Nach dem 3:1 über den 1. FC Nürnberg steht die Mannschaft von Trainer Gerhard Struber auf einem Aufstiegsplatz
FC besiegt Nürnberg 3:1Plötzlich Zweiter – 1. FC Köln marschiert
Bis kurz vor 15 Uhr war der 1. FC Köln am Sonntag Tabellenführer der 2. Bundesliga. Doch dann sorgte Fisnik Asllani für die nächste Überraschung dieser Saison, als er die SV Elversberg in Braunschweig in Führung und damit an die Spitze schoss. Köln lag zu diesem Zeitpunkt schon 3:1 gegen den 1. FC Nürnberg vorn, was auch der Endstand sein sollte. Elversberg gewann letztlich 3:0 und liegt nun punktgleich mit Köln wegen des um vier Treffer besseren Torverhältnisses auf Rang eins. Nach dem 16. Spieltag ergibt sich ein hochinteressantes Tabellenbild: Elversberg und Köln auf den Aufstiegsplätzen sowie der SC Paderborn auf dem Relegationsplatz haben jeweils 28 Punkte, dahinter liegen gleich vier Teams auf der Lauer, die 26 Zähler gesammelt haben. Die Liga bleibt sagenhaft eng.
Von zuletzt acht Pflichtspielen hat Köln nun sieben gewonnen. Nach dem 1:2 gegen Paderborn Ende Oktober war Köln mit zwölf Punkten aus zehn Spielen Zwölfter. Inzwischen ist der FC ganz vorn dabei, und auch die Zahlen lassen hoffen: Wenn die Kölner in der Zweiten Liga nach 16 Spielen 28 Punkte oder mehr hatten, sind sie bislang immer aufgestiegen.
Gerhard Struber hat angesichts der jüngsten Erfolge eine Veränderung seiner Mannschaft beobachtet. „Die Jungs haben den Rucksack aus der letzten Saison durch das Gewinnen mehr und mehr geleert. Das Punkten ist jetzt normaler“, sagte der Österreicher am Sonntag nach dem Schlusspfiff. Allerdings sprach Kölns Trainer auch von einer „Momentaufnahme“, jedes Spiel in dieser Liga erfordere „einen wahnsinnig hohen Fokus. Weil wir jetzt eine Serie haben, dürfen wir uns nicht zurücklehnen.“
Köln ging vor ausverkauftem Haus früh in Führung. Damion Downs, der als Ersatz für den verletzten Tim Lemperle seinen ersten Startelf-Einsatz seit Anfang November feierte, brauchte nicht viel Zeit zur Eingewöhnung. In der sechsten Minute tupfte Dominique Heintz einen Ball mit dem linken Fuß auf den Flügel, wo Nürnbergs Finn Jeltsch nicht konsequent genug zurückgesprintet war und Schwierigkeiten hatte, in den Zweikampf mit Downs zu finden. Der 18-Jährige versuchte, sein Versäumnis mit einem langen Schritt auszugleichen, was Downs die Chance eröffnete, ihm den Ball durch die Beine ins kurze Eck zu schießen.
Es war eine Aktion, die den Kölner Mut ebenso beschrieb wie die Nürnberger Unfähigkeit, konsequent zu verteidigen. „Ich hatte das Gefühl, wir haben Angst. Erst als wir nichts mehr zu verlieren hatten, haben wir unseren Fußball gespielt. Aber das reicht in Köln nicht“, beschrieb Jens Castrop, der ehemalige FC-Profi im Nürnberger Trikot.
Das Kölner 2:0 ergab sich aus einem weiteren Traumpass aus dem Hause Heintz, der sich in der ersten Hälfte in einen Rausch spielte. Wieder war Downs auf und davon, diesmal jedoch ging Ondrej Karafiát dazwischen, der dem FC-Stürmer den Ball vom Fuß grätschte. Diesen Eindruck erweckten jedenfalls die Fernsehbilder. Doch Schiedsrichter Robin Braun hatte ein Foul gesehen und gab Strafstoß – Florian Kainz verwandelte sicher (17.). Downs selbst sagte später, er habe „Glück gehabt“. Miroslav Klose dagegen wurde grundsätzlich. „Natürlich ist der Kontakt da. Wir dürfen aber nicht dahinkommen, dass jeder Spieler versucht, einzuhaken, die Knie einknickt und den Elfmeter rausholt. Ich war auch Stürmer und habe Elfmeter rausgeholt. Ich weiß, wie es geht. Aber nicht so, dass wir nur den Elfmeter rausholen wollen“, sagte der Weltmeister. Klose wollte Downs keinen Vorwurf machen, der Spieler habe sich nicht fallengelassen. Downs unterstützte das, „ich konnte nicht weiterlaufen“, sagte er, und die Fernsehbilder bestätigten immerhin das.
Keine 15 Minuten später war die Partie entschieden, als Kainz einen perfekten Pass zu Downs spielte, der Huseinbasic bediente, dem das 3:0 gelang (31.). Zur Pause stand der FC an der Tabellenspitze. Doch was nach einem makellosen Nachmittag aussah, erlitt noch ein paar kleinere Schönheitsfehler.
Da waren einerseits die Szenen, in denen die Kölner den Ball allzu leichtfertig hergaben, was andererseits auch daran lag, dass Nürnberg im zweiten Durchgang ein vollends anderes Bild zeigte. Jens Castrop hatte in seiner Kölner Zeit vergebens auf einen Einsatz im Rhein-Energie-Stadion gehofft. Am Samstag erlebte der Mittelfeldspieler dann seinen großen Moment, als er aus 25 Metern abzog und einen Ball in flattriger Bahn auf das Kölner Tor schickte, mit dem er Marvin Schwäbe überlistete (59.). Vor ein paar Wochen wären die Kölner nach einem solchen Gegentreffer noch arg ins Schwimmen gekommen. Diesmal brachten sie den Sieg über die Ziellinie. Und haben am kommenden Sonntag in Kaiserslautern die nächste Chance auf Rang eins.
1. FC Köln: Schwäbe - Hübers, Martel, Heintz (80. Bakatukanda) - Thielmann (57. Obuz), Ljubicic, Huseinbasic, Pacarada - Kainz (80. Uth) - Downs (84. Tigges), Maina (84. L. Waldschmidt); 1. FC Nürnberg: Jan Reichert - Jeltsch, Knoche, Karafiát (72. Sevcik) - Villadsen, Castrop, Jander (76. Lubach), Yilmaz (83. Pick) - Justvan - Emreli (46. Flick), Tzimas (76. Serra); Schiedsrichter: Braun (Wuppertal); Zuschauer: 50.000 (ausverkauft); Tore: 1:0 Downs (6.), 2:0 Kainz (17./FE), 3:0 Huseinbasic (31.), 3:1 Castrop (59.).