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FC-Boss Heldt„Es geht ums Überleben“

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Horst Heldt

Köln – Horst Heldt zögert für einen Moment, dann räumt er ein, die verbleibenden Spieltage bereits durchgetippt zu haben. „Da gibt es so einen Tabellenrechner“, sagt der Manager des 1. FC Köln mit einem Lächeln. Vier Spiele stehen noch aus, nach dem 1:1 in Augsburg haben die Kölner 35 Punkte auf dem Konto, diese Zahl hat in fünf der vergangenen zehn Jahre für den direkten Klassenerhalt gereicht. Seit Einführung der Drei-Punkte-Regel vor 25 Jahren genügten durchschnittlich 35,83 Zähler. Ein Punkt also noch, besser noch einen Sieg. Dann wäre der Aufsteiger am Ziel.

Heldts Kalkulation

In Heldts Tabellenrechner hat das bereits funktioniert, „wobei ich ehrlicherweise sagen muss, dass ich mich ein bisschen selbst betrogen habe“, sagt der 50-Jährige. Er sei hinsichtlich der Kölner Resultate „eher positiv“ gewesen. Außerdem habe er „im Hinterkopf gehabt“, dass die Mannschaften hinter Köln nicht mehr punkten sollen. Allzu belastbar sei seine Analyse daher nicht geraten: „Alle Mannschaften hinter uns haben kurioserweise keinen Punkt mehr geholt, obwohl die teilweise noch gegeneinander spielen. Da gab es Ergebnisse, da haben beide verloren. Daher kann ich auch nicht öffentlich machen, was da rausgekommen ist“, sagte der Sportchef heiter.

„Keine Lösung“

Der Auftritt in Augsburg hatte ein versöhnliches Ende gefunden; es gab viel Schlechtes, aber auch Gutes zu resümieren. Schlecht war vor allem, dass die Kölner in eine Situation gelaufen waren, mit der sie gerechnet hatten. „Es ist immer ziemlich intensiv dort, und obwohl man es genau weiß, schaffen es die Augsburger, dem Spiel ihren Stempel aufzudrücken. Wir haben in der ersten Halbzeit keine Lösung gehabt“, beschrieb Heldt. Die Kölner hatten Ecken und Standards vermeiden und den Gegner vom Tor weghalten wollen. Dann aber hatte Augsburg mit 15 Torschüssen in der ersten Hälfte einen Vereinsrekord aufgestellt, ständig Freistöße von den Seiten gehabt und sich zudem sieben Eckbälle erspielt. „Wir konnten von Glück reden, dass wir mit 0:0 in die Halbzeit gegangen sind“, befand Heldt am Montagmorgen.

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In der zweiten Hälfte hatten es die Kölner besser gemacht. Anthony Modeste gelang im vierten Einsatz der dritte Treffer, das 1:0 des Franzosen aus der 86. Minute hatte jedoch nur zwei Minuten Bestand, weil die Kölner es nicht schafften, das Spiel in den Schlussminuten zum Stillstand zu bringen. Philipp Max glich noch aus.

Schwach begonnen, spät in Führung gegangen – und dann doch nur 1:1 gespielt. Der FC-Tross hätte gern bereits am Sonntag den Klassenerhalt gefeiert. Doch Heldt mochte der vergebenen Chance nicht hinterhertrauern. „Klar will man es nach Hause fahren. Haben wir aber nicht“, sagte er pragmatisch.

„Es geht ums Überleben“

Nach dem starken mittleren Saisondrittel hat Gisdols Mannschaft in der Corona-Pause den Faden verloren, nun geht es ausschließlich darum, den letzten Sieg zu holen. „Es war ein wichtiger Punkt gegen einen Konkurrenten. Das Ergebnis hilft uns mehr als den Augsburgern. Es geht um den Klassenerhalt, um nichts anderes. Ich muss jetzt keinen Schönheitspreis mehr gewinnen“, sagt Heldt.

Der FC hat in der Rückrunde bereits jetzt mehr Punkte geholt als in der gesamten Hinserie. Daher sind die nun sechs Spiele ohne Sieg aus Sicht der Verantwortlichen kein Drama. Insgesamt stimme die Ausbeute, „das beste Spiel haben wir gegen Leipzig gemacht, da haben wir nichts mitgenommen. Also – was bringt mir ein guter Auftritt?“, fragt Heldt: „Jetzt geht es nur noch ums Überleben. Den Bremern hilft auch nicht, dass sie gegen Wolfsburg gut gespielt haben.“

Samstag gegen Union

Am Samstag spielen die Kölner zu Hause gegen Union Berlin, eine weitere Mannschaft, die in der Tabelle hinter ihnen steht. Das 0:2 im Dezember an der Alten Försterei gilt Heldt als der Tiefpunkt der Saison, anschließend leitete Köln mit dem Sieg über Leverkusen die Wende ein. Union wäre damit ein angemessener Gegner, um den Klassenerhalt komplett zu machen, das findet auch Heldt. „Jeder weiß, was am Samstag möglich ist. Ein Kreis schließt sich aus unserer Sicht, wenn wir unser Ziel erreicht haben. Wir haben ein ziemlich schlechtes Spiel gegen sie gemacht. Wir wollen so eine Partie nicht noch einmal abliefern.“