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Ex-Juwel des 1. FC KölnJonas Urbigs kurioses Bayern-Debüt auf der größtmöglichen Bühne

Lesezeit 4 Minuten
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Jonas Urbig (r.) wird nach seiner Einwechslung von Joshua Kimmich begrüßt.

Der 21 Jahre alte Keeper kam im Champions-League-Spiel gegen Bayer 04 unverhofft zu seinem Debüt für den FC Bayern.

Schnell und leise verschwand Jonas Urbig kurz vor Mitternacht durch die Mixed-Zone der Allianz-Arena in Richtung Ausgang. Freundlich und dankend lehnte der 21-Jährige die Anfragen der wartenden Reporter ab, er dürfe nicht reden, sagte er. Auf dem Weg in Richtung Aufzug musste der junge Keeper noch durch drei Glastüren – jeweils „bewacht“ von Ordnungspersonal im Senioren-Alter. Hier nahm sich Urbig nach einem für ihn historischen Abend mehr Zeit. Er schüttelte fleißig Hände und wirkte fast demütig in Anbetracht der vielen bayrischen Glückwünsche zu seinem Debüt für den Rekordmeister.

Urbig, im Winter für sieben Millionen Euro Ablöse vom Zweitligisten 1. FC Köln zum FC Bayern gewechselt, war am Mittwochabend auf der größtmöglichen Bühne unverhofft zu seiner Premiere im Münchener Trikot gekommen: im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Bayer 04 Leverkusen (3:0) in der mit 75.000 Zuschauern ausverkauften Allianz-Arena – rund vier Monate, nachdem ihm der FC in der 2. Bundesliga das Vertrauen entzogen und auf die Ersatzbank verbannt hatte.

Manuel Neuer erleidet Muskelfaserriss beim Jubellauf

Kurios war das Zustandekommen des Debüts: Nach einer knappen Stunde hatte sich Bayern-Kapitän Manuel Neuer bei einem Jubellauf über das 2:0 durch Jamal Musiala einen Muskelfaserriss in der Wade zugezogen. Der Weltmeister von 2014 und mehrfache Welttorhüter ging nach kurzer Behandlungspause in die Kabine – und sein Kronprinz sprintete aufs Feld, voller Tatendrang und kurzärmlig bei Temperaturen nur knapp über dem Gefrierpunkt. Vom lauten Bayer-04-Anhang in seinem Rücken, hoch oben unter dem Dach der gewaltigen Arena in einen Block gepfercht, gab es aufgrund Urbigs FC-Vergangenheit Schmähgesänge. Die Bayern-Fans schienen darauf reagieren zu wollen und feierten jeden der am Ende acht Ballkontakte des weitgehend beschäftigungslosen Nachwuchskeepers frenetisch.

„Für ein Debüt gibt es leichtere Spiele“, sagte Bayern-Trainer Vincent Kompany, der sein Vertrauen in den gebürtigen Euskirchener betonte. Er habe Urbig in den vergangenen Monaten „sehr ruhig und sehr souverän“ erlebt, sagte der Belgier. Trotz des sportlichen Quantensprungs für den Torhüter von einem kriselnden Zweitligisten hin zu einem Titelaspiranten in der Champions League wolle Kompany „null Druck“ auf die Schultern des Keepers laden. „Wenn es Urbig ist, ist es Urbig und wir werden uns keine Gedanken machen.“ Eigentlich sollte der 21-Jährige erst ab der kommenden Saison mit vereinzelten Einsätzen zum Neuer-Erben aufgebaut werden.

Jonas Urbig wird auch beim Rückspiel in Leverkusen im Tor stehen

Doch Bayerns Kapitän wird mit seinem Muskelfaserriss mindestens bis zur Länderspielpause Mitte März ausfallen, weshalb Urbig auch in den Münchener Bundesliga-Partien gegen Bochum, Union Berlin und womöglich St. Pauli im Tor stehen wird – wie auch im Achtelfinal-Rückspiel am kommenden Dienstag gegen Bayer 04. Denn Bayerns Torwart-Abteilung gleicht derzeit einer Reha-Einrichtung. Neuers Langzeit-Vertreter Sven Ulreich stand am Mittwochabend zwar offiziell im Kader, saß aber zunächst in Zivilkleidung auf der Tribüne und zog sich erst im Laufe der Partie um. Daniel Peretz ist nach einer Nierenverletzung noch nicht topfit – im Gegensatz zu Urbig. „Ohne, dass er eine große Parade zeigen musste, hat er es sehr gut gemacht“, lobte Sportvorstand Max Eberl. „Es hat so ausgesehen, als wenn ihm die Situation nicht so viel ausgemacht hat.“

Für Urbig war das Debüt ein Highlight einer von Wendungen geprägten Saison. Im Sommer hatte der 1. FC Köln sein Eigengewächs nach dem Bundesliga-Abstieg per Erlass und ohne Konkurrenzkampf zur Nummer eins erkoren. Marvin Schwäbe, der bisherige Stammkeeper, konnte und sollte den Verein verlassen. Allerdings ergab sich kein Wechsel, weshalb sich der FC fortan die teuerste Nummer zwei der 2. Bundesliga leistete. Nachdem Köln den Saisonbeginn in den Sand gesetzt und Urbig nicht die außergewöhnlichen Leistungen gezeigt hatte, die man sich von ihm erhoffte, wurde das Toptalent zum Ersatzmann degradiert. Dank einer Umstellung der Grundordnung von Vierer- auf Dreierkette und mit Schwäbe im Tor ging es für den FC sportlich bergauf. Urbig nahm die Zurückstufung klaglos hin, doch es war klar, dass sich an Kölns Torhüter-Konstellation zeitnah etwas ändern würde. Die Bayern klopften an und machten den Deal nach einigem Hin und Her perfekt, Urbig unterzeichnete in München einen Vertrag bis 2029, der FC darf neben den sieben Millionen Euro Ablöse auf Bonuszahlungen hoffen. Und Urbig nun auf weitere Einsätze auf der größten Bühne.