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Ismail Jakobs im Interview„Lukas Podolski ist mein Vorbild“

Lesezeit 6 Minuten
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Ismail Jakobs spielt seit seiner Kindheit beim 1. FC Köln.

  1. Ismail Jakobs ist beim schwachen Saisonstart des 1. FC Köln einer der wenigen Lichtblicke in der Gisdol-Elf.
  2. Im Interview spricht der Youngster nun über seinen Traum von Olympia und die Situation in der U21-Nationalmannschaft.
  3. Jakobs äußert sich auch zu seiner schwierigen Zeit beim FC, die aktuelle Situation und seine Covid-19-Erkrankung.

KölnHerr Jakobs, Sie haben sich mit der U21-Nationalmannschaft für die EM-Endrunde qualifiziert. Das ist vielleicht etwas untergegangen, weil kurz darauf die A-Mannschaft ein historisches 0:6-Debakel in Spanien erlebt hat.

Das war leider so, trotzdem haben wir uns riesig über unseren Erfolg gefreut. Ich selbst habe noch nie eine EM gespielt, da ich vorher überhaupt noch nie bei einer Junioren-Nationalmannschaft dabei war. Deshalb ist diese Endrunde etwas ganz Besonderes für mich – auch wenn es natürlich äußerst schade wäre, wenn wir auch im März noch ohne Zuschauer spielen müssten. Dennoch will ich dieses Turnier genießen und bin sehr gespannt. Und sollten wir uns dann auch noch für Olympia qualifizieren, hätte sich mein Traum erfüllt. Ein Ziel ist das auf jeden Fall, die Qualität dafür haben wir.

U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz wurde sogar kurzzeitig als Nachfolger von Joachim Löw gehandelt. Wie erleben Sie ihn?

Ihn zeichnet seine Persönlichkeit aus. Er geht mit den Spielern sehr offen und ehrlich um. Die Stimmung in der Mannschaft ist einfach sehr gut. Er schafft es, dass wir vor den Spielen konzentriert sind und gleichzeitig die notwendige Lockerheit behalten. Es macht Spaß, in seiner Mannschaft zu spielen. Stefan Kuntz ist der erste Trainer, der mich überhaupt in einer U-Auswahl berücksichtigt hat. Das lag auch daran, dass wir im Gegensatz zu heute nicht so starke Jugendteams beim 1. FC Köln hatten. Und leider hatte ich mir der ein oder anderen Verletzung zu kämpfen. Daher empfinde ich große Dankbarkeit.

Beim DFB haben Sie auch schon auf anderen Positionen gespielt als im Verein. Ist das eine große Umstellung?

Das ist kein Problem, denn ich spiele sehr gerne auf der Linksverteidiger-Position. Stefan Kuntz sieht mich eher hinten, das hat er mir auch genau erklärt. Mir gefällt es, dass ich beim FC offensiver und beim DFB in der Defensive aufgestellt werde. So kann ich zeigen, dass ich beide Positionen beherrsche.

Beim 1. FC Köln sind Sie einer der wenigen Lichtblicke zuletzt. Wie würden Sie Ihre Entwicklung in den vergangenen anderthalb Jahren beschreiben?

Mit der war so nicht zu rechnen, ich stand damals kurz vor dem Absprung. Aber irgendwie war ich mit Köln und dem FC noch nicht fertig, ich wollte die Stadt nicht verlassen. Dann ging es nach meiner Verletzung plötzlich steil bergauf, für die Mannschaft und auch für mich. Mittlerweile habe ich eine gewisse Routine entwickelt. Mir ist klar, dass es auch mal Rückschläge geben kann. Aber insgesamt bin ich glücklich und zufrieden, wie es derzeit läuft. Ob ich ein Lichtblick bin, das kann ich nicht beurteilen. Ganz ehrlich: Ich lese nichts über mich, keine Zeitung, kein Internet. Meine Mutter ist da ganz anders, sie schneidet heute noch jeden Artikel über mich aus und sammelt sie in einer Mappe.

Was können Sie an Ihrem Spiel verbessern?

