Vor einer Woche hat Stefan Kuntz die Karriere des Fußballspielers Jeff Chabot ein weiteres Mal geprägt. Angesichts der Leistung des Kölner Verteidigers beim 1:1 in der Münchner Allianz-Arena mutmaßte der Trainer der türkischen Nationalmannschaft, an Chabot sei wohl nicht nur auf dem Fußballplatz kein Vorbeikommen. „Wenn der in der Tür steht, gehst du nicht in die Disco“, sagte Kuntz und lieferte eine gute Beschreibung der Spielweise des 24-Jährigen, der zuletzt durch kompromissloses Zweikampfverhalten auffiel.

Während Chabot nach dem Training am Mittwochmittag zum Gespräch anhielt, riefen ihm die Kollegen auf dem Weg in die Kabinen mehrfach „Türsteher“ zu – ein Spitzname scheint geboren. Der Spieler hat nichts dagegen, „ich bin ein bisschen groß gewachsen, da ist es normal, dass ich eine gewisse Körperlichkeit einbringe. Wir haben in der Kabine darüber gesprochen, den einen oder anderen Witz gemacht“, berichtete Chabot. Nun dürfte Kuntz (60) nicht allzu überrascht gewesen sein vom Auftreten des Innenverteidigers. Schließlich war es Kuntz, unter dem Chabot im Herbst 2019 für vier Spiele in der U-21-Nationalmannschaft des DFB spielte.

Unglücklicher Start in die Saison

Jetzt erklärte Kuntz seinen ehemaligen Verteidiger zum Türsteher. Ein mögliches Karnevalskostüm? „Stimmt, ist ja bald“, sagt Chabot und lächelt.

Dem 1. FC Köln ist ein guter Start ins Jahr gelungen. Fünf Punkte holte Steffen Baumgarts Mannschaft in den ersten drei Partien nach dem Neustart des Ligabetriebs. Nur zwei Gegentore kassierte der FC dabei, Chabot spielte dreimal über die volle Distanz. „Wir haben das Bestmögliche rausgeholt. Für mich war es vor allem wichtig, am Ende der Woche gesund zu sein, das war ja zuletzt nicht immer so“, beschrieb Chabot.

Der 1,95 Meter große Abwehrmann hatte im August in der Partie gegen den VfB Stuttgart eine Sprunggelenksverletzung erlitten, war anschließend nach einer Operation monatelang ausgefallen und bis zur Winterpause ohne Spielpraxis geblieben.

Nun die erfolgreiche Rückkehr nach einem unglücklichen Saisonstart. Im Qualifikationsspiel zur Conference League hatte er im August daheim gegen Fehervar nach 20 Minuten beim Stand von 1:0 wegen einer unnötigen Notbremse Rot gesehen. Köln hatte die Partie anschließend noch 1:2 verloren. Drei Wochen zuvor hatte er beim Kölner Aus im DFB-Pokal bei Jahn Regensburg einen Elfmeter verschossen.

Im Januar 2022 kam Chabot von Sampdoria Genua nach Köln. Vier Einsätze verzeichnete der gebürtige Hanauer in Baumgarts Team, die Umstellung vom eher defensiv geprägten Stil der Serie A zum hohen Verteidigen in Köln fiel ihm sichtlich schwer, Verteidiger leben von ihren Abläufen. Dabei ist Chabot grundsätzlich an Pressingfußball gewöhnt. Entscheidende Teile seiner Ausbildung absolvierte er in der Jugendabteilung von RB Leipzig, wo ein Fußball gelehrt wird, der dem in Köln ähnelt. „Ich kannte ein paar Einzelheiten aus meiner RB-Schule. Dennoch habe ich ein paar Monate gebraucht, um hier Fuß zu fassen“, sagte Chabot am Mittwoch.

FC-Profis in der Einzelkritik

Chabot mit erstaunlichem Auftritt – Olesen lässt Stärken vermissen

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Christian Löer

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Bis zum 30. Juni ist er aus Genua nach Köln ausgeliehen, anschließend läuft Chabots Vertrag in Italien noch ein weiteres Jahr. Zum Beginn der Leihe hatten die Kölner mit Sampdoria eine Kaufverpflichtung ausgemacht für den Fall, dass Chabot mehr als 25 Saisonspiele absolviert. Diese Marke kann er nun wegen der Verletzung nicht mehr erreichen, was allerdings auch gute Seiten hat: Dem Vernehmen nach lag die vereinbarte Ablöse bei 2,5 Millionen Euro – Geld, das der 1. FC Köln wohl kaum zu zahlen bereit gewesen wäre. Nun aber ist der Betrag frei verhandelbar, und es ist offen, wo Chabots Karriere ihre Fortsetzung finden wird. Nichts Unübliches im Profifußball. Für den Spieler ist allerdings klar, was er will: „Ich möchte gern bleiben. Ich bin glücklich hier.“

Der hervorragende Auftritt beim FC Bayern war auch dadurch besonders, dass Chabot mit Nikola Soldo eine Innenverteidiger-Kombination bildete, die so noch nicht zum Einsatz gekommen war. Dennoch hielt die Abwehr gegen den Rekordmeister, für Chabot keine Überraschung. „Jeder kann bei uns mit jedem spielen. Darum trainieren wir unter der Woche so viel und auch so intensiv, damit die Absprachen stimmen“, beschreibt er.

Hervorragender Auftritt auf Schalke

Gegen Schalke blieb der FC dann zum ersten Mal seit fünf Monaten ohne Gegentor, 16 klärende Aktionen hatte Jeff Chabot, eine überragende Ausbeute. Allerdings wird es nun kaum einfacher. RB Leipzig und Eintracht Frankfurt werden an den kommenden Wochenenden in Müngersdorf vorspielen. „Wir lassen das auf uns zukommen und bleiben bei uns“, sagt FC-Trainer Steffen Baumgart, und auch Jeff Chabot weiß, was nun gefragt ist. „Das sind schwierige Gegner. Da gilt es, unser Heim zu verteidigen“, sagt er. Und wirkt fest entschlossen, seinen Job als Türsteher auch in den nächsten Spielen hingebungsvoll zu versehen.