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Kommentar

FC auf Erfolgskurs
Gerhard Strubers Emanzipation erlöst den 1. FC Köln

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Lesezeit 3 Minuten
Gerhard Struber hat mit seiner Mannschaft acht Pflichtspiele in Folge nicht verloren und vorerst die Wende geschafft.

Gerhard Struber hat mit seiner Mannschaft acht Pflichtspiele in Folge nicht verloren und vorerst die Wende geschafft.

Ende Oktober schien der 1. FC Köln verloren, doch der Trainer hat es geschafft, mit klaren Entscheidungen die Wende herbeizuführen.

Grundsätzlich braucht es im Zweitligafußball keine Genies auf der Trainerposition. Zumindest in Köln nicht, wo man trotz aller Versäumnisse der Vergangenheit nach wie vor in der Lage ist, überlegene Kader zu stellen. Gute Spieler finden zueinander, wenn man sie denn lässt.

Eher geht es darum, die richtige Tonlage zu finden und seine Leute machen zu lassen. Wie das laufen kann, erlebte der FC in der Saison 2018/19, als Markus Anfang zwar ein geniehaftes System zur Aufführung brachte, jedoch immer wieder Dellen erlebte, weil sein Fußball nicht zum Personal passte. Es bedurfte der klaren Ansage, dass Anfang und sein Fußball in Köln Geschichte seien, sollte der Trainer es auch nur ein weiteres Mal wagen, mit nur einer Spitze anzutreten.

Diese Ansage kam damals nach dem zwölften Spieltag. Am 13. Spieltag gewann Köln im veränderten System 8:1 gegen Dresden und wurde später souverän Meister. Allerdings ohne Markus Anfang, der sich eine Delle zu viel geleistet hatte und auf Platz 1 liegend entlassen wurde. Mit der Taktik des Trainers hatte das nicht mehr viel zu tun. Eher mit Armin Vehs Bauchgefühl.

Damals hatte die sportliche Leitung einen Kader zusammengestellt, der viel zu teuer war, um den Aufstieg durch taktische Egotrips zu gefährden. In diesem Jahr liegen die Dinge anders. Zwar ist auch diese Kölner Mannschaft eine teure, mehreren Stammspielern wurden nach dem Abstieg die Ausstiegsklauseln abgekauft, indem man ihre Zweitligagehälter dem Erstliganiveau mindestens annäherte. Doch wirtschaften die Kölner nachhaltig genug, um im Fall des Nicht-Aufstiegs nicht vom Ruin bedroht zu sein.

Dennoch wurde auch in dieser Saison beherzt eingegriffen, um den Aufstieg nicht zu gefährden. Diesmal war es jedoch nicht die sportliche Leitung, die sich das Treiben des Trainers nicht weiter ansehen wollte. Eher war es umgekehrt.

In Gerhard Strubers Vertrag steht dem Vernehmen nach, dass der Trainer sich den Maßgaben der Sportlichen Leitung zu „unterwerfen“ habe, was mindestens seltsam klingt. Diese Unterwerfung führte dazu, dass der FC nach dem zehnten Spieltag auf Rang 12 stand. Mit dem Ergebnis, dass im Fall eines weiteren Auftritts mit Viererkette nicht nur der Trainer Geschichte gewesen wäre. Sondern der Geschäftsführer gleich mit.

Wechsel zur Dreierkette als Schlüssel für den 1. FC Köln

Schon nach dem 1:5 in Darmstadt hatte Gerhard Struber hinter verschlossenen Türen das neue System einstudiert, durfte es aber offenbar gegen Paderborn noch nicht spielen lassen. Ein 1:2 später hatte der Trainer dann freie Bahn. Seitdem hat Köln acht Pflichtspiele in Serie nicht verloren, steht im Pokal-Viertelfinale. Und seit Sonntag auf einem Aufstiegsplatz.

Neben den Systemfantasien hatte Struber auch die Kader-Unwucht auf der Torwartposition mit in die Saison geschleppt. Dass er dennoch die Wende geschafft hat, spricht für die Führungsstärke des Trainers: Struber ist bereit, unter höchstem Druck harte Entscheidungen zu treffen. Das zählt mehr als jeder taktische Geniestreich.