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0:0 im rheinischen DerbyDem 1. FC Köln fehlt weiter ein echter Torjäger

Lesezeit 5 Minuten
Die Spieler des 1. FC Köln stehen vor der Kurve nach der Nullnummer gegen Gladbach.

Die Spieler des 1. FC Köln vor der Kurve nach der Nullnummer gegen Gladbach.

Die Transfersperre durch die Fifa hat den FC nicht gehemmt. Aber beim 0:0 gegen Gladbach fehlte wieder ein Knipser.

Nach der Nullnummer am Sonntag im rheinischen Derby fielen die Reaktionen in den Lagern der Erzrivalen ziemlich unterschiedlich aus. Während die Fans des 1. FC Köln ihrer Mannschaft vor der Südtribüne applaudierten, gab es für die Spieler von Borussia Mönchengladbach vor dem Gästeblock einen frostigen Empfang und deutlich hörbar Pfiffe.

Der FC war dem Sieg deutlich näher als die Borussen. Der Mannschaft war keine Verunsicherung nach den turbulenten letzten Tagen mit dem knallharten Fifa-Urteil und der drohenden Transfersperre anzumerken. Vor allem im ersten Durchgang betrieben die Hausherren einen hohen Aufwand, waren klar überlegen und hatten gleich mehrere gute Chancen. Doch wieder einmal belohnten sich die Kölner eben nicht für diesen Aufwand.

Und so bleibt es dabei: Der FC hat derzeit riesige Probleme, das Tor zu treffen. Seit dem 3:0-Heimsieg gegen Eintracht Frankfurt scheint das Tor für die Kölner wie vernagelt zu sein. Seit fast zwei Monaten hat die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart in sechs Bundesligaspielen nur einen kümmerlichen Treffer erzielt, und der fiel bei der deftigen 1:6-Niederlage zuletzt in Dortmund.

Erklärbare Durststrecke

Und diese Durststrecke lässt sich erklären. Erneut ging dem FC die Effizienz ab. Die Kölner liefen fast sieben Kilometer mehr als der Gegner (118 Kilometer zu 111), hatten mehr Torschüsse (zwölf zu acht). Aber die Ungenauigkeit im Spiel nach vorne bleibt ein großes Problem – was am Ende vielleicht auch eine Frage der Qualität ist. 36 Flanken schlugen die Kölner, nicht einmal jede fünfte Flanke (17 Prozent) erreichte den eigenen Mann. Acht Mal gingen die Kölner Profis in ein Dribbling, acht Mal blieb der Erfolg aus.

Die FC-Einzelkritik zum durchklicken:

Dem FC fehlt auch weiterhin ein Angreifer, der auch mal ein einfaches Tor erzielt, der imstande ist, die Chancen auch zu nutzen. Die Folge ist, dass sich der FC nach nur zwei Punkten aus den letzten sechs Partien weiterhin im Abstiegskampf befindet. Die Leistung im Derby gibt indes den Anlass zur Hoffnung, dass der FC diesen auch erfolgreich meistern wird. Nach der schwachen Vorstellung in Dortmund zeigten die Hausherren die richtige Reaktion, der erhoffte Befreiungsschlag blieb allerdings aus.

Im Vergleich zum Spiel in Dortmund hatte Baumgart seine Startelf auf drei Positionen verändert. Für Dejan Ljubicic, der nach seiner langen Verletzungspause im Formtief steckt, den in Dortmund schwachen Mathias Olesen und dem bisher allgemein enttäuschenden Angreifer Sargis Adamyan, der aus sportlichen Gründen nicht einmal dem Kader angehörte, rückten Linton Maina, Eric Martel und Kingsley Schindler ins Team. Zudem spielte Florian Kainz auf der für ihn ungewohnten Zehner-Position aus, auch diese Maßnahme ging auf.

Der FC ging das Spiel auf dem rutschigen Rasen (Baumgart: „Der Rasen hat keine gute Qualität“) mit dem Feuer und der Leidenschaft an, wie es sich für ein Derby gehört. Und er hätte bereits nach 80 Sekunden in Führung können, wenn nicht gar müssen. Borussias Itakura hatte den Ball leichtfertig vertändelt, Maina zündete den Turbo und passte quer auf Davie Selke, der sich aber für eine gute Schussposition um die eigene Achse drehte und letztendlich an VfL-Torwart Omlin scheiterte.

Die Kölner blieben die dominante Mannschaft, insbesondere Schindler machte auf der Rechtsaußen-Position immer wieder auf sich aufmerksam. Einmal schoss er knapp am Tor vorbei (11.), dann zwang er Omlin mit einem Hammer aus 20 Metern zu einer Glanzparade (28.). Auch Florian Kainz per Freistoß (22.) und Eric Martel mit einem strammen Schuss (38.) hatten die Führung auf dem Fuß, die auch absolut verdient gewesen wäre. Die Gladbacher spielten pomadig und ließen jegliche Körpersprache vermissen, hatten allerdings auch einmal Pech, als ihnen nach einem Duell zwischen Timo Hübers und Florian Neuhaus im Strafraum kein Elfmeter zugesprochen wurde. Oftmals hatte der FC schon schlechte Erfahrungen mit dem Videoschiedsrichter gemacht, diesmal griff er nicht ein.

Baumgart wirkt zufrieden

Mit Beginn der zweiten Halbzeit legten die Gladbacher ihre teilweise erschreckende Behäbigkeit dann ab und agierten mutiger. Thuram hatte in der 54. Minute die erste gute Chance der Gäste, doch sein Schuss ging knapp am Tor vorbei. Fortan war es ein Derby auf Augenhöhe, denn auch der FC hielt weiter dagegen, war allerdings nicht mehr so dominant. Baumgart reagierte auf den veränderten Spielverlauf, wechselte in der 61. Minute gleich doppelt, Dejan Ljubicic kam für Schindler, der etwas abgebaut hatte. Steffen Tigges löste Selke ab, der offenbar erneut angeschlagen war.

Den Kölnern fehlte jetzt aber die Durchschlagskraft, was vielleicht auch daran lag, dass ihnen mit zunehmender Spielzeit etwas die Puste ausging. Nach dem kleinen Zwischenhoch vermittelten die Gäste wieder den Eindruck, dass sie mit der Punkteteilung gut leben konnten. Der FC drückte in den letzten Minuten noch mal auf den Siegtreffer, zu einer hochkarätigen Chance kam er allerdings auch nicht mehr.

„Die Mannschaft hat einen hohen Aufwand betrieben und eine gute Leistung geboten, aber am Ende des Tages war der Ertrag zu gering. Wir müssen das Stück für Stück wieder erarbeiten“, befand FC-Lizenzspielerchef Thomas Kessler. Und auch Baumgart wirkte mit dem Auftritt durchaus zufrieden: „Wir waren sehr aktiv und haben versucht, nach vorne zu spielen. Es fehlte das letzte Quäntchen Glück, das man braucht. Es war wichtig, dass wir bis zur letzten Minute auf Sieg spielen. Wir wären nicht der unverdiente Sieger gewesen, müssen aber mit dem 0:0 leben“, sagte der Kölner Coach, legte dann aber auch den Finger in die Wunde: „Wir müssen langsam Tore machen, daran werden wir arbeiten.“