieltag, nur dreimal musste der 1. FC Köln länger warten. Selbst Tasmania Berlin hatte nach acht Spieltagen der historischen Saison 1965/66 mit einem Sieg und einem Unentschieden vier Punkte gesammelt. Der Kölner Saisonstart ist also längst nicht repariert, wenngleich ein Derbysieg eine besondere Relevanz hat.

Baumgart verspricht sich nicht nur durch das Erfolgserlebnis im Derby einen Schub. Für den Trainer hat große Bedeutung, dass sich der Kölner Krankenstand zuletzt deutlich reduziert hat. Die Langzeitverletzten sind zurück. „Die positive Energie, die jetzt von den Spielern wiederkommt, ist wichtig für uns“, beschreibt Baumgart.

Zunächst hatte der Coach seine Rückkehrer wieder in den Trainingsbetrieb eingliedern müssen. Mittlerweile ist auch diese Phase vorüber. „Neu ist, dass wir jetzt einen kompletten Kader hatten. Und zwar nicht nur auf dem Trainingsplatz, sondern auch in Form. Nur wieder da zu sein, reicht schließlich nicht“, sagt Baumgart, der damit allerdings auch wieder Härtefälle zu moderieren hat.

Am Dienstagmittag sprach der 51-Jährige noch länger mit Mark Uth, dessen letztes Bundesligaspiel mehr als ein Jahr zurückliegen wird, wenn der 1. FC Köln am Samstagabend (18.30 Uhr) bei RB Leipzig spielt. Uth (32) ist trotz der langen Fehlzeit ein besonderer Spieler im Kölner Kader. Der gebürtige Kölner ist nicht nur fußballerisch eine herausragende Figur. Er ist auch als emotionaler Anführer wertvoll. Daher hatte Uths Comeback zum Spiel gegen Mönchengladbach scheinbar festgestanden.

Doch dann verzichtete Baumgart doch wieder auf seinen Regisseur. Wenngleich schweren Herzens. „Ich habe mich nicht gegen ihn entschieden, sondern mir sogar gewünscht, ihn einzuwechseln. Aber wie das Spiel gelaufen ist, wollte ich eigentlich gar nicht wechseln, sondern das Spiel mit aller Macht über die Ziellinie bringen. Ich hatte ja keinen Grund“, sagte Baumgart.

Baumgart vertraute Waldschmidt und wurde belohnt

Dabei hätte es das Spiel hergegeben, etwa nach dem Gladbacher Ausgleich in der zweiten Hälfte. Doch Baumgart vertraute seiner Startformation, vor allem Luca Waldschmidt, der zwar viele Torschüsse versuchte und auch beide Kölner Elfmeter heraufbeschwor. Jedoch nicht unbedingt vom Glück verfolgt schien. Dennoch ersetzte Baumgart ihn nicht durch Uth – und wurde belohnt dafür: In der Schlussminute traf Waldschmidt doch noch zum 3:1, und Mark Uth jubelte ausgelassen mit. Dennoch äußerte Baumgart Bedauern. „Der Moment wäre für Mark genau der richtige gewesen, das tut mir leid. Mark ist durch und durch Köln und für uns ein Ausnahmespieler. Deswegen hätte ich ihn gern auf dem Platz gehabt. Aber seine Zeit wird kommen.“

Wir müssen Vorsicht walten lassen. Und Jan kann das leider nicht, so deutlich muss man das sagen. Er ist positiv verrückt
FC-Trainer Steffen Baumgart

Jan Thielmann wird wohl noch ein wenig mehr Geduld aufbringen müssen als Uth. Gegen Mönchengladbach schaffte es der 21-Jährige nicht in den Spieltagskader, auch für Leipzig wird er womöglich noch nicht infrage kommen. „Wir müssen berücksichtigen, dass er eine ganz andere Leidenszeit hatte als alle anderen. Es war eine Muskelverletzung mit Sehnenbeteiligung, da müssen wir Vorsicht walten lassen. Und Jan kann das leider nicht, so deutlich muss man das sagen. Er ist positiv verrückt, deswegen müssen wir ihn etwas begrenzen. Daher gebe ich keine Prognosen ab“, sagt Baumgart: „Sie können aber davon ausgehen, dass ich jeden Tag mit ihm das gleiche Gespräch führe. Wir gucken mal.“

Jan Thielmann und Steffen Baumgart haben derzeit viel zu besprechen.

Jan Thielmann und Steffen Baumgart haben derzeit viel zu besprechen.

Thielmann hatte in der vergangenen Rückrunde nach zahlreichen Erkrankungen und Verletzungen endlich wieder zu stabiler Form gefunden und im Saisonfinale neun Einsätze in Folge verzeichnet. Das hatte ihm die Berufung in den Kader der deutschen U21-Nationalmannschaft für die Europameisterschaft in Georgien eingebracht. Doch im Vorbereitungstraining erlitt er die erneute schwere Verletzung. „Er ist ein Spieler, den man nicht einbremsen kann“, beschreibt Baumgart, der die Qual der Wahl nach schwierigen Wochen nun als luxuriöses Problem empfinden dürfte. „Wir haben sehr gute Spieler, die alle gesund sind. Und ich werde weiter die Entscheidungen treffen“, sagt er gelassen: „Was nicht passieren wird, ist, dass ich mir von den Experten sagen lasse, wie mein Fußball auszusehen hat. Wir werden unseren Fußball weiter umsetzen und nach vorn spielen.“

Baumgart betont Selbstbewusstsein seiner Spieler – Keller kritisert Pyro-Vorfall

Es ist diese Überzeugung, die den FC nun zum Sieg gegen Mönchengladbach trug. Die Kölner Leistungen hätten auch einen früheren Sieg ermöglicht als am achten Spieltag. „Gegen Mönchengladbach waren Momente auf unserer Seite, die vorher nicht auf unserer Seite waren. Entscheidend ist, dass man bei sich bleibt und die Dinge weiter umsetzt, die einen stark machen. Beeindruckend fand ich, mit wie viel Selbstvertrauen meine Jungs agiert haben in einem Spiel, in dem schon jedem bewusst war, dass es um sehr viel ging. Deswegen gibt es im Nachgang keine Ursachenforschung darüber, warum wir vorher nicht gewonnen haben und jetzt schon. Wir suchen grundsätzlich nach Dingen, die wir besser machen können.“

Unterdessen hat Sportchef Christian Keller am Dienstag das Abbrennen massenhafter Leuchtraketen beim Derby gegen Borussia Mönchengladbach scharf kritisiert. „Für die aktive Fanszene ist Pyro ein Teil der Fußball- und Fankultur. Aber: Dabei dürfen keine roten Linien überschritten werden, konkret muss unter anderem die Sicherheit der Zuschauer gewährleistet bleiben und es darf kein Einfluss ins sportliche Geschehen stattfinden. Diese Grenzen wurden im Derby gegen Gladbach leider deutlich überschritten“, so Keller, der mit Blick auf den finanziellen Schaden für den Verein eine intensive Aufarbeitung ankündigte. „Das Derby wurde von unseren Sicherheits- und Fanbeauftragten sowie den Sicherheitsbehörden intensiv vorbereitet. Grundsätzlich zeigt die Erfahrung, dass ein allgemeines Pyro-Verbot im Fußball keine hinreichende Wirkung zeigt.“