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Ex-FC-Kapitän und 96-TrainerLottner freut sich auf kölsche Tage in Hannover und erinnert sich an frühere Aufstiege

Lesezeit 5 Minuten
Fußball - U19 - Bundesliga - Hannover 96 - VfL Osnabrück am 14.08.2024 im Eilenriedestadion in Hannover Trainer Dirk Lottner Hannover *** Soccer U19 Bundesliga Hannover 96 VfL Osnabrück on 14 08 2024 at the Eilenriedestadion in Hannover Coach Dirk Lottner Hannover MT

Der Kölner Dirk Lottner ist seit Sommer 2022 Trainer der U19 von Hannover 96.

Für den Kölner Dirk Lottner ist das FC-Spiel am Sonntag in seiner Wahlheimat Hannover, zu dem bis zu 15.000 Gästefans erwartet werden, ein ganz besonderes.

Dirk Lottner hat zuletzt die Osterfeiertage zum Familienbesuch in Köln genutzt. Zwischendurch allerdings fieberte der frühere FC-Kapitän am Montag mit Eishockey-Legende Peter Draisaitl, dem einstigen Spieler und Trainer der Kölner Haie, in einer Gaststätte in Rodenkirchen vor dem Fernseher mit dem KEC, der zwar in Berlin unter die Räder geriet, aber immerhin sein erstes DEL-Finale seit elf Jahren bestreitet. Lottners Verbundenheit nach Köln und zu den Klubs seiner Heimat, sie ist schließlich immer noch da und wird es auch bleiben.

Doch am Dienstag und nach einer rund 300 Kilometer langen Rückreise nach Hannover hatte den 53-Jährigen dann das Arbeitsleben wieder, Lottner ist schließlich seit Sommer 2022 Trainer der U19 von 96. Die Arbeit des Coaches gilt als erfolgreich, doch in dieser Saison ist für sein Team mal abgesehen von Trainingseinheiten und Freundschaftsspielen die Saison nach Platz 5 in Gruppe C der U19-Hauptrunde allerdings vorbei, die K.o.-Runde wurde knapp verpasst.

Am kommenden Wochenende hat 96 somit spielfrei – und Lottner deshalb am Sonntag (13.30 Uhr) die Zeit, in seiner Wahlheimat eine ganz wichtige Zweitliga-Partie des FC bei 96 in der Heinz-von-Heiden-Arena zu verfolgen. „Ich freue mich einfach auf das Spiel und das kölsche Wochenende. Ich habe 25 Karten besorgt, bereits am Samstag werden mich etliche Freunde aus Köln besuchen“, sagt der frühere FC-Kapitän im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ und fügt mit einem Schmunzeln an: „Für Samstag habe ich da ein kleines Rahmenprogramm aufgestellt. Wir wollen ja gute Gastgeber sein. Und meine Freunde werden sehen, dass Hannover weitaus schöner und besser als sein Ruf ist.“

1. FC Köln: Bis zu 15.000 Gästefans werden in Hannover erwartet

Es sind vielmehr sagenhaft viele Kölner, die sich am kommenden Wochenende ein genaueres Bild von der niedersächsischen Landeshauptstadt machen können – wenn sie denn frühzeitig eintreffen. Es wird eine kleine Völkerwanderung einsetzen, wenn tausende FC-Fans der vor Wochen ausgegebenen Parole „Alle in Weiß nach Hannover“ (in weißen Motto-Shirts) folgen werden. Anfangs hieß es, dass rund 10.000 Kölner Anhänger ihre Mannschaft nach Hannover begleiten werden, jetzt werden rund 15.000 Fans zur Partie erwartet. „15.000 – das ist schon eine beeindruckende Zahl. Aber sie zeigt eben, was der FC bei den Menschen auslöst“, weiß Lottner.

Mit dem Anpfiff steht vor allem für die Kölner einiges auf dem Spiel: Gewinnt der Tabellenführer, ist die direkte Bundesliga-Rückkehr so gut wie sicher – auch wenn sie rechnerisch erst im kommenden Heimspiel der Kölner gegen Regensburg am 3. Mai besiegelt sein könnte. Für den FC wäre es der bereits siebte Aufstieg der Vereinsgeschichte.

Bildnummer: 00201203  Datum: 08.05.2000  Copyright: imago/Rust
Die Kölner jubeln nach dem Schlußpfiff; quer, Mannschaftsjubel, Jubel, Umarmung, umarmen, Spielertraube, Schlussjubel, Schlußjubel, Aufstieg, Aufsteiger Saison 1999/2000, Hannover 96 - 1. FC Köln 3:5 Hannover Niedersachsenstadion Freude, Fußball 2. BL Herren Mannschaft Deutschland Gruppenbild optimistisch Randmotiv Personen

Riesige Freude: Nach einem 5:3-Sieg in Hannover feierten die FC-Spieler am 8. Mai 2000 die Bundesliga-Rückkehr. Es war der erste Wiederaufstieg des Klubs. Nun steht der FC vor dem siebten.