Einiges. Ich kann mich mit dem rechten Fuß verbessern, im offensiven Eins-gegen-Eins. Meine Hereingaben könnten präziser werden. Im letzten Drittel vor dem Tor muss ich noch öfter die richtigen Entscheidungen treffen. Und will insgesamt noch torgefährlicher werden.

Das ist jetzt in der Tat einiges. Aber Sie imponieren ja auch mit Ihren Stärken. Zum Beispiel mit Ihrer Sprintstärke. Einen senegalesischen Läufer gab es in Ihrer Familiengeschichte aber nicht, oder?

Nein. Mein Vater würde sagen, dass ich seine Schnelligkeit von ihm geerbt habe. Mein Spiel war aber schon immer so angelegt. Ich laufe einfach wahnsinnig gerne und viel. Bewusst mache ich das gar nicht, ich müsste mir meine Kräfte vielleicht sogar noch besser einteilen. Ich nehme mir ja nicht vor, 45 Sprints hinzulegen. Das passiert einfach.

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Ihre Spielweise ist aber sehr fordernd. Besteht da nicht die Gefahr, dass Sie schnell überpowern und das nicht über Jahre durchhalten können? Sie sagten es ja schon selbst, dass Sie mit einigen Verletzungen bereits zu kämpfen hatten.

An das Tempo habe ich mich inzwischen gewöhnt. Wenn ich richtig im Spielrhythmus bin, fallen mir selbst die Läufe nach hinten nicht mehr so schwer. Deshalb glaube ich auch, dass ich langfristig wieder nach hinten in die Abwehr rutschen werde. Und ich habe gelernt, mehr auf meinen Körper zu achten. Das war in der Jugend anders. Ich gehe besser mit dem Thema Ernährung um, schlafe mehr. Da bin ich insgesamt professioneller geworden und höre mehr auf meinen Körper.

Lukas Podolski soll Ihr Vorbild sein.

Bei der Nationalmannschaft wurde ich gefragt, wer mein Vorbild beim FC ist. Und da gibt es für mich nur eine Antwort: Lukas Podolski. Er ist fußballerisch und menschlich ein Vorbild – und spielt ja ebenfalls auf der linken Seite. Als ich 13 war, haben wir uns zum ersten Mal am Geißbockheim getroffen. Ich war gerade neu im Verein und habe ihm gesagt, dass ich auch beim FC bin. Er fand das wohl ganz lustig. Denn neben einem gemeinsamen Foto gab er mir auch noch ein paar coole Sprüche mit.

Nicht ganz so lustig ist die Situation beim FC. Ist sie bedrohlich?

Es war von Anfang an klar, dass es eine schwere Saison werden würde. Aber bedrohlich? Das sehe ich nicht so. Obwohl wir unten drinstehen, haben wir eine gute Stimmung in der Mannschaft und auch ein gutes Verhältnis zum Trainerteam. Wir müssen wieder in diese Positivspirale der letzten Saison kommen. Und das können wir auch schaffen. Wir haben zuletzt auch gesehen, dass wir die Bayern ärgern können. Wir sind deutlich stabiler geworden. Deshalb können wir jetzt auch die nächsten schweren Gegner wie Union, den BVB und Wolfsburg ärgern. Ich sehe noch überhaupt keinen Grund zur Panik.

Über Corona spricht die ganze Welt. In der vergangenen Saison wurden Sie selbst positiv auf das Virus getestet. Wie haben Sie die Zeit empfunden?

Der Test war zuerst ein Schock. Ich habe direkt an meine Familie gedacht, an die Leute, mit denen ich Kontakt hatte. Ich hatte gar keine Symptome und wusste auch nicht, wo ich mich angesteckt haben könnte. Wenn ich nicht getestet worden wäre, hätte ich es wahrscheinlich gar nicht mitbekommen. Ich kann da natürlich nur für mich sprechen: Das Virus war auf einmal da, ich habe nichts gespürt, dann war es wieder weg und zum Glück habe ich auch meine Familie nicht angesteckt.