FC behauptet trotz des 0:3 in Magdeburg die Tabellenspitze, weil Leihspieler Sargis Adamyan für Regensburg gegen den HSV trifft
FC bleibt trotz Pleite TabellenführerDas Rennen um den Aufstieg nimmt dramatische Züge an
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Die FC-Profis verabschieden sich in Magdeburg bei ihren Fans. Bis zur 70. Minute schien es, als sei die Lage unter Kontrolle. Doch dann ging Köln noch 0:3 unter.
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Der 1. FC Köln bleibt nach dem 22. Spieltag Tabellenführer – das war die versöhnliche Bilanz eines Wochenendes, das für den FC mit der 0:3-Pleite beim 1. FC Magdeburg denkbar schlecht begonnen hatte. Der Hamburger SV kam bei Schlusslicht Regensburg nur zu einem 1:1 – wegen eines Treffers von Sargis Adamyan, der von Köln derzeit an den Jahn ausgeliehen ist. Davie Selke glich in Unterzahl kurz vor Schluss für den HSV aus. Schon am Samstag hatten sich Kaiserslautern und Düsseldorf 0:0 getrennt. So behauptete der FC seinen Spitzenplatz kampflos.
Allerdings rückte die Tabelle weiter zusammen. Das Aufstiegsrennen nimmt dramatische Züge an, und womöglich war der Untergang in Magdeburg bereits dieser eine letzte Ausfall, den sich die Kölner noch leisten durften.
Gerhard Struber bemühte sich, das Spiel vernünftig einzuordnen. „Wir haben gewusst, dass es immer wieder zu Niederlagen kommen kann. Die Frage ist das Wie. Wir werden kritisch sein, aber auch schnell wieder den Haken setzen“, sagte Kölns Trainer noch in Magdeburg.
Zuvor hatte er schon angedeutet, dass die Analyse eine schmerzhafte werden könnte, seine Mannschaft hatte ihn enttäuscht: „Wir sind unserem Anspruch nicht gerecht geworden. Deshalb ist dieses Ergebnis ein sehr bitterer Moment“, sagte er.
Lange Zeit schien die Partie den zuletzt gewohnten Verlauf zu nehmen. Der FC hielt die Null, schaffte es vor allem im Verlauf der zweiten Hälfte einmal mehr, das Spielgeschehen auf niedrigem Niveau einzufrieren. Bei ihren jüngsten fünf Auswärtssiegen hatten die Kölner jeweils ein Tor mehr als der Gegner erzielt, es waren teils zermürbende Auftritte. Doch im Profifußball heiligt das Ergebnis den Spielerverlauf, an den Mitteln störte sich hinterher allenfalls der unterlegene Gegner.
Auch in Magdeburg schien der FC zu bestimmen, welchen Verlauf das Spiel nehmen würde. Doch von der grimmigen Entschlossenheit, die dem FC zuletzt viele knappe Erfolge eingebracht hatte, war am Freitagabend zu wenig zu spüren.
Dabei war der FC hervorragend gestartet. Spielerisch zeigte die Mannschaft ihre beste Phase seit Monaten. Der Bundesliga-Absteiger verzeichnete in der ersten Viertelstunde 65 Prozent Ballbesitz, 4:0 Torschüsse und 4:0 Ecken. Magdeburg, als Tabellen-Vierter in den Spieltag gegangen, fand kaum ein Mittel. „Wir haben gut Fahrt aufgenommen, Möglichkeiten erspielt. Wir haben ein gutes Gefühl für das Pressing gehabt und auch im Ballbesitz vieles richtig gemacht“, fasste Struber zusammen. Doch der Coach brauchte nur einen Satz, um das Kölner Defizit auf den Punkt zu bringen: „Wir haben es versäumt, richtig auszuholen“, lautete sein Befund.
Es begann in der 17. Minute, als Magdeburger Offensivplan erstmals aufzugehen schien: Burcu lief Leart Pacarada auf der Außenbahn im Rücken davon und legte quer an den zweiten Pfosten, wo Ahl Holmström zur vermeintlichen Führung traf. Doch hatte bereits Burcu knapp im Abseits gestanden.
Das erste Tor hatte Köln dann nach einem Standard kassiert, als Daniel Heber (1,82 Meter) Damion Downs (1,92 Meter) deutlich übersprungen hatte. Es war im 22. Saisonspiel das erste Tor des Innenverteidigers. Standardgegentore ärgern Trainer besonders – und Struber machte keinen Hehl aus seinem Zorn. „Wir sind eigentlich ein sehr verlässlicher Partner, haben aber in einem Moment ein Schläfchen gehabt. Da haben wir unsere Duellfähigkeit nicht unter Beweis gestellt“, sagte er: „Das tut richtig weh, aber es gehört dazu.“
Da haben wir uns relativ billig wegkontern lassen
Wenig später kassierte Köln ein Gegentor nach einem eigenen Eckball. Die Kölner Standardstärke in beide Richtungen hatte sich damit endgültig umgekehrt. „Da haben wir uns relativ billig wegkontern lassen“, sagte Struber lakonisch. Anschließend habe seine Mannschaft „den Glauben verloren“, das sei an der Körpersprache zu erkennen gewesen. Das 0:3 in der Nachspielzeit machte das Debakel perfekt.
Christian Titz genoss den Abend still, der Magdeburger Trainer versuchte nicht, den Sieg als das Resultat einer taktischen Meisterleistung darzustellen. Stattdessen erklärte er seinen simplen Plan, und man musste sich fragen, warum die vielen Mannschaften, die zuletzt gegen Köln knapp verloren haben, nicht einfach genauso vorgegangen waren. Offensiv habe man versucht, in den Rücken der Kölner Fünferreihe zu kommen, was schon früh gegen Pacarada, später dann folgenreich gegen Finkgräfe und Gazibegovic funktioniert hatte.
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Sargis Adamyan versucht im Regensburger Trikot sogar Seitfallzieher.
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Defensiv sei der Plan gewesen, „gegen die schnellen Kölner die Tiefe abzusichern“. Das hatte vor allem bedeutet, Linton Maina aus dem Spiel zu nehmen. Die Hausherren feierten sich für jedes gewonnene Duell mit dem zuletzt überragenden Kölner Sprinter, und als dann alles so perfekt funktioniert hatte, blieb eine Frage, die in den verbleibenden zwölf Saisonspielen eine entscheidende zu werden droht: Kann der 1. FC Köln weiterhin so viele knappe Siege einfahren, wenn die Mannschaft vor allem offensiv derart ausrechenbar ist?
Für den Moment blieb der Schaden dank der Regensburger Schützenhilfe überschaubar. Doch schon am Sonntag gegen Düsseldorf werden die Kölner mehr anbieten müssen als einen starken Start. Sargis Adamyan wird ihnen nicht jedes Wochenende retten können.