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FC in der AnalyseKöln beweist Mentalität im Dauerregen von Bochum

Lesezeit 4 Minuten
Kopfball FC Abwehr

Luftkampf um den Ball in Bochum

Bochum – Vier Minuten in der Nachspielzeit waren fast rum, da hätte der 1. FC Köln die Bundesligapartie beim VfL Bochum beinahe noch komplett gedreht. Nach einer Ecke stand der aufgerückte FC-Verteidiger Nikola Soldo im Strafraum der Hausherren völlig frei – und schoss das Leder aus kurzer Distanz über das Tor. „Ich hatte den Ball schon drin gesehen“, berichtete Soldo danach. Das war wohl das Problem.

Kurz nach der Szene war Schluss, beide Teams trennten sich 1:1. Der eingewechselte Linton Maina hatte in der 88. Minute zum Ausgleich für die Gäste getroffen. Tief im Westen war bei Dauerregen und klatschnassem Rasen insbesondere harte Arbeit und Mentalität gefragt. Und diese bewiesen die Gäste nach einer dürftigen ersten Halbzeit und einem frühen Rückstand dann nach der Pause.

Maina beim Torschuss

Linton Maina bei seinem Treffer zum 1:1

Baumgart kann mit 1:1 „gut leben“

Während die Bochumer endlich den ersten Punkt einfuhren, haben die Kölner derweil schon zehn Zähler gesammelt. FC-Trainer Steffen Baumgart konnte mit dem 1:1 nach eigener Aussage „gut leben – auch wenn aus meiner Sicht am Ende noch mehr drin gewesen wäre, da wir eine Möglichkeit nach der anderen hatten. Wir haben ein gutes, rassiges Spiel von beiden Mannschaften gesehen, das wir über weite Strecken dominiert haben. Die Jungs haben eine gute kämpferische Leistung gebracht. In der einen oder anderen Situation fehlt uns die Kaltschnäuzigkeit und Ruhe vor dem Tor. Und die frühen Gegentore und Eigentore nerven mich natürlich“, befand der FC-Coach.

Baumgart im T Shirt

Steffen Baumgart an der Seitenlinie in Bochum

Die Aussichten vor dem Anpfiff am Sonntagabend waren verlockend: Mit einem Sieg hätte der FC von den Punkten her mit Rekordmeister Bayern München in der Tabelle gleichziehen können. Das hatte es jahrelang so nicht mehr an einem siebten Spieltag der Bundesliga gegeben, genau genommen stand der FC am 16. September 2016 zumindest eine Nacht mal in der Tabelle vor den Bayern. Und obwohl der FC am Donnerstagabend noch in der Conference League gefordert war (4:2-Sieg gegen Slovacko), ging er als Favorit in den West-Schlager beim Letzten, der sich Anfang der Woche vom einstigen Erfolgstrainer Thomas Reis getrennt und Heiko Butscher zum Interimstrainer befördert hatte.

Baumgart ändert Startelf auf sieben Positionen

Im Vergleich zum Europapokalspiel vor drei Tagen hatte Baumgart seine Startelf gleich auf sieben Positionen verändert. (Hübers, Schmitz, Hector, Skhiri, Kainz, Thielmann und Tigges für den gesperrten Kilian, Schindler, Sörensen, Martel, Maina, Adamyan, Dietz). Der Kölner Trainer hatte vor dem VfL in den letzten Tagen noch einmal nachdrücklich gewarnt – und er sollte sich bestätigt sehen. Denn zu Beginn brannten die Bochumer ein Feuerwerk ab. Nicht nur auf den Rängen im Heimblock, auch auf dem Rasen gingen die leidenschaftlich kämpfenden Hausherren ab.

Eigentor FC HEctor

Ein Eigentor fürhte zum frühen Kölner Rückstand in Bochum.

Und der FC kassierte wieder einmal ein frühes Gegentor, das er so nicht kassieren darf: Denn es fiel in der neunten Minute direkt nach eigener Ecke, in defensiver Überzahl und durch viel eigenes Zutun. Nach tollem Pass in die Tiefe konnte Dejan Ljubicic den pfeilschnellen Gerrit Holtmann nicht stoppen. Nach dessen Hereingabe startete Jonas Hector einen äußerst riskanten Klärungsversuch, bei dem er Mitspieler Benno Schmitz anschoss. Und von dem prallte der Ball unglücklich ins eigene Tor. Baumgart zog sich unmittelbar danach die Jacke aus, was auch eine Art Signal war.

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Und der FC wäre beinahe postwendend zum Ausgleich gekommen, doch Soldo köpfte in aussichtsreicher Position den eigenen Mitspieler (Ellyes Skhiri) an. Rassig ging es erst einmal weiter, und kurz darauf waren die Kölner mit dem Glück im Bunde: Osterhage spielte Holtmann frei, und der philippinische Nationalspieler jagte das Leder aus rund 14 Metern an den Pfosten.

Danach beruhigte sich die Partie etwas. Bochum zog sich zurück, lauerte, die Kölner taten sich schwer und fanden nicht die Lücke. Kurz vor der Pause tauchte Skhiri frei am zweiten Pfosten auf, doch auf dem nassen Rasen konnte er den Ball nicht kontrolliert aufs Tor köpfen.Die Kölner kehrten tatsächlich unverändert nach der Pause auf den Platz zurück. Am Spielgeschehen sollte sich vorerst noch nicht viel ändern. Der VfL war mit seinen Kontern oft gefährlicher als der FC, der deutlich mehr Ballbesitz, aber wenige Ideen hatte.

Dreifachwechsel bringt neuen Schwung

Baumgart nahm dann allerdings nach rund einer Stunde wieder einen Dreifachwechsel vor. Der FC zog sofort das Tempo an, vor allem der schnelle Linton Maina sorgte für viel Gefahr. Die Kölner drückten nun auf den Ausgleich. Die Überlegenheit wurde von Minute zu Minute drückender. Der ebenfalls eingewechselte Sargis Adamyan jagte das Leder in der 78. Minute noch an den Pfosten. Doch dann belohnten sich die Gäste für ihren Aufwand und ihre Moral: Maina leitete den Angriff selbst ein und kam am Strafraum wieder an den Ball. Der Joker zog aus spitzen Winkel ab und schoss VfL-Keeper Riemann durch die Beine ins lange Eck zum Ausgleich (88.). Es spielte nur noch der FC, und in der Nachspielzeit hätte Soldo fast noch zum Sieg getroffen.