Beim ersten war Lottner als Regisseur auf dem Platz dabei, als der FC ausgerechnet in Hannover am 8. Mai 2000, einem Montagabend, die Bundesliga-Rückkehr feiern konnte. Die Mannschaft von Trainer Ewald Lienen gewann nach 0:2-Rückstand bei 96 noch mit 5:3. Und Lottner war es, der kurz vor der Pause den wichtigen Anschlusstreffer erzielt hatte. „Es war eine verrückte Partie am 30. Spieltag, ein traumhafter Abend und eine ebenso tolle Nacht“, erinnert sich der gebürtige Kölner, der auch beim zweiten Aufstieg 2002/2003 zum FC-Team zählte. Und mit insgesamt 48 Scorer-Punkten (24 Tore, 24 Torvorlagen) an beiden Aufstiegen auch wesentlich beteiligt war.

Selbstredend verfolgt Lottner auch die aktuelle Zweitliga-Spielzeit seines Ex-Vereins. „Nach zu Saisonbeginn viel Spektakel, Emotionen und Leidenschaft, aber ausbleibenden Ergebnissen, hat der FC umgestellt und nun mehr Kontrolle in sein Spiel bekommen. Das ist jetzt ein eher überschaubarer, selten spektakulärer, aber erfolgreicher Ergebnisfußball. Denn über allem steht das Ziel, der Aufstieg. Und den wird der FC schaffen“, legt sich Lottner fest, der zwar von einer sehr ausgeglichen Liga spricht, die aber sicher keine auf Top-Niveau sei – „so ehrlich muss man sein.“

Damals war der Anspruch an den FC noch ein anderer. Die Älteren wissen, wie es war. Da darf man sich heute über angeblich zu hohem Druck und Unruhe wahrlich nicht beschweren
Dirk Lottner über seine Zeit beim 1. FC Köln, mit dem er 2000 und 2003 in die Bundesliga aufstieg

Die aktuelle Kölner Spielzeit erinnert den Freistoß-Spezialisten an die Aufstiegssaison 2002/2003 unter Trainer Friedhelm Funkel, auch seinerzeit habe der FC eher pragmatisch und weniger ansehnlich gespielt. „Allerdings war der Anspruch an den FC damals noch ein anderer, die richtig guten Zeiten des Klubs lagen ja noch nicht so ganz so weit zurück. Ich kann mich noch an eine Schlagzeile erinnern: Lieber FC, bitte verliert mal wieder, aber schenkt uns endlich wieder schönen Fußball. Die Älteren wissen, wie es damals war. Da darf man sich heute über angeblich zu hohem Druck und Unruhe wahrlich nicht beschweren.“

Während der FC in dieser Saison allerdings kurz davor steht, sein Ziel zu erreichen, wird Hannover seinen eigenen hohen Ansprüchen mittlerweile überhaupt nicht mehr gerechnet. Mitte November Tabellenerster und Ende Januar Vierter, ist 96 auf Platz zehn abgestürzt und somit wohl endgültig aus dem Aufstiegsrennen. Der Trainerwechsel Ende des Jahres von Stefan Leitl (mittlerweile bei Hertha BSC) zu André Breitenreiter, der zuvor schon 96-Coach und -Trainer war, hat von den Ergebnissen her nichts bewirkt, im Gegenteil.

Dirk Lottner (r.) mit Eishockey-Legende Peter Draisaitl an Ostern in Rodenkirchen. Zusammen schauten sie sich das dritte Finalspiel der Kölner Haie an.

Lottner mit Eishockey-Legende Peter Draisaitl an Ostern in Rodenkirchen. Zusammen schauten sie sich das dritte Finalspiel der Kölner Haie an.

Lottner bezeichnet die 96-Saison „nach hinten raus als sehr enttäuschend“, da sei man sich im Verein einig. Der Dreijahresplan nach der Amtsübernahme von Leitl mit dem Ziel Aufstieg 2025 werde wohl nicht aufgehen, die siebte Zweitliga-Saison in Folge sei fast sicher fix. „Mit jeder weiteren Saison in der 2. Liga wird es immer schwieriger, wieder nach oben zu kommen. Davon kann ja auch der Hamburger SV ein Lied singen. Die Kluft zwischen der Bundesliga und 2. Liga wird immer größer“, meint der Ex-FC-Profi, der aber davon „überzeugt“ ist, dass 96 in der kommenden Saison einen „neuen Anlauf“ in Richtung Bundesliga unternehme.

Lottner selbst fühlt sich bei 96 und bei seiner Mannschaft sehr wohl, die Bedingungen in der Nachwuchsakademie des Vereins seien hervorragend. Auch mit dem Dasein als Pendler zwischen Arbeitsort und Wohnort der Familie in Köln könne er sich gut arrangieren. Doch sein Vertrag bei den Niedersachsen läuft nach der Saison aus. Ein erstes, gutes Gespräch mit Sport-Geschäftsführer Marcus Mann habe es aber bereits gegeben, die Tendenz sei, dass man gerne weiter zusammenarbeiten möchte. „Aber natürlich ist da auch noch mein Traum, irgendwann mal als Cheftrainer ein Männerteam im Profifußball zu übernehmen“, sagt Lottner, dessen Abschied als Coach vom Geißbockheim (unter anderem Cheftrainer der U23, Co-Trainer der Profis) mittlerweile schon zwölf Jahre her ist. Doch seine Ex-Vereine FC und Fortuna Köln, die werden für ihn immer eine Rolle spielen